Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.Achtes Buch. "Nichts bleibet unerwähnt ", so fieng sie plözlich an; (Jhr Arm hielt eine Schlang und einen stolzen Hahn) "So red' ich auch von mir. Wer kann es unrecht nennen, "Auch meinen Wirckungen ein kleines Lob zu gönnen? 595"Fast jede rühmte sich, was ihrer Tugend Kraft "Der Königinn vor Hilff und Nuzbarkeit geschafft; "So trifft der Rang mich auch ein wenig anzuzeigen, "Wie weit die Tugenden, wann ich entfernt bin, steigen. "Gesundheit, sonsten nichts, ist meiner Sorgen Ziel; 600"Um die bekümmern sich die Tugenden nicht viel, "Ob ihre Kräfte gleich von meiner Kraft genommen, "Und ihre Wercke nur von meinen Wercken kommen. "Gesezt: ich hätte mich von ihr und euch entfernt, "Was hätte sie von euch, und ihr von ihr gelernt? 605"Jch bin der theure Schaz, den selten jemand kennet, "Als wann er sich von ihm, von seinen Gliedern trennet. "Jst euer Herz erquickt, so werd ich nicht geehrt; "Jst aber der Besiz desselben mir verwehrt, "So seufzet man und rufft: Gesundheit! Lebens-Quelle! 610"O Krone meines Glücks! daß ich mich wieder stelle. "Wie sähnt man sich nach mir, wann ich abwesend bin? "Man schäzt und liebt mich mehr als selbst die Königinn. "Kaum hat man mich erblickt, da stärcken sich die Glieder, "Man lebt so wie zu vor, und mich vergißt man wieder. 615 "Jch J i
Achtes Buch. „Nichts bleibet unerwaͤhnt „, ſo fieng ſie ploͤzlich an; (Jhr Arm hielt eine Schlang und einen ſtolzen Hahn) „So red’ ich auch von mir. Wer kann es unrecht nennen, „Auch meinen Wirckungen ein kleines Lob zu goͤnnen? 595„Faſt jede ruͤhmte ſich, was ihrer Tugend Kraft „Der Koͤniginn vor Hilff und Nuzbarkeit geſchafft; „So trifft der Rang mich auch ein wenig anzuzeigen, „Wie weit die Tugenden, wann ich entfernt bin, ſteigen. „Geſundheit, ſonſten nichts, iſt meiner Sorgen Ziel; 600„Um die bekuͤmmern ſich die Tugenden nicht viel, „Ob ihre Kraͤfte gleich von meiner Kraft genommen, „Und ihre Wercke nur von meinen Wercken kommen. „Geſezt: ich haͤtte mich von ihr und euch entfernt, „Was haͤtte ſie von euch, und ihr von ihr gelernt? 605„Jch bin der theure Schaz, den ſelten jemand kennet, „Als wann er ſich von ihm, von ſeinen Gliedern trennet. „Jſt euer Herz erquickt, ſo werd ich nicht geehrt; „Jſt aber der Beſiz deſſelben mir verwehrt, „So ſeufzet man und rufft: Geſundheit! Lebens-Quelle! 610„O Krone meines Gluͤcks! daß ich mich wieder ſtelle. „Wie ſaͤhnt man ſich nach mir, wann ich abweſend bin? „Man ſchaͤzt und liebt mich mehr als ſelbſt die Koͤniginn. „Kaum hat man mich erblickt, da ſtaͤrcken ſich die Glieder, „Man lebt ſo wie zu vor, und mich vergißt man wieder. 615 „Jch J i
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Achtes Buch.
„Nichts bleibet unerwaͤhnt „, ſo fieng ſie ploͤzlich an;
(Jhr Arm hielt eine Schlang und einen ſtolzen Hahn)
„So red’ ich auch von mir. Wer kann es unrecht nennen,
„Auch meinen Wirckungen ein kleines Lob zu goͤnnen?
„Faſt jede ruͤhmte ſich, was ihrer Tugend Kraft
„Der Koͤniginn vor Hilff und Nuzbarkeit geſchafft;
„So trifft der Rang mich auch ein wenig anzuzeigen,
„Wie weit die Tugenden, wann ich entfernt bin, ſteigen.
„Geſundheit, ſonſten nichts, iſt meiner Sorgen Ziel;
„Um die bekuͤmmern ſich die Tugenden nicht viel,
„Ob ihre Kraͤfte gleich von meiner Kraft genommen,
„Und ihre Wercke nur von meinen Wercken kommen.
„Geſezt: ich haͤtte mich von ihr und euch entfernt,
„Was haͤtte ſie von euch, und ihr von ihr gelernt?
„Jch bin der theure Schaz, den ſelten jemand kennet,
„Als wann er ſich von ihm, von ſeinen Gliedern trennet.
„Jſt euer Herz erquickt, ſo werd ich nicht geehrt;
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„So ſeufzet man und rufft: Geſundheit! Lebens-Quelle!
„O Krone meines Gluͤcks! daß ich mich wieder ſtelle.
„Wie ſaͤhnt man ſich nach mir, wann ich abweſend bin?
„Man ſchaͤzt und liebt mich mehr als ſelbſt die Koͤniginn.
„Kaum hat man mich erblickt, da ſtaͤrcken ſich die Glieder,
„Man lebt ſo wie zu vor, und mich vergißt man wieder.
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