Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade WJe? was verwirret mich? was fehlt dir meine Leyr? 10Dein Thon verstimmet sich? mein Auge deckt ein Schleyr? Thalia! was geschicht? mein Geist fängt an zu zittern! Eil Freundinn! wann du nicht mir willst die Lust verbittern. Allein es fällt mir bey: seit dem ich von der Nacht Und von dem Tugend-Streit das Lied hab ausgedacht, 15Hat dieser grosse Fürst den Kayser-Thron bestiegen; So soll die Cither nun vor seinen Füssen ligen. Der höchst-erwünschte Fall! die Demuth und die Lieb Schärft, hemmt und überwiegt derselben Klang und Trieb; Das, was man in dem Saal gewünscht und vorgesehen, 20Jst, eh ich noch das End' erreiche, schon geschehen. Der frohe Ruff der Welt ist mein Beweis. Allein Wie trifft nun mein Gesang mit dieser Nachricht ein? Kein Wunder ists daß ich mich fast entzückt befinde; Was mach ich, daß das Lied sich mit dem Fall verbinde? 25Dem von der halben Welt verfolgten Königs-Haupt War erst, nach einem Thron zu streben, nicht erlaubt; Jezt herrscht es schon beglückt als Haupt der Majestäten; So muß sich meine Leyr verbergen, ich erröthen. 15. 26. Was 15. Dieß geschahe den 13. Septemb. 1745. Nachmittag gegen halb drey Uhr. 26. Die Staats-Schriften erklären/
was den 20. Decembr. 1740. von Jhro Maj. der Königinn auf diejenigen Ein- [Spaltenumbruch] würffe/ welche Jhro nunmehro glor- reich-regierende Kays Maj. Allerhöchst Dero Ehgemahl von dem Kayser-Thron damahls noch entfernt hielten/ sey ge- antwortet worden. Thereſiade WJe? was verwirret mich? was fehlt dir meine Leyr? 10Dein Thon verſtimmet ſich? mein Auge deckt ein Schleyr? Thalia! was geſchicht? mein Geiſt faͤngt an zu zittern! Eil Freundinn! wann du nicht mir willſt die Luſt verbittern. Allein es faͤllt mir bey: ſeit dem ich von der Nacht Und von dem Tugend-Streit das Lied hab ausgedacht, 15Hat dieſer groſſe Fuͤrſt den Kayſer-Thron beſtiegen; So ſoll die Cither nun vor ſeinen Fuͤſſen ligen. Der hoͤchſt-erwuͤnſchte Fall! die Demuth und die Lieb Schaͤrft, hemmt und uͤberwiegt derſelben Klang und Trieb; Das, was man in dem Saal gewuͤnſcht und vorgeſehen, 20Jſt, eh ich noch das End’ erreiche, ſchon geſchehen. Der frohe Ruff der Welt iſt mein Beweis. Allein Wie trifft nun mein Geſang mit dieſer Nachricht ein? Kein Wunder iſts daß ich mich faſt entzuͤckt befinde; Was mach ich, daß das Lied ſich mit dem Fall verbinde? 25Dem von der halben Welt verfolgten Koͤnigs-Haupt War erſt, nach einem Thron zu ſtreben, nicht erlaubt; Jezt herꝛſcht es ſchon begluͤckt als Haupt der Majeſtaͤten; So muß ſich meine Leyr verbergen, ich erroͤthen. 15. 26. Was 15. Dieß geſchahe den 13. Septemb. 1745. Nachmittag gegen halb drey Uhr. 26. Die Staats-Schriften erklaͤren/
was den 20. Decembr. 1740. von Jhro Maj. der Koͤniginn auf diejenigen Ein- [Spaltenumbruch] wuͤrffe/ welche Jhro nunmehro glor- reich-regierende Kayſ Maj. Allerhoͤchſt Dero Ehgemahl von dem Kayſer-Thron damahls noch entfernt hielten/ ſey ge- antwortet worden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0118"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Thereſiade</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>Je? was verwirret mich? was fehlt dir meine Leyr?</l><lb/> <l><note place="left">10</note>Dein Thon verſtimmet ſich? mein Auge deckt ein Schleyr?</l><lb/> <l>Thalia! was geſchicht? mein Geiſt faͤngt an zu zittern!