Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Zehndes Buch. "Dahero wend' ich mich nur zu der Danckbarkeit:"Der hab ich diesen Tag und euern Streit geweiht. "Die will ich, Tugenden! euch offentlich bezeugen; 180"Die Rede doch vorher zu meiner Mutter neigen. "Sie wandt sich hin und sprach: "der Himmel gab sie mir; "Durch ihn gebar sie mich; ich sag' ihm Danck dafür, "Und ihr um jene Sorg in der sie mich erzoge, "Um alles, was ihr Herz zu meinem Wohlseyn pfloge. 185"Von dir Großmächtigste! ward mir die Kunst gelehrt, "Die man in meiner Kron und Majestät verehrt. "Mein Dir-Gehorsam-seyn, und dein Befehl-ertheilen, "Seynd meiner Würde Grund, des Thrones stärckste Säulen. "GOtt ists, der mir den Schmuck der Königs-Würde gab, 190"Wär es nicht sein Befehl, so trät ich ihn dir ab. "Mithin nimm, was mein Herz zu der Bekänntnis treibet: "Daß es dem deinigen sich selber schuldig bleibet. "Gemahl! mein Augenmerck! mein Jch! und meine Lust! "Dir ist, was mein Gemüth bißher empfand, bewußt. 195"Seit dem du mich, mein Herz und Wollen überwunden, "Hab ich bey dir so Trost als Hilff und Rath gefunden. "O könnt' ich dich, wie mich, mit einer Königs-Kron "Jn Majestät geziert, und auf dergleichen Thron "Jn Sieg, in Ruh und Heil langwierig herrschen sehen! 200"Nichts könnte meinem Geist glückseeligers geschehen. "So O o
Zehndes Buch. „Dahero wend’ ich mich nur zu der Danckbarkeit:„Der hab ich dieſen Tag und euern Streit geweiht. „Die will ich, Tugenden! euch offentlich bezeugen; 180„Die Rede doch vorher zu meiner Mutter neigen. „Sie wandt ſich hin und ſprach: „der Himmel gab ſie mir; „Durch ihn gebar ſie mich; ich ſag’ ihm Danck dafuͤr, „Und ihr um jene Sorg in der ſie mich erzoge, „Um alles, was ihr Herz zu meinem Wohlſeyn pfloge. 185„Von dir Großmaͤchtigſte! ward mir die Kunſt gelehrt, „Die man in meiner Kron und Majeſtaͤt verehrt. „Mein Dir-Gehorſam-ſeyn, und dein Befehl-ertheilen, „Seynd meiner Wuͤrde Grund, des Thrones ſtaͤrckſte Saͤulen. „GOtt iſts, der mir den Schmuck der Koͤnigs-Wuͤrde gab, 190„Waͤr es nicht ſein Befehl, ſo traͤt ich ihn dir ab. „Mithin nimm, was mein Herz zu der Bekaͤnntnis treibet: „Daß es dem deinigen ſich ſelber ſchuldig bleibet. „Gemahl! mein Augenmerck! mein Jch! und meine Luſt! „Dir iſt, was mein Gemuͤth bißher empfand, bewußt. 195„Seit dem du mich, mein Herz und Wollen uͤberwunden, „Hab ich bey dir ſo Troſt als Hilff und Rath gefunden. „O koͤnnt’ ich dich, wie mich, mit einer Koͤnigs-Kron „Jn Majeſtaͤt geziert, und auf dergleichen Thron „Jn Sieg, in Ruh und Heil langwierig herꝛſchen ſehen! 200„Nichts koͤnnte meinem Geiſt gluͤckſeeligers geſchehen. „So O o
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Zehndes Buch.
„Dahero wend’ ich mich nur zu der Danckbarkeit:
„Der hab ich dieſen Tag und euern Streit geweiht.
„Die will ich, Tugenden! euch offentlich bezeugen;
„Die Rede doch vorher zu meiner Mutter neigen.
„Sie wandt ſich hin und ſprach: „der Himmel gab ſie mir;
„Durch ihn gebar ſie mich; ich ſag’ ihm Danck dafuͤr,
„Und ihr um jene Sorg in der ſie mich erzoge,
„Um alles, was ihr Herz zu meinem Wohlſeyn pfloge.
„Von dir Großmaͤchtigſte! ward mir die Kunſt gelehrt,
„Die man in meiner Kron und Majeſtaͤt verehrt.
„Mein Dir-Gehorſam-ſeyn, und dein Befehl-ertheilen,
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„GOtt iſts, der mir den Schmuck der Koͤnigs-Wuͤrde gab,
„Waͤr es nicht ſein Befehl, ſo traͤt ich ihn dir ab.
„Mithin nimm, was mein Herz zu der Bekaͤnntnis treibet:
„Daß es dem deinigen ſich ſelber ſchuldig bleibet.
„Gemahl! mein Augenmerck! mein Jch! und meine Luſt!
„Dir iſt, was mein Gemuͤth bißher empfand, bewußt.
„Seit dem du mich, mein Herz und Wollen uͤberwunden,
„Hab ich bey dir ſo Troſt als Hilff und Rath gefunden.
„O koͤnnt’ ich dich, wie mich, mit einer Koͤnigs-Kron
„Jn Majeſtaͤt geziert, und auf dergleichen Thron
„Jn Sieg, in Ruh und Heil langwierig herꝛſchen ſehen!
„Nichts koͤnnte meinem Geiſt gluͤckſeeligers geſchehen.
„So
O o
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