Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Achtes Buch.
"Ein solches Ehren-Mahl vor das Gesichte bauen,
"Auf dem Theresia mit dem Gemahl zu schauen?
"Seyd aber ihr vielleicht noch zweifelhaft dabey,
450"Ob jemand tüchtiger, als ich, zu finden sey?
"Nein! niemand schmeichle sich der Dicht-Kunst vorzugehen:
"Der Himmel selbst hat mich zu diesem Recht versehen.
"Von ihm entspringt mein Geist. Wer hat so festen Grund?
"Man red! ich weiche gern; man mache mir es kund!
455
"Was bin ich? Geist und Herz entflammen sich für Freuden,
"Wann man das Auge will in diesen Zweyen weiden.
"Das Herz frolocket, springt und wird in sich entzündt,
"Biß es die Regungen zu zeigen Mittel findt;
"Das Königliche Paar ist in ihm eingeschrieben,
460"So wird es zu der Treu und Ehrfurcht angetrieben.
"Was will ich? daß die Welt das Jnnerliche seh
"Und die Verpflichtungen des treuen Sinns versteh.
"Was mach ich? Stimm und Mund muß zu der Absicht dienen:
"Das Herz bricht mit Begier, mit zitterndem Erkühnen
465"Jn frohes Singen aus. Jst aber dieß zu schwach,
"So folgt der Cither Klang, die Leyr, die Flöte nach,
"Ja was den Herzens-Trieb der Welt kann offenbaren:
"Dann heißt es weder Kunst, noch Thon noch Stimme spahren.
"Die Seel erwacht und fühlt die Macht, den Trieb, den Geist,
470"Der sie fast von ihr selbst in diese Freude reißt.
" So
H h 2
Achtes Buch.
„Ein ſolches Ehren-Mahl vor das Geſichte bauen,
„Auf dem Thereſia mit dem Gemahl zu ſchauen?
„Seyd aber ihr vielleicht noch zweifelhaft dabey,
450„Ob jemand tuͤchtiger, als ich, zu finden ſey?
„Nein! niemand ſchmeichle ſich der Dicht-Kunſt vorzugehen:
„Der Himmel ſelbſt hat mich zu dieſem Recht verſehen.
„Von ihm entſpringt mein Geiſt. Wer hat ſo feſten Grund?
„Man red! ich weiche gern; man mache mir es kund!
455
„Was bin ich? Geiſt und Herz entflam̃en ſich fuͤr Freuden,
„Wann man das Auge will in dieſen Zweyen weiden.
„Das Herz frolocket, ſpringt und wird in ſich entzuͤndt,
„Biß es die Regungen zu zeigen Mittel findt;
„Das Koͤnigliche Paar iſt in ihm eingeſchrieben,
460„So wird es zu der Treu und Ehrfurcht angetrieben.
„Was will ich? daß die Welt das Jnnerliche ſeh
„Und die Verpflichtungen des treuen Sinns verſteh.
„Was mach ich? Stim̃ und Mund muß zu der Abſicht dienen:
„Das Herz bricht mit Begier, mit zitterndem Erkuͤhnen
465„Jn frohes Singen aus. Jſt aber dieß zu ſchwach,
„So folgt der Cither Klang, die Leyr, die Floͤte nach,
„Ja was den Herzens-Trieb der Welt kann offenbaren:
„Dann heißt es weder Kunſt, noch Thon noch Stimme ſpahren.
„Die Seel erwacht und fuͤhlt die Macht, den Trieb, den Geiſt,
470„Der ſie faſt von ihr ſelbſt in dieſe Freude reißt.
