Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Eilftes Buch. Was kan ein Sayten-Spiel bey dem Trompeten Schall?30Ein schwaches Leyr-Gethön bey dem Carthaunen-Knall? Nein: Dicht-Kunst! die du dich mit solchem Stolz erhöhest Und alles, wie du sagst, besingest und verstehest, Stimm deiner Cither Thon; sing dieses Fürstens Lob, Den GOtt dem Neid zu Troz auf diesen Thron erhob. 35Sing frey! du siehst an ihm den allerhöchsten Helden; Du brauchst das Dichten nicht; du kannst die Wahrheit melden. Jedoch was fang ich an? wo bleibt der Tugend-Streit? 45Wo bleibt Theresia? der man denselben weiht. Auf auf! du kannst zugleich von dem und jenem singen; 40Der Zufall macht den Thon der Cither besser klingen. Mein Geist! erhohle dich! vollende den Gesang, Gedenck: als ob dich nichts von deinem Ziel verdrang. Erzähl nur, was du schon von ihm hast angefangen, Was in dem Tugend-Saal noch ferner vorgegangen. NUr als Elisabeth von Kron' und Zepter sprach, So ließ die Munterkeit desselben Anblicks nach. Jch nahme wahr, daß er mit solchen Lobes-Sprüchen Sich weder innerlich noch äusserlich verglichen. Drauf fieng er selber an, und sprach auf diese Weiß: 50"Gemahlin! Königinn! der Länder Trost und Preiß! "Die Welt ist überzeugt, wie man um deine Rechte "Schon in das fünfte Jahr mit Blut-vergiessen fechte. "Wir Q q 3
Eilftes Buch. Was kan ein Sayten-Spiel bey dem Trompeten Schall?30Ein ſchwaches Leyr-Gethoͤn bey dem Carthaunen-Knall? Nein: Dicht-Kunſt! die du dich mit ſolchem Stolz erhoͤheſt Und alles, wie du ſagſt, beſingeſt und verſteheſt, Stimm deiner Cither Thon; ſing dieſes Fuͤrſtens Lob, Den GOtt dem Neid zu Troz auf dieſen Thron erhob. 35Sing frey! du ſiehſt an ihm den allerhoͤchſten Helden; Du brauchſt das Dichten nicht; du kannſt die Wahrheit melden. Jedoch was fang ich an? wo bleibt der Tugend-Streit? 45Wo bleibt Thereſia? der man denſelben weiht. Auf auf! du kannſt zugleich von dem und jenem ſingen; 40Der Zufall macht den Thon der Cither beſſer klingen. Mein Geiſt! erhohle dich! vollende den Geſang, Gedenck: als ob dich nichts von deinem Ziel verdrang. Erzaͤhl nur, was du ſchon von ihm haſt angefangen, Was in dem Tugend-Saal noch ferner vorgegangen. NUr als Eliſabeth von Kron’ und Zepter ſprach, So ließ die Munterkeit deſſelben Anblicks nach. Jch nahme wahr, daß er mit ſolchen Lobes-Spruͤchen Sich weder innerlich noch aͤuſſerlich verglichen. Drauf fieng er ſelber an, und ſprach auf dieſe Weiß: 50„Gemahlin! Koͤniginn! der Laͤnder Troſt und Preiß! „Die Welt iſt uͤberzeugt, wie man um deine Rechte „Schon in das fuͤnfte Jahr mit Blut-vergieſſen fechte. „Wir Q q 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0119"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Eilftes Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Was kan ein Sayten-Spiel bey dem Trompeten Schall?</l><lb/> <l><note place="left">30</note>Ein ſchwaches Leyr-Gethoͤn bey dem Carthaunen-Knall?</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Nein: Dicht-Kunſt! die du dich mit ſolchem Stolz erhoͤheſt</l><lb/> <l>Und alles, wie du ſagſt, beſingeſt und verſteheſt,</l><lb/> <l>Stimm deiner Cither Thon; ſing dieſes Fuͤrſtens Lob,</l><lb/> <l>Den GOtt dem Neid zu Troz auf dieſen Thron erhob.