Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633.

Bild:
<< vorherige Seite

Anlangend nun die vorgenommene Parelios, haben
sie angefangen sich zu erzaigen/ Freytags den 28. Junij/ alten
Calenders/ Vormittag vngefahr vmb halb 9. Vhr/ als es
vorhin etlich Tag/ langwürig kalt vnd Naß Wetter gewesen/
aber nach dem Newmond sich widerumb etwas auffgehellet/
vnd früh ein Nebel geben hatte; Darauff ein weisses/ gleich-
mässige dünnlicht vnd durchscheinend Gewölck erfolgt. War
eben dazumahl Wochenmarckt/ also daß vil hundert Men-
schen zusammen geloffen/ vnd es einander gezaigt haben. Da
fand sich erstlich ein grosser weiter Cyclus oder Vmbkraiß/
gerings vmb den Himmel herumb/ der gerad mitten durch
die Sonn gieng/ daß sie in jhm stund vnd leuchtet/ gleich wie
ein Edelgestein in einem Ring. Sein Farb war weiß anzuse-
hen/ wie deß Nachts die Milchstraß vnder den Sternen/ doch
einer gleichern Braite/ von vngefahr 2. graden/ etwas völliger
als die Regenbogen sind. Bißweilen gewan er etlich Lucken/
vnd wurde doch bald wider gantz. Nahend bey der Sonn/
war er am dunckelsten zusehen/ vnd gegen vber zum deutlich-
sten/ da sonderlich das Punctum Sun klar geschimmert. Er
stund allenthalben in gleicher Höhe von dem Erdboden; Hat
also ein Almucantarath (wie mans nennt) verwesen. Doch
weil solche circuli minores krumb anzusehen/ nec instar Re-
ctarum
, velut magni solent, vnnd die Vergleichung mit
vberzwerchem Gebälck an Häusern dißfals betreugt/ zweiffelt
ich anfänglichs/ ob er auch gewiß gnug dem Horizont Pa-
rallel sey/ vnnd wolte dem blossen Gesicht nicht vertrawen.
Richtet demnach einen grossen Quadranten gegen jhm/ vnd
maß jhn an dreyen Orthen/ erstlich im C. bey dem Nordt/ be-
fand ich sein Mittel hoch 41. Grad 50. Minuten/ darnach
bey D. gegen West/ fand ich 42°. 5'. vnd dann S. der Son-
nen Höhe selbst 42°. 12'. Ob nun wol zwischen der ersten
vnd letsten Abmessung/ ein geringe Differentz/ von ohngefahr
eim dritten Theil Grads ist/ so hat doch selbige nichts zube-

deuten

Anlangend nun die vorgenommene Parelios, haben
sie angefangen sich zu erzaigen/ Freytags den 28. Junij/ alten
Calenders/ Vormittag vngefahr vmb halb 9. Vhr/ als es
vorhin etlich Tag/ langwürig kalt vnd Naß Wetter gewesen/
aber nach dem Newmond sich widerumb etwas auffgehellet/
vnd früh ein Nebel geben hatte; Darauff ein weisses/ gleich-
mässige düñlicht vnd durchscheinend Gewölck erfolgt. War
eben dazumahl Wochenmarckt/ also daß vil hundert Men-
schen zusammen geloffen/ vnd es einander gezaigt haben. Da
fand sich erstlich ein grosser weiter Cyclus oder Vmbkraiß/
gerings vmb den Himmel herumb/ der gerad mitten durch
die Sonn gieng/ daß sie in jhm stund vnd leuchtet/ gleich wie
ein Edelgestein in einem Ring. Sein Farb war weiß anzuse-
hen/ wie deß Nachts die Milchstraß vnder den Sternen/ doch
einer gleichern Braite/ von vngefahr 2. graden/ etwas völliger
als die Regenbogen sind. Bißweilen gewan er etlich Lucken/
vnd wurde doch bald wider gantz. Nahend bey der Sonn/
war er am dunckelsten zusehen/ vnd gegen vber zum deutlich-
sten/ da sonderlich das Punctum ☍ ☉ klar geschimmert. Er
stund allenthalben in gleicher Höhe von dem Erdboden; Hat
also ein Almucantarath (wie mans nennt) verwesen. Doch
weil solche circuli minores krumb anzusehen/ nec instar Re-
ctarum
, velut magni solent, vnnd die Vergleichung mit
vberzwerchem Gebälck an Häusern dißfals betreugt/ zweiffelt
ich anfänglichs/ ob er auch gewiß gnug dem Horizont Pa-
rallel sey/ vnnd wolte dem blossen Gesicht nicht vertrawen.
Richtet demnach einen grossen Quadranten gegen jhm/ vnd
maß jhn an dreyen Orthen/ erstlich im C. bey dem Nordt/ be-
fand ich sein Mittel hoch 41. Grad 50. Minuten/ darnach
bey D. gegen West/ fand ich 42°. 5'. vnd dann S. der Son-
nen Höhe selbst 42°. 12'. Ob nun wol zwischen der ersten
vnd letsten Abmessung/ ein geringe Differentz/ von ohngefahr
eim dritten Theil Grads ist/ so hat doch selbige nichts zube-

