Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade "So viel in meiner Macht dir beyzulegen war,"So vieles bot' ich dir zum Liebes-Zeichen dar. "Jch habe nichts, was ich vermögend war, versäumet, "Dir gleich den halben Theil des Thrones eingeräumet; 205"Da du mir beyzustehn, des Zepters größte Last "Jn steter Wachsamkeit mit mir getragen hast. "Nimm auch von mir des Dancks verpflichtetes Erkennen: "Jch will auf ewig mich dir neu verbunden nennen. "Jhr aber, Tugenden! ihr habt für mich so viel 210"Ersonnen und gewirckt, daß ich schon an dem Ziel "Nach dem ich strebte, bin. Jhr wußtet eure Pflichten "Die GOtt euch auferlegt, nach jedem Fall zu richten. "Wie manch Mahl kamet ihr dem Feind im Siegen vor? "Jhr botet ihm die Stirn, als er den Anfall schwor. 215"Wo die Zaghaftigkeit der Freunde Sinnen kränckte, "Da wars, wo euer Amt und Sorgfallt sich hinlenckte. "Wo Schrecken, Angst und Noth sich in die Länder drang, "Dort stärcktet ihr den Muth durch Liebe, Rath und Zwang. "Ward eines Freunds Gemüth durch Feindes List verführet, 220"Dem wiest ihr, was der Treu vor Ehr und Ruhm gebühret. [Spaltenumbruch] 204. "Es 204. Die feyerliche Uebertragung
der Mit-Regentschaft geschahe/ laut [Spaltenumbruch] ausgefertigter Acte/ bereits den 21. Novemb. 1740. Thereſiade „So viel in meiner Macht dir beyzulegen war,„So vieles bot’ ich dir zum Liebes-Zeichen dar. „Jch habe nichts, was ich vermoͤgend war, verſaͤumet, „Dir gleich den halben Theil des Thrones eingeraͤumet; 205„Da du mir beyzuſtehn, des Zepters groͤßte Laſt „Jn ſteter Wachſamkeit mit mir getragen haſt. „Nimm auch von mir des Dancks verpflichtetes Erkennen: „Jch will auf ewig mich dir neu verbunden nennen. „Jhr aber, Tugenden! ihr habt fuͤr mich ſo viel 210„Erſonnen und gewirckt, daß ich ſchon an dem Ziel „Nach dem ich ſtrebte, bin. Jhr wußtet eure Pflichten „Die GOtt euch auferlegt, nach jedem Fall zu richten. „Wie manch Mahl kamet ihr dem Feind im Siegen vor? „Jhr botet ihm die Stirn, als er den Anfall ſchwor. 215„Wo die Zaghaftigkeit der Freunde Sinnen kraͤnckte, „Da wars, wo euer Amt und Sorgfallt ſich hinlenckte. „Wo Schrecken, Angſt und Noth ſich in die Laͤnder drang, „Dort ſtaͤrcktet ihr den Muth durch Liebe, Rath und Zwang. „Ward eines Freunds Gemuͤth durch Feindes Liſt verfuͤhret, 220„Dem wiest ihr, was der Treu vor Ehr und Ruhm gebuͤhret. [Spaltenumbruch] 204. „Es 204. Die feyerliche Uebertragung
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Thereſiade
„So viel in meiner Macht dir beyzulegen war,
„So vieles bot’ ich dir zum Liebes-Zeichen dar.
„Jch habe nichts, was ich vermoͤgend war, verſaͤumet,
„Dir gleich den halben Theil des Thrones eingeraͤumet;
„Da du mir beyzuſtehn, des Zepters groͤßte Laſt
„Jn ſteter Wachſamkeit mit mir getragen haſt.
„Nimm auch von mir des Dancks verpflichtetes Erkennen:
„Jch will auf ewig mich dir neu verbunden nennen.
„Jhr aber, Tugenden! ihr habt fuͤr mich ſo viel
„Erſonnen und gewirckt, daß ich ſchon an dem Ziel
„Nach dem ich ſtrebte, bin. Jhr wußtet eure Pflichten
„Die GOtt euch auferlegt, nach jedem Fall zu richten.
„Wie manch Mahl kamet ihr dem Feind im Siegen vor?
„Jhr botet ihm die Stirn, als er den Anfall ſchwor.
„Wo die Zaghaftigkeit der Freunde Sinnen kraͤnckte,
„Da wars, wo euer Amt und Sorgfallt ſich hinlenckte.
„Wo Schrecken, Angſt und Noth ſich in die Laͤnder drang,
„Dort ſtaͤrcktet ihr den Muth durch Liebe, Rath und Zwang.
„Ward eines Freunds Gemuͤth durch Feindes Liſt verfuͤhret,
„Dem wiest ihr, was der Treu vor Ehr und Ruhm gebuͤhret.
„Es
204.
204. Die feyerliche Uebertragung
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Zitationshilfe: | Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/100>, abgerufen am 16.02.2025. |