</l><lb/> <l><note place="left">35</note>Sing frey! du ſiehſt an ihm den allerhoͤchſten Helden;</l><lb/> <l>Du brauchſt das Dichten nicht; du kannſt die Wahrheit melden.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Jedoch was fang ich an? wo bleibt der Tugend-Streit?</l><lb/> <l>Wo bleibt <hi rendition="#fr">Thereſia?</hi> der man denſelben weiht.</l><lb/> <l>Auf auf! du kannſt zugleich von dem und jenem ſingen;</l><lb/> <l><note place="left">40</note>Der Zufall macht den Thon der Cither beſſer klingen.</l><lb/> <l>Mein Geiſt! erhohle dich! vollende den Geſang,</l><lb/> <l>Gedenck: als ob dich nichts von deinem Ziel verdrang.</l><lb/> <l>Erzaͤhl nur, was du ſchon von ihm haſt angefangen,</l><lb/> <l>Was in dem Tugend-Saal noch ferner vorgegangen.</l> </lg><lb/> <note place="left">45</note> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">N</hi>Ur als <hi rendition="#fr">Eliſabeth</hi> von Kron’ und Zepter ſprach,</l><lb/> <l>So ließ die Munterkeit deſſelben Anblicks nach.</l><lb/> <l>Jch nahme wahr, daß er mit ſolchen Lobes-Spruͤchen</l><lb/> <l>Sich weder innerlich noch aͤuſſerlich verglichen.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <l>Drauf fieng er ſelber an, und ſprach auf dieſe Weiß:</l><lb/> <l><note place="left">50</note>„Gemahlin! Koͤniginn! der Laͤnder Troſt und Preiß!</l><lb/> <l>„Die Welt iſt uͤberzeugt, wie man um deine Rechte</l><lb/> <l>„Schon in das fuͤnfte Jahr mit Blut-vergieſſen fechte.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Q q 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">„Wir</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0119]
Eilftes Buch.
Was kan ein Sayten-Spiel bey dem Trompeten Schall?
Ein ſchwaches Leyr-Gethoͤn bey dem Carthaunen-Knall?
Nein: Dicht-Kunſt! die du dich mit ſolchem Stolz erhoͤheſt
Und alles, wie du ſagſt, beſingeſt und verſteheſt,
Stimm deiner Cither Thon; ſing dieſes Fuͤrſtens Lob,
Den GOtt dem Neid zu Troz auf dieſen Thron erhob.
Sing frey! du ſiehſt an ihm den allerhoͤchſten Helden;
Du brauchſt das Dichten nicht; du kannſt die Wahrheit melden.
Jedoch was fang ich an? wo bleibt der Tugend-Streit?
Wo bleibt Thereſia? der man denſelben weiht.
Auf auf! du kannſt zugleich von dem und jenem ſingen;
Der Zufall macht den Thon der Cither beſſer klingen.
Mein Geiſt! erhohle dich! vollende den Geſang,
Gedenck: als ob dich nichts von deinem Ziel verdrang.
Erzaͤhl nur, was du ſchon von ihm haſt angefangen,
Was in dem Tugend-Saal noch ferner vorgegangen.
NUr als Eliſabeth von Kron’ und Zepter ſprach,
So ließ die Munterkeit deſſelben Anblicks nach.
Jch nahme wahr, daß er mit ſolchen Lobes-Spruͤchen
Sich weder innerlich noch aͤuſſerlich verglichen.
Drauf fieng er ſelber an, und ſprach auf dieſe Weiß:
„Gemahlin! Koͤniginn! der Laͤnder Troſt und Preiß!
„Die Welt iſt uͤberzeugt, wie man um deine Rechte
„Schon in das fuͤnfte Jahr mit Blut-vergieſſen fechte.
„Wir
Q q 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |