Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Theresiade 345"Scheints nicht, als wären sie Beschirmer, Schuz und Schild,"Die Vormaur ihres Heers, das von dem Ebenbild "Derselben angefrischt, ermuntert und beseelet "Die wahre Tapferkeit in seiner Brust verhöhlet? "Da sieht man was der Werth des wahren Adels ist, 350"Weil er alldort sich nicht als nach den Thaten mißt; "Mit Unzaghaftigkeit den Arm zum Kämpfen reget, "Mit Tugend, nicht mit Stolz den Heerzogs-Stab beweget. "Wie manches junges Haupt war vor zu schwach geschäzt, "Dem doch der Sieg den Kranz des Lorbers aufgesezt? 355"Wie mancher hatte sich den theuren Ruhm erworben, "Daß er dem Vaterland zu Lieb im Sieg gestorben? "Dieß ist das Brust-Gewehr, die Wunder-volle Schaar, "Die für Theresia zum Streit gerüstet war. "Das Schrecken schreckt sie nicht; sie weiß uns Recht zu schaffen, 360"Sie kommt, und sieht und siegt durch Muth mehr, als durch Waffen. "Nun sagt! wann ihr allein so viel gewircket habt, 365"Warum ist dieses Heer mit solchem Ruhm begabt? "Was nüzt die Reiterey, das Fuß-Volck, diese Helden, "Stahl, Pulver, Bley, Metall und was davon zu melden? "Verlassen wir das Feld! fort, gehn wir in die Stadt, "Die sich Theresia zum Thron erwählet hat! "Ja! gehen wir herum, wie man die Nacht gegangen, "Als ihre Feuers-Pracht zu glänzen angefangen. "Wer
Thereſiade 345„Scheints nicht, als waͤren ſie Beſchirmer, Schuz und Schild,„Die Vormaur ihres Heers, das von dem Ebenbild „Derſelben angefriſcht, ermuntert und beſeelet „Die wahre Tapferkeit in ſeiner Bruſt verhoͤhlet? „Da ſieht man was der Werth des wahren Adels iſt, 350„Weil er alldort ſich nicht als nach den Thaten mißt; „Mit Unzaghaftigkeit den Arm zum Kaͤmpfen reget, „Mit Tugend, nicht mit Stolz den Heerzogs-Stab beweget. „Wie manches junges Haupt war vor zu ſchwach geſchaͤzt, „Dem doch der Sieg den Kranz des Lorbers aufgeſezt? 355„Wie mancher hatte ſich den theuren Ruhm erworben, „Daß er dem Vaterland zu Lieb im Sieg geſtorben? „Dieß iſt das Bruſt-Gewehr, die Wunder-volle Schaar, „Die fuͤr Thereſia zum Streit geruͤſtet war. „Das Schrecken ſchreckt ſie nicht; ſie weiß uns Recht zu ſchaffen, 360„Sie kom̃t, und ſieht und ſiegt durch Muth mehr, als durch Waffen. „Nun ſagt! wann ihr allein ſo viel gewircket habt, 365„Warum iſt dieſes Heer mit ſolchem Ruhm begabt? „Was nuͤzt die Reiterey, das Fuß-Volck, dieſe Helden, „Stahl, Pulver, Bley, Metall und was davon zu melden? „Verlaſſen wir das Feld! fort, gehn wir in die Stadt, „Die ſich Thereſia zum Thron erwaͤhlet hat! „Ja! gehen wir herum, wie man die Nacht gegangen, „Als ihre Feuers-Pracht zu glaͤnzen angefangen. „Wer
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Thereſiade
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„Derſelben angefriſcht, ermuntert und beſeelet
„Die wahre Tapferkeit in ſeiner Bruſt verhoͤhlet?
„Da ſieht man was der Werth des wahren Adels iſt,
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„Mit Unzaghaftigkeit den Arm zum Kaͤmpfen reget,
„Mit Tugend, nicht mit Stolz den Heerzogs-Stab beweget.
„Wie manches junges Haupt war vor zu ſchwach geſchaͤzt,
„Dem doch der Sieg den Kranz des Lorbers aufgeſezt?
„Wie mancher hatte ſich den theuren Ruhm erworben,
„Daß er dem Vaterland zu Lieb im Sieg geſtorben?
„Dieß iſt das Bruſt-Gewehr, die Wunder-volle Schaar,
„Die fuͤr Thereſia zum Streit geruͤſtet war.
„Das Schrecken ſchreckt ſie nicht; ſie weiß uns Recht zu ſchaffen,
„Sie kom̃t, und ſieht und ſiegt durch Muth mehr, als durch Waffen.
„Nun ſagt! wann ihr allein ſo viel gewircket habt,
„Warum iſt dieſes Heer mit ſolchem Ruhm begabt?
„Was nuͤzt die Reiterey, das Fuß-Volck, dieſe Helden,
„Stahl, Pulver, Bley, Metall und was davon zu melden?
„Verlaſſen wir das Feld! fort, gehn wir in die Stadt,
„Die ſich Thereſia zum Thron erwaͤhlet hat!
„Ja! gehen wir herum, wie man die Nacht gegangen,
„Als ihre Feuers-Pracht zu glaͤnzen angefangen.
„Wer
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