deuten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0006"/>
          <p> Anlangend nun die vorgenommene <hi rendition="#aq">Parelios</hi>, haben<lb/>
sie
              angefangen sich zu erzaigen/ Freytags den 28. Junij/ alten<lb/>
Calenders/ Vormittag
              vngefahr vmb halb 9. Vhr/ als es<lb/>
vorhin etlich Tag/ langwürig kalt vnd Naß Wetter
              gewesen/<lb/>
aber nach dem Newmond sich widerumb etwas auffgehellet/<lb/>
vnd früh ein
              Nebel geben hatte; Darauff ein weisses/ gleich-<lb/>
mässige dün&#x0303;licht vnd
              durchscheinend Gewölck erfolgt. War<lb/>
eben dazumahl Wochenmarckt/ also daß vil
              hundert Men-<lb/>
schen zusammen geloffen/ vnd es einander gezaigt haben. Da<lb/>
fand
              sich erstlich ein grosser weiter <hi rendition="#aq">Cyclus</hi> oder Vmbkraiß/<lb/>
gerings vmb den Himmel herumb/ der gerad mitten durch<lb/>
die Sonn gieng/ daß sie in
              jhm stund vnd leuchtet/ gleich wie<lb/>
ein Edelgestein in einem Ring. Sein Farb war
              weiß anzuse-<lb/>
hen/ wie deß Nachts die Milchstraß vnder den Sternen/ doch<lb/>
einer
              gleichern Braite/ von vngefahr 2. graden/ etwas völliger<lb/>
als die Regenbogen sind. Bißweilen gewan er
              etlich Lucken/<lb/>
vnd wurde doch bald wider gantz. Nahend bey der Sonn/<lb/>
war er am
              dunckelsten zusehen/ vnd gegen vber zum deutlich-<lb/>
sten/ da sonderlich das Punctum
              &#x260D; &#x2609; klar geschimmert. Er<lb/>
stund allenthalben in gleicher Höhe von dem
              Erdboden; Hat<lb/>
also ein <hi rendition="#aq">Almucantarath</hi> (wie mans nennt)
              verwesen. Doch<lb/>
weil solche <hi rendition="#aq">circuli minores</hi> krumb
              anzusehen/ <hi rendition="#aq">nec instar Re-<lb/>
ctarum</hi>, <hi rendition="#aq">velut magni solent</hi>, vnnd die Vergleichung mit<lb/>
vberzwerchem Gebälck an
              Häusern dißfals betreugt/ zweiffelt<lb/>
ich anfänglichs/ ob er auch gewiß gnug dem
              Horizont Pa-<lb/>
rallel sey/ vnnd wolte dem blossen Gesicht nicht vertrawen.<lb/>
Richtet demnach einen grossen Quadranten gegen jhm/ vnd<lb/>
maß jhn an dreyen Orthen/
              erstlich im <hi rendition="#aq">C</hi>. bey dem Nordt/ be-<lb/>
fand ich sein Mittel
              hoch 41. Grad 50. Minuten/ darnach<lb/>
bey <hi rendition="#aq">D</hi>. gegen West/ fand
              ich 42°. 5'. vnd dann <hi rendition="#aq">S</hi>. der Son-<lb/>
nen Höhe selbst 42°.
              12'. Ob nun wol zwischen der ersten<lb/>
vnd letsten Abmessung/ ein geringe Differentz/
              von ohngefahr<lb/>
