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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
285Sie truge jenen Stab (es war ein kleines Kreuz)
Vor dem Gesicht daher, daß man es allerseits
Bequemlich sehen konnt; ihr munteres Gesichte
Ließ, als ob sie zugleich auf etwas anders dichte.
Sie war noch mit dem Kreuz nicht bey dem Königs Thron,
290Ja kaum noch von der Thür herein, so sprach sie schon
Zu jenen Tugenden, wo sie vorbey gegangen:
Es habe das Geschick was wunderbars verhangen;
So wuchse die Begier. Man bildete sich ein
Die Nachricht wurde nur von diesen Adlern seyn.
295
Da sie der Königinn das Kreuz von weiten zeigte,
Den Stuffen näher kam und sich mit Demuth neigte;
Alsdann es ihrer Hand zum übernehmen gab;
So sprach die Königinn: "Sieh! dieses ist der Stab,
"Der ists, durch welchen ich mich und mein Haus beschüzte,
300"Die Länder schirmete, den Grund des Thrones stüzte;
"Der ists, durch dessen Kraft ich meinem Heer befahl.
Hier überreichte sie das Kreuz dem Ehgemahl,
Der es mit Ehrfurcht nahm, und sich erreget zeigte,
Jndem er sich darum mit zarten Mienen neigte.
305
Die Frömmigkeit bewog inzwischen das Gesicht,
Wie wann man innerlich von etwas andern spricht;
Sie fieng auch endlich an: "Jch kann mich nicht entbrechen,
"Von einer Wichtigkeit, Theresia! zu sprechen.
"Kaum
Thereſiade
285Sie truge jenen Stab (es war ein kleines Kreuz)
Vor dem Geſicht daher, daß man es allerſeits
Bequemlich ſehen konnt; ihr munteres Geſichte
Ließ, als ob ſie zugleich auf etwas anders dichte.
Sie war noch mit dem Kreuz nicht bey dem Koͤnigs Thron,
290Ja kaum noch von der Thuͤr herein, ſo ſprach ſie ſchon
Zu jenen Tugenden, wo ſie vorbey gegangen:
Es habe das Geſchick was wunderbars verhangen;
So wuchſe die Begier. Man bildete ſich ein
Die Nachricht wurde nur von dieſen Adlern ſeyn.
295
Da ſie der Koͤniginn das Kreuz von weiten zeigte,
Den Stuffen naͤher kam und ſich mit Demuth neigte;
Alsdann es ihrer Hand zum uͤbernehmen gab;
So ſprach die Koͤniginn: „Sieh! dieſes iſt der Stab,
„Der iſts, durch welchen ich mich und mein Haus beſchuͤzte,
300„Die Laͤnder ſchirmete, den Grund des Thrones ſtuͤzte;
„Der iſts, durch deſſen Kraft ich meinem Heer befahl.
Hier uͤberreichte ſie das Kreuz dem Ehgemahl,
Der es mit Ehrfurcht nahm, und ſich erreget zeigte,
Jndem er ſich darum mit zarten Mienen neigte.
305
Die Froͤmmigkeit bewog inzwiſchen das Geſicht,
Wie wann man innerlich von etwas andern ſpricht;
Sie fieng auch endlich an: „Jch kann mich nicht entbrechen,
„Von einer Wichtigkeit, Thereſia! zu ſprechen.
„Kaum
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[0130] Thereſiade Sie truge jenen Stab (es war ein kleines Kreuz) Vor dem Geſicht daher, daß man es allerſeits Bequemlich ſehen konnt; ihr munteres Geſichte Ließ, als ob ſie zugleich auf etwas anders dichte. Sie war noch mit dem Kreuz nicht bey dem Koͤnigs Thron, Ja kaum noch von der Thuͤr herein, ſo ſprach ſie ſchon Zu jenen Tugenden, wo ſie vorbey gegangen: Es habe das Geſchick was wunderbars verhangen; So wuchſe die Begier. Man bildete ſich ein Die Nachricht wurde nur von dieſen Adlern ſeyn. Da ſie der Koͤniginn das Kreuz von weiten zeigte, Den Stuffen naͤher kam und ſich mit Demuth neigte; Alsdann es ihrer Hand zum uͤbernehmen gab; So ſprach die Koͤniginn: „Sieh! dieſes iſt der Stab, „Der iſts, durch welchen ich mich und mein Haus beſchuͤzte, „Die Laͤnder ſchirmete, den Grund des Thrones ſtuͤzte; „Der iſts, durch deſſen Kraft ich meinem Heer befahl. Hier uͤberreichte ſie das Kreuz dem Ehgemahl, Der es mit Ehrfurcht nahm, und ſich erreget zeigte, Jndem er ſich darum mit zarten Mienen neigte. Die Froͤmmigkeit bewog inzwiſchen das Geſicht, Wie wann man innerlich von etwas andern ſpricht; Sie fieng auch endlich an: „Jch kann mich nicht entbrechen, „Von einer Wichtigkeit, Thereſia! zu ſprechen. „Kaum

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/130>, abgerufen am 23.11.2024.