</l><lb/> <l>Eil Freundinn! wann du nicht mir willſt die Luſt verbittern.</l><lb/> <l>Allein es faͤllt mir bey: ſeit dem ich von der Nacht</l><lb/> <l>Und von dem Tugend-Streit das Lied hab ausgedacht,</l><lb/> <l><note place="left">15</note>Hat dieſer groſſe Fuͤrſt den <hi rendition="#fr">Kayſer-Thron</hi> beſtiegen;</l><lb/> <l>So ſoll die Cither nun vor ſeinen Fuͤſſen ligen.</l><lb/> <l>Der hoͤchſt-erwuͤnſchte Fall! die Demuth und die Lieb</l><lb/> <l>Schaͤrft, hemmt und uͤberwiegt derſelben Klang und Trieb;</l><lb/> <l>Das, was man in dem Saal gewuͤnſcht und vorgeſehen,</l><lb/> <l><note place="left">20</note>Jſt, eh ich noch das End’ erreiche, ſchon geſchehen.</l><lb/> <l>Der frohe Ruff der Welt iſt mein Beweis. Allein</l><lb/> <l>Wie trifft nun mein Geſang mit dieſer Nachricht ein?</l><lb/> <l>Kein Wunder iſts daß ich mich faſt entzuͤckt befinde;</l><lb/> <l>Was mach ich, daß das Lied ſich mit dem Fall verbinde?</l><lb/> <l><note place="left">25</note>Dem von der halben Welt verfolgten Koͤnigs-Haupt</l><lb/> <l>War erſt, nach einem Thron zu ſtreben, nicht erlaubt;</l><lb/> <l>Jezt herꝛſcht es ſchon begluͤckt als Haupt der Majeſtaͤten;</l><lb/> <l>So muß ſich meine Leyr verbergen, ich erroͤthen.</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Was</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l> <note place="foot" n="15.">Dieß geſchahe den 13. Septemb.<lb/> 1745. Nachmittag gegen halb drey Uhr.</note> </l><lb/> <l> <note place="foot" n="26.">Die Staats-Schriften erklaͤren/<lb/> was den 20. Decembr. 1740. von Jhro<lb/> Maj. der Koͤniginn auf diejenigen Ein-<lb/><cb/> wuͤrffe/ welche Jhro nunmehro glor-<lb/> reich-regierende Kayſ Maj. Allerhoͤchſt<lb/> Dero Ehgemahl von dem Kayſer-Thron<lb/> damahls noch entfernt hielten/ ſey ge-<lb/> antwortet worden.</note> </l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0118]
Thereſiade
WJe? was verwirret mich? was fehlt dir meine Leyr?
Dein Thon verſtimmet ſich? mein Auge deckt ein Schleyr?
Thalia! was geſchicht? mein Geiſt faͤngt an zu zittern!
Eil Freundinn! wann du nicht mir willſt die Luſt verbittern.
Allein es faͤllt mir bey: ſeit dem ich von der Nacht
Und von dem Tugend-Streit das Lied hab ausgedacht,
Hat dieſer groſſe Fuͤrſt den Kayſer-Thron beſtiegen;
So ſoll die Cither nun vor ſeinen Fuͤſſen ligen.
Der hoͤchſt-erwuͤnſchte Fall! die Demuth und die Lieb
Schaͤrft, hemmt und uͤberwiegt derſelben Klang und Trieb;
Das, was man in dem Saal gewuͤnſcht und vorgeſehen,
Jſt, eh ich noch das End’ erreiche, ſchon geſchehen.
Der frohe Ruff der Welt iſt mein Beweis. Allein
Wie trifft nun mein Geſang mit dieſer Nachricht ein?
Kein Wunder iſts daß ich mich faſt entzuͤckt befinde;
Was mach ich, daß das Lied ſich mit dem Fall verbinde?
Dem von der halben Welt verfolgten Koͤnigs-Haupt
War erſt, nach einem Thron zu ſtreben, nicht erlaubt;
Jezt herꝛſcht es ſchon begluͤckt als Haupt der Majeſtaͤten;
So muß ſich meine Leyr verbergen, ich erroͤthen.
Was
15.
26.
15. Dieß geſchahe den 13. Septemb.
1745. Nachmittag gegen halb drey Uhr.
26. Die Staats-Schriften erklaͤren/
was den 20. Decembr. 1740. von Jhro
Maj. der Koͤniginn auf diejenigen Ein-
wuͤrffe/ welche Jhro nunmehro glor-
reich-regierende Kayſ Maj. Allerhoͤchſt
Dero Ehgemahl von dem Kayſer-Thron
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