eim dritten Theil Grads ist/ so hat doch selbige nichts zube-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deuten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0006] Anlangend nun die vorgenommene Parelios, haben sie angefangen sich zu erzaigen/ Freytags den 28. Junij/ alten Calenders/ Vormittag vngefahr vmb halb 9. Vhr/ als es vorhin etlich Tag/ langwürig kalt vnd Naß Wetter gewesen/ aber nach dem Newmond sich widerumb etwas auffgehellet/ vnd früh ein Nebel geben hatte; Darauff ein weisses/ gleich- mässige düñlicht vnd durchscheinend Gewölck erfolgt. War eben dazumahl Wochenmarckt/ also daß vil hundert Men- schen zusammen geloffen/ vnd es einander gezaigt haben. Da fand sich erstlich ein grosser weiter Cyclus oder Vmbkraiß/ gerings vmb den Himmel herumb/ der gerad mitten durch die Sonn gieng/ daß sie in jhm stund vnd leuchtet/ gleich wie ein Edelgestein in einem Ring. Sein Farb war weiß anzuse- hen/ wie deß Nachts die Milchstraß vnder den Sternen/ doch einer gleichern Braite/ von vngefahr 2. graden/ etwas völliger als die Regenbogen sind. Bißweilen gewan er etlich Lucken/ vnd wurde doch bald wider gantz. Nahend bey der Sonn/ war er am dunckelsten zusehen/ vnd gegen vber zum deutlich- sten/ da sonderlich das Punctum ☍ ☉ klar geschimmert. Er stund allenthalben in gleicher Höhe von dem Erdboden; Hat also ein Almucantarath (wie mans nennt) verwesen. Doch weil solche circuli minores krumb anzusehen/ nec instar Re- ctarum, velut magni solent, vnnd die Vergleichung mit vberzwerchem Gebälck an Häusern dißfals betreugt/ zweiffelt ich anfänglichs/ ob er auch gewiß gnug dem Horizont Pa- rallel sey/ vnnd wolte dem blossen Gesicht nicht vertrawen. Richtet demnach einen grossen Quadranten gegen jhm/ vnd maß jhn an dreyen Orthen/ erstlich im C. bey dem Nordt/ be- fand ich sein Mittel hoch 41. Grad 50. Minuten/ darnach bey D. gegen West/ fand ich 42°. 5'. vnd dann S. der Son- nen Höhe selbst 42°. 12'. Ob nun wol zwischen der ersten vnd letsten Abmessung/ ein geringe Differentz/ von ohngefahr eim dritten Theil Grads ist/ so hat doch selbige nichts zube- deuten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Texterfassung und Korrekturen (2013-05-07T06:54:31Z)
Hannah Sophia Glaum: Konversion nach XML (2013-05-07T06:54:31Z)
Melanie Henss: Nachkorrekturen (2013-05-07T06:54:31Z)
Universität Tübingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-05-07T06:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Seiten- und Zeilenumbrüche markiert.
  • Silbentrennung entsprechend Vorlage.
  • Langes s als rundes s transkribiert.
  • Rundes r als r/et transkribiert.
  • Bogensignaturen/Kustoden ausgezeichnet, Hervorhebungen ebenso.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633/6
Zitationshilfe: Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633/6>, abgerufen am 21.11.2024.