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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.

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Theresiade
110"Man frage Sud und Ost, man höre Nord und West,
"Ob man nicht dort so gar ihr Saülen bauen läßt.
"Jch wundere mich nicht: dann wann ich es erwege,
"Der Menschen Wanderschaft und Reisen überlege,
"Auf welchen sie dem Meer, der ungestümen See,
115"Des Winters Wuth und Frost, dem Regen, Reif und Schnee
"Jn dem ergrimmten Schaum der ungetreuen Wellen
"Der Winde Raserey sich pflegen bloß zu stellen;
"Daß sie den goldnen Saft, den die Natur erzeugt,
"Und meistentheils damit den tapfern Krieger seugt;
120"Durch Schweiß, den sie dadurch aus allen Gliedern pressen,
"Jn unser Schatz-Gemach, in unsre Kasten flössen:
"Damit sie nur, sag' ich, von dem entlegnen Land
"Der Erden theürstes Marck in Stuffen oder Sand
"Aus der vertiefften Nacht derselben Schachten zwingen,
125"Und zum Behuf des Amts, so wir begleiten, bringen;
"So zeiget sich von selbst, daß unsre Königinn
"Auch dort gerühmet sey, wohin die Völcker ziehn.
"Wer wird dahero nicht mit Fug und Recht bekennen,
"Daß ich in diesem Fall die gantze Welt muß nennen,
130[']"So mehr, als jeder Theil an ihr die Tugend liebt
"Und dessentwegen ihr zum Kampf die Kräffte gibt,
"Weil aus den Tugenden nicht alles hergeflossen,
"Was GOtt durch sie der Welt zu zeigen hat beschlossen.

"Nun

Thereſiade
110„Man frage Sud und Oſt, man hoͤre Nord und Weſt,
„Ob man nicht dort ſo gar ihr Sauͤlen bauen laͤßt.
„Jch wundere mich nicht: dann wann ich es erwege,
„Der Menſchen Wanderſchaft und Reiſen uͤberlege,
„Auf welchen ſie dem Meer, der ungeſtuͤmen See,
115„Des Winters Wuth und Froſt, dem Regen, Reif und Schnee
„Jn dem ergrimmten Schaum der ungetreuen Wellen
„Der Winde Raſerey ſich pflegen bloß zu ſtellen;
„Daß ſie den goldnen Saft, den die Natur erzeugt,
„Und meiſtentheils damit den tapfern Krieger ſeugt;
120„Durch Schweiß, den ſie dadurch aus allen Gliedern preſſen,
„Jn unſer Schatz-Gemach, in unſre Kaſten floͤſſen:
„Damit ſie nur, ſag’ ich, von dem entlegnen Land
„Der Erden theuͤrſtes Marck in Stuffen oder Sand
„Aus der vertiefften Nacht derſelben Schachten zwingen,
125„Und zum Behuf des Amts, ſo wir begleiten, bringen;
„So zeiget ſich von ſelbſt, daß unſre Koͤniginn
„Auch dort geruͤhmet ſey, wohin die Voͤlcker ziehn.
„Wer wird dahero nicht mit Fug und Recht bekennen,
„Daß ich in dieſem Fall die gantze Welt muß nennen,
130[']„So mehr, als jeder Theil an ihr die Tugend liebt
„Und deſſentwegen ihr zum Kampf die Kraͤffte gibt,
„Weil aus den Tugenden nicht alles hergefloſſen,
„Was GOtt durch ſie der Welt zu zeigen hat beſchloſſen.

„Nun
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[0057] Thereſiade „Man frage Sud und Oſt, man hoͤre Nord und Weſt, „Ob man nicht dort ſo gar ihr Sauͤlen bauen laͤßt. „Jch wundere mich nicht: dann wann ich es erwege, „Der Menſchen Wanderſchaft und Reiſen uͤberlege, „Auf welchen ſie dem Meer, der ungeſtuͤmen See, „Des Winters Wuth und Froſt, dem Regen, Reif und Schnee „Jn dem ergrimmten Schaum der ungetreuen Wellen „Der Winde Raſerey ſich pflegen bloß zu ſtellen; „Daß ſie den goldnen Saft, den die Natur erzeugt, „Und meiſtentheils damit den tapfern Krieger ſeugt; „Durch Schweiß, den ſie dadurch aus allen Gliedern preſſen, „Jn unſer Schatz-Gemach, in unſre Kaſten floͤſſen: „Damit ſie nur, ſag’ ich, von dem entlegnen Land „Der Erden theuͤrſtes Marck in Stuffen oder Sand „Aus der vertiefften Nacht derſelben Schachten zwingen, „Und zum Behuf des Amts, ſo wir begleiten, bringen; „So zeiget ſich von ſelbſt, daß unſre Koͤniginn „Auch dort geruͤhmet ſey, wohin die Voͤlcker ziehn. „Wer wird dahero nicht mit Fug und Recht bekennen, „Daß ich in dieſem Fall die gantze Welt muß nennen, „So mehr, als jeder Theil an ihr die Tugend liebt „Und deſſentwegen ihr zum Kampf die Kraͤffte gibt, „Weil aus den Tugenden nicht alles hergefloſſen, „Was GOtt durch ſie der Welt zu zeigen hat beſchloſſen. „Nun

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/57>, abgerufen am 21.11.2024.