Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dritter Akt. dem König, der nicht Landmann ist, die Krone.In seiner Werkstatt träume sich der Künstler zum Bildner einer schönern Welt. Den Flug des Denkers hemme ferner keine Schranke, als die Bedingung endlicher Naturen. Nicht in der Vatersorge stillem Kreis erscheine der gekrönte Fremdling. Nie erlaub' er sich der Liebe heilige Mysterien unedel zu beschleichen. Die Menschheit zweifle, ob er ist. Belohnt durch eignen Beifall, berge sich der Künstler der angenehm betrogenen Maschine. Wenn nun der Mensch, sich selbst zurückge- geben, zu seines Werths Gefühl erwacht -- der Frei- heit erhabne, stolze Tugenden gedeihen -- wenn in dem Herzen wieder sich empört die Römerwallung, Nationenstolz, das Vaterland in jedem Bürger prangt, dem Vaterlande jeder Bürger stirbt -- dann, Sire, wenn Sie zum glücklichsten der Welt Ihr eignes Königreich gemacht -- dann reift Ihr großer Plan -- dann müssen Sie -- dann ist es Ihre Pflicht, die Welt zu unterwerfen. Dritter Akt. dem König, der nicht Landmann iſt, die Krone.In ſeiner Werkſtatt träume ſich der Künſtler zum Bildner einer ſchönern Welt. Den Flug des Denkers hemme ferner keine Schranke, als die Bedingung endlicher Naturen. Nicht in der Vaterſorge ſtillem Kreis erſcheine der gekrönte Fremdling. Nie erlaub’ er ſich der Liebe heilige Myſterien unedel zu beſchleichen. Die Menſchheit zweifle, ob er iſt. Belohnt durch eignen Beifall, berