Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Marquis nach einigem Stillschweigen. Der edelmüth'ge Löwe läßt ein Insekt in seinen Mähnen spielen. Ich fühle, Sire -- den ganzen Werth -- Ich bin von Dankbarkeit -- König. Sie haben mir noch mehr zu sagen -- weiter -- Marquis. Ihro Majestät, jüngst kam ich an von Flandern und Bra- bant -- So viele reiche, blühende Provinzen! Ein kräftiges, ein großes Volk -- und auch ein gutes Volk -- und Vater dieses Volkes, das, dacht' ich, das muß göttlich sein! -- -- Da stieß ich auf verbrannte menschliche Gebeine -- Hier schweigt er still; seine Augen ruhen auf dem König der es versucht diesen Blick zu erwiedern, aber betroffen und verwirrt zur Erde sieht. Sie haben Recht. Sie müssen. Daß Sie können, Dom Karlos. Marquis nach einigem Stillſchweigen. Der edelmüth’ge Löwe läßt ein Inſekt in ſeinen Mähnen ſpielen. Ich fühle, Sire — den ganzen Werth — Ich bin von Dankbarkeit — König. Sie haben mir noch mehr zu ſagen — weiter — Marquis. Ihro Majeſtät, jüngſt kam ich an von Flandern und Bra- bant — So viele reiche, blühende Provinzen! Ein kräftiges, ein großes Volk — und auch ein gutes Volk — und Vater dieſes Volkes, das, dacht’ ich, das muß göttlich ſein! — — Da ſtieß ich auf verbrannte menſchliche Gebeine — Hier ſchweigt er ſtill; ſeine Augen ruhen auf dem König der es verſucht dieſen Blick zu erwiedern, aber betroffen und verwirrt zur Erde ſieht. Sie haben Recht. Sie müſſen. Daß Sie können, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0288" n="276"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Marquis</hi> </speaker><lb/> <stage>nach einigem Stillſchweigen.</stage><lb/> <p><hi rendition="#c">Der edelmüth’ge Löwe</hi><lb/> läßt ein Inſekt in ſeinen Mähnen ſpielen.<lb/> Ich fühle, Sire — den ganzen Werth — Ich<lb/> bin<lb/> von Dankbarkeit —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Sie haben mir noch mehr</hi><lb/> zu ſagen — weiter —</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ihro Majeſtät,</hi><lb/> jüngſt kam ich an von Flandern und Bra-<lb/> bant —<lb/> So viele reiche, blühende Provinzen!<lb/> Ein kräftiges, ein großes Volk — und auch<lb/> ein gutes Volk — und Vater dieſes Volkes,<lb/> das, dacht’ ich, das muß göttlich ſein! — —<lb/> Da ſtieß<lb/> ich auf verbrannte menſchliche Gebeine —</p><lb/> <stage>Hier ſchweigt er ſtill; ſeine Augen ruhen auf dem<lb/> König der es verſucht dieſen Blick zu erwiedern, aber<lb/> betroffen und verwirrt zur Erde ſieht.</stage><lb/> <p>Sie haben Recht. <hi rendition="#g">Sie</hi> müſſen. Daß Sie<lb/> können,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0288]
Dom Karlos.
Marquis
nach einigem Stillſchweigen.
Der edelmüth’ge Löwe
läßt ein Inſekt in ſeinen Mähnen ſpielen.
Ich fühle, Sire — den ganzen Werth — Ich
bin
von Dankbarkeit —
König.
Sie haben mir noch mehr
zu ſagen — weiter —
Marquis.
Ihro Majeſtät,
jüngſt kam ich an von Flandern und Bra-
bant —
So viele reiche, blühende Provinzen!
Ein kräftiges, ein großes Volk — und auch
ein gutes Volk — und Vater dieſes Volkes,
das, dacht’ ich, das muß göttlich ſein! — —
Da ſtieß
ich auf verbrannte menſchliche Gebeine —
Hier ſchweigt er ſtill; ſeine Augen ruhen auf dem
König der es verſucht dieſen Blick zu erwiedern, aber
betroffen und verwirrt zur Erde ſieht.
Sie haben Recht. Sie müſſen. Daß Sie
können,
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