„ So
H h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0053"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Achtes Buch.</hi> </fw><lb/>
            <l>&#x201E;Ein &#x017F;olches Ehren-Mahl vor das Ge&#x017F;ichte bauen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Auf dem <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> mit dem <hi rendition="#fr">Gemahl</hi> zu &#x017F;chauen?</l><lb/>
            <l>&#x201E;Seyd aber ihr vielleicht noch zweifelhaft dabey,</l><lb/>
            <l><note place="left">450</note>&#x201E;Ob jemand tu&#x0364;chtiger, als ich, zu finden &#x017F;ey?</l><lb/>
            <l>&#x201E;Nein! niemand &#x017F;chmeichle &#x017F;ich der Dicht-Kun&#x017F;t vorzugehen:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Der Himmel &#x017F;elb&#x017F;t hat mich zu die&#x017F;em Recht ver&#x017F;ehen.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Von ihm ent&#x017F;pringt mein Gei&#x017F;t. Wer hat &#x017F;o fe&#x017F;ten Grund?</l><lb/>
            <l>&#x201E;Man red! ich weiche gern; man mache mir es kund!</l>
          </lg><lb/>
          <note place="left">455</note>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Was bin ich? Gei&#x017F;t und Herz entflam&#x0303;en &#x017F;ich fu&#x0364;r Freuden,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Wann man das Auge will in die&#x017F;en Zweyen weiden.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das Herz frolocket, &#x017F;pringt und wird in &#x017F;ich entzu&#x0364;ndt,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Biß es die Regungen zu zeigen Mittel findt;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das Ko&#x0364;nigliche Paar i&#x017F;t in ihm einge&#x017F;chrieben,</l><lb/>
            <l><note place="left">460</note>&#x201E;So wird es zu der Treu und Ehrfurcht angetrieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Was will ich? daß die Welt das Jnnerliche &#x017F;eh</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und die Verpflichtungen des treuen Sinns ver&#x017F;teh.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Was mach ich? Stim&#x0303; und Mund muß zu der Ab&#x017F;icht dienen:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das Herz bricht mit Begier, mit zitterndem Erku&#x0364;hnen</l><lb/>
            <l><note place="left">465</note>&#x201E;Jn frohes Singen aus. J&#x017F;t aber dieß zu &#x017F;chwach,</l><lb/>
            <l>&#x201E;So folgt der Cither Klang, die Leyr, die Flo&#x0364;te nach,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Ja was den Herzens-Trieb der Welt kann offenbaren:</l><lb/>
            <l>&#x201E;Dann heißt es weder Kun&#x017F;t, noch Thon noch Stimme &#x017F;pahren.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Die Seel erwacht und fu&#x0364;hlt die Macht, den Trieb, den Gei&#x017F;t,</l><lb/>
            <l><note place="left">470</note>&#x201E;Der &#x017F;ie fa&#x017F;t von ihr &#x017F;elb&#x017F;t in die&#x017F;e Freude reißt.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201E; So</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0053] Achtes Buch. „Ein ſolches Ehren-Mahl vor das Geſichte bauen, „Auf dem Thereſia mit dem Gemahl zu ſchauen? „Seyd aber ihr vielleicht noch zweifelhaft dabey, „Ob jemand tuͤchtiger, als ich, zu finden ſey? „Nein! niemand ſchmeichle ſich der Dicht-Kunſt vorzugehen: „Der Himmel ſelbſt hat mich zu dieſem Recht verſehen. „Von ihm entſpringt mein Geiſt. Wer hat ſo feſten Grund? „Man red! ich weiche gern; man mache mir es kund! „Was bin ich? Geiſt und Herz entflam̃en ſich fuͤr Freuden, „Wann man das Auge will in dieſen Zweyen weiden. „Das Herz frolocket, ſpringt und wird in ſich entzuͤndt, „Biß es die Regungen zu zeigen Mittel findt; „Das Koͤnigliche Paar iſt in ihm eingeſchrieben, „So wird es zu der Treu und Ehrfurcht angetrieben. „Was will ich? daß die Welt das Jnnerliche ſeh „Und die Verpflichtungen des treuen Sinns verſteh. „Was mach ich? Stim̃ und Mund muß zu der Abſicht dienen: „Das Herz bricht mit Begier, mit zitterndem Erkuͤhnen „Jn frohes Singen aus. Jſt aber dieß zu ſchwach, „So folgt der Cither Klang, die Leyr, die Floͤte nach, „Ja was den Herzens-Trieb der Welt kann offenbaren: „Dann heißt es weder Kunſt, noch Thon noch Stimme ſpahren. „Die Seel erwacht und fuͤhlt die Macht, den Trieb, den Geiſt, „Der ſie faſt von ihr ſelbſt in dieſe Freude reißt. „ So H h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/53
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/53>, abgerufen am 21.11.2024.