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Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633.

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Sud her gemeinet. Aber noch bessere Glegenheit solches zu-
erlangen/ begab sich/ da es zum Puncten I. kommen/ vnnd
Bleyrichtig vnder der Sonnen gestanden. Damahls fand
ich sein Höhe/ schier 23°. grad/ vnd der Sonnen etwas mehrs
als 45 1/2. hernach da es 9. Vhr schlug/ (wiewol es meiner ge-
rechten Sonnen Vhr nach/ fast ein halb viertel zu spat ge-
schehen.) maß ich widerumb solche Höhin/ vnd befand jetzun-
der das l. 24 1/2. Grad/ das S. aber ein gerings vber 47. Grad.
Wann man nun das klein vom grossen subtrahirt/ ist der
vber Rest/ so wol hie/ als im vorigen/ 22 1/2. gradus fere, wel-
ches den begehrten Semidiametrum Halonis anzeigt. Vnd
ob ichs zwar ein wenig völliger befunden/ ist doch solches allein
der Morae observandi zu zuschreiben/ weil die Sonne stettigs
fortruckt/ vnd vnder dem messen/ wie sehr ich auch geeilet/
etwas mehr von deß Bogens Orth hinauff gestigen. Damit
hat sich das Wunder geendet; Vnd ist folgender gantze Nach-
mittag/ sehr trüb vnnd trawrig gewest/ hat auch die Nacht
hindurch starck geregnet/ vnd noch mehr den Sonntag her-
nach/ daß vil Hew auff dem Feld/ durch solch langwürige
Nässin verwüstet vnd verdorben.

Jch solle zwar auch diß/ zu völligem Zeugnuß der War-
heit/ vnangemelt nicht lassen/ daß vnderschidtliche Leut/ so
von den Dörffern herein kommen/ dise Erscheinung vil an-
derst erzehlen. Etliche haben nur zwo Sonnen gesehen/ an-
dern ist der gefärbte Bog oben her gestanden/ theil hat es be-
dunckt/ als ob ein weisser Balck (so doch ein stuck deß grossen
Vmbkraises war) hindurch gieng. Jch hab auch ein Abriß
von eim Mahler bekommen/ wie es in der benachbarten
Reichstatt zu Reüttlingen gestaltet gewesen/ darinn sind allein
beede Bögen/ vnd gar kein frembde Sonn gemahlet. Dises
lautet wider einander lauffend; Jst also zu wissen/ daß es gar
wol alles zu mahl kan wahr seyn. Vrsach/ die Zuseher sind
nicht beysamen auff eim Platz gestanden/ sondern waren weit

von

Sud her gemeinet. Aber noch bessere Glegenheit solches zu-
erlangen/ begab sich/ da es zum Puncten I. kommen/ vnnd
Bleyrichtig vnder der Sonnen gestanden. Damahls fand
ich sein Höhe/ schier 23°. grad/ vnd der Sonnen etwas mehrs
als 45 ½. hernach da es 9. Vhr schlug/ (wiewol es meiner ge-
rechten Sonnen Vhr nach/ fast ein halb viertel zu spat ge-
schehen.) maß ich widerumb solche Höhin/ vnd befand jetzun-
der das l. 24 ½. Grad/ das S. aber ein gerings vber 47. Grad.
Wann man nun das klein vom grossen subtrahirt/ ist der
vber Rest/ so wol hie/ als im vorigen/ 22 ½. gradus ferè, wel-
ches den begehrten Semidiametrum Halonis anzeigt. Vnd
ob ichs zwar ein wenig völliger befundẽ/ ist doch solches allein
der Moræ observandi zu zuschreiben/ weil die Soñe stettigs
fortruckt/ vnd vnder dem messen/ wie sehr ich auch geeilet/
etwas mehr von deß Bogens Orth hinauff gestigen. Damit
hat sich das Wunder geendet; Vñ ist folgender gantze Nach-
mittag/ sehr trüb vnnd trawrig gewest/ hat auch die Nacht
hindurch starck geregnet/ vnd noch mehr den Sonntag her-
nach/ daß vil Hew auff dem Feld/ durch solch langwürige
Nässin verwüstet vnd verdorben.

Jch solle zwar auch diß/ zu völligem Zeugnuß der War-
heit/ vnangemelt nicht lassen/ daß vnderschidtliche Leut/ so
von den Dörffern herein kommen/ dise Erscheinung vil an-
derst erzehlen. Etliche haben nur zwo Sonnen gesehen/ an-
dern ist der gefärbte Bog oben her gestanden/ theil hat es be-
dunckt/ als ob ein weisser Balck (so doch ein stuck deß grossen
Vmbkraises war) hindurch gieng. Jch hab auch ein Abriß
von eim Mahler bekommen/ wie es in der benachbarten
Reichstatt zu Reüttlingen gestaltet gewesen/ darinn sind allein
beede Bögen/ vnd gar kein frembde Sonn gemahlet. Dises
lautet wider einander lauffend; Jst also zu wissen/ daß es gar
wol alles zu mahl kan wahr seyn. Vrsach/ die Zuseher sind
nicht beysamen auff eim Platz gestanden/ sondern waren weit

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Zitationshilfe: Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633/10>, abgerufen am 04.05.2024.