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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Eilftes Buch.
"Kaum stund' ich im Gemach, wo dieser Zepter war,
310"So hört' ich auf dem Plaz von einer frohen Schaar
"Ein jauchzendes Geschrey. Jch lief hinab zu sehen,
"So fand ich in der Burg das Volck versammelt stehen.
"Es sprung, frolockte, rieff und wies oft nach der Höh,
"Als ob am Himmels-Kreiß ein Wunder-Zeichen steh.
315"Etwelche sungen gar: (so fern ich recht vernommen)
"Der Vorboth ist schon hier; das Glück wird auch bald kommen!
"Der wiederhohlte Ruff bracht mir Verwunderung;
"Biß sich um meine Stirn ein junger Adler schwung.
"Fast hätt er mich erschreckt. Drauf blickt ich nach den Höhen
320"Und sahe, wie, warum das Lust-Geschrey geschehen.
"Ein unerhörter Flug von einer Adler-Schaar
"Bracht meinem Augen-Blick ein fremdes Lust-Spiel dar;
"Da sie sich hin und her noch auf die Dächer sezen,
"Und fast die ganze Stadt durch ihren Scherz ergözen.
325"Sie fliegen auf den Thurn, auf Fenster, auf das Dach;
"Der diesem, jener dem, der einem andern nach.
"Sie laufen, heben sich, sie schlagen mit den Schwingen,
"Als wären sie bemüht, die Freude vorzubringen.
"Jch wußte nicht was mich fast aus mir selber bracht;
330"Jch hatte sonderbar auf die Bedeutung acht,
"Von der das frohe Volck verschiedne Reden führte,
"Und mein Gemüth sowohl, als Aug und Ohren rührte.
"Es
S s
Eilftes Buch.
„Kaum ſtund’ ich im Gemach, wo dieſer Zepter war,
310„So hoͤrt’ ich auf dem Plaz von einer frohen Schaar
„Ein jauchzendes Geſchrey. Jch lief hinab zu ſehen,
„So fand ich in der Burg das Volck verſammelt ſtehen.
„Es ſprung, frolockte, rieff und wies oft nach der Hoͤh,
„Als ob am Himmels-Kreiß ein Wunder-Zeichen ſteh.
315„Etwelche ſungen gar: (ſo fern ich recht vernommen)
„Der Vorboth iſt ſchon hier; das Gluͤck wird auch bald kom̃en!
„Der wiederhohlte Ruff bracht mir Verwunderung;
„Biß ſich um meine Stirn ein junger Adler ſchwung.
„Faſt haͤtt er mich erſchreckt. Drauf blickt ich nach den Hoͤhen
320„Und ſahe, wie, warum das Luſt-Geſchrey geſchehen.
„Ein unerhoͤrter Flug von einer Adler-Schaar
„Bracht meinem Augen-Blick ein fremdes Luſt-Spiel dar;
„Da ſie ſich hin und her noch auf die Daͤcher ſezen,
„Und faſt die ganze Stadt durch ihren Scherz ergoͤzen.
325„Sie fliegen auf den Thurn, auf Fenſter, auf das Dach;
„Der dieſem, jener dem, der einem andern nach.
„Sie laufen, heben ſich, ſie ſchlagen mit den Schwingen,
„Als waͤren ſie bemuͤht, die Freude vorzubringen.
„Jch wußte nicht was mich faſt aus mir ſelber bracht;
330„Jch hatte ſonderbar auf die Bedeutung acht,
„Von der das frohe Volck verſchiedne Reden fuͤhrte,
„Und mein Gemuͤth ſowohl, als Aug und Ohren ruͤhrte.
„Es
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[0131] Eilftes Buch. „Kaum ſtund’ ich im Gemach, wo dieſer Zepter war, „So hoͤrt’ ich auf dem Plaz von einer frohen Schaar „Ein jauchzendes Geſchrey. Jch lief hinab zu ſehen, „So fand ich in der Burg das Volck verſammelt ſtehen. „Es ſprung, frolockte, rieff und wies oft nach der Hoͤh, „Als ob am Himmels-Kreiß ein Wunder-Zeichen ſteh. „Etwelche ſungen gar: (ſo fern ich recht vernommen) „Der Vorboth iſt ſchon hier; das Gluͤck wird auch bald kom̃en! „Der wiederhohlte Ruff bracht mir Verwunderung; „Biß ſich um meine Stirn ein junger Adler ſchwung. „Faſt haͤtt er mich erſchreckt. Drauf blickt ich nach den Hoͤhen „Und ſahe, wie, warum das Luſt-Geſchrey geſchehen. „Ein unerhoͤrter Flug von einer Adler-Schaar „Bracht meinem Augen-Blick ein fremdes Luſt-Spiel dar; „Da ſie ſich hin und her noch auf die Daͤcher ſezen, „Und faſt die ganze Stadt durch ihren Scherz ergoͤzen. „Sie fliegen auf den Thurn, auf Fenſter, auf das Dach; „Der dieſem, jener dem, der einem andern nach. „Sie laufen, heben ſich, ſie ſchlagen mit den Schwingen, „Als waͤren ſie bemuͤht, die Freude vorzubringen. „Jch wußte nicht was mich faſt aus mir ſelber bracht; „Jch hatte ſonderbar auf die Bedeutung acht, „Von der das frohe Volck verſchiedne Reden fuͤhrte, „Und mein Gemuͤth ſowohl, als Aug und Ohren ruͤhrte. „Es S s

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/131>, abgerufen am 09.11.2024.