Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. und dennoch -- schien sie Mangel je zufühlen? So ist's erwiesen, sie ist falsch. Hier macht er eine Bewegung, die ihn zu sich selbst bringt. Er sieht mit Befremdung auf. Wo war ich? Wacht denn hier niemand, als der König? -- Was? die Lichter schon herabgebrannt? doch nicht schon Tag? Er läßt eine Uhr repetiren -- es schlägt vier. Ich bin um meinen Schlummer. Nimm ihn für empfangen an, Natur. Ein König hat nicht Zeit verlorne Nächte nachzuhohlen; jetzt bin ich wach und Tag soll sein. Er löscht die Lichter aus und öffnet eine Fenster- gardine -- Indem er auf- und niedergeht, bemerkt er die schlafenden Knaben und bleibt eine Zeit lang schwei- gend vor ihnen stehen; darauf zieht er die Glocke. Schläft's irgend vielleicht in meinem Vorsaal auch? Dom Karlos. und dennoch — ſchien ſie Mangel je zufühlen? So iſt’s erwieſen, ſie iſt falſch. Hier macht er eine Bewegung, die ihn zu ſich ſelbſt bringt. Er ſieht mit Befremdung auf. Wo war ich? Wacht denn hier niemand, als der König? — Was? die Lichter ſchon herabgebrannt? doch nicht ſchon Tag? Er läßt eine Uhr repetiren — es ſchlägt vier. Ich bin um meinen Schlummer. Nimm ihn für empfangen an, Natur. Ein König hat nicht Zeit verlorne Nächte nachzuhohlen; jetzt bin ich wach und Tag ſoll ſein. Er löſcht die Lichter aus und öffnet eine Fenſter- gardine — Indem er auf- und niedergeht, bemerkt er die ſchlafenden Knaben und bleibt eine Zeit lang ſchwei- gend vor ihnen ſtehen; darauf zieht er die Glocke. Schläft’s irgend vielleicht in meinem Vorſaal auch? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIG"> <p><pb facs="#f0228" n="216"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> und dennoch — ſchien ſie Mangel je zu<lb/> fühlen?<lb/> So iſt’s erwieſen, ſie iſt falſch.</p><lb/> <stage>Hier macht er eine Bewegung, die ihn zu ſich ſelbſt<lb/> bringt. Er ſieht mit Befremdung auf.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Wo war ich?</hi><lb/> Wacht denn hier niemand, als der König? —<lb/> Was?<lb/> die Lichter ſchon herabgebrannt? doch nicht<lb/> ſchon Tag?</p><lb/> <stage>Er läßt eine Uhr repetiren — es ſchlägt vier.</stage><lb/> <p>Ich bin um meinen Schlummer. Nimm<lb/> ihn für empfangen an, Natur. Ein König hat<lb/> nicht Zeit verlorne Nächte nachzuhohlen;<lb/> jetzt bin ich wach und Tag ſoll ſein.</p><lb/> <stage>Er löſcht die Lichter aus und öffnet eine Fenſter-<lb/> gardine — Indem er auf- und niedergeht, bemerkt er<lb/> die ſchlafenden Knaben und bleibt eine Zeit lang ſchwei-<lb/> gend vor ihnen ſtehen; darauf zieht er die Glocke.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Schläft’s irgend</hi><lb/> vielleicht in meinem Vorſaal auch?</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [216/0228]
Dom Karlos.
und dennoch — ſchien ſie Mangel je zu
fühlen?
So iſt’s erwieſen, ſie iſt falſch.
Hier macht er eine Bewegung, die ihn zu ſich ſelbſt
bringt. Er ſieht mit Befremdung auf.
Wo war ich?
Wacht denn hier niemand, als der König? —
Was?
die Lichter ſchon herabgebrannt? doch nicht
ſchon Tag?
Er läßt eine Uhr repetiren — es ſchlägt vier.
Ich bin um meinen Schlummer. Nimm
ihn für empfangen an, Natur. Ein König hat
nicht Zeit verlorne Nächte nachzuhohlen;
jetzt bin ich wach und Tag ſoll ſein.
Er löſcht die Lichter aus und öffnet eine Fenſter-
gardine — Indem er auf- und niedergeht, bemerkt er
die ſchlafenden Knaben und bleibt eine Zeit lang ſchwei-
gend vor ihnen ſtehen; darauf zieht er die Glocke.
Schläft’s irgend
vielleicht in meinem Vorſaal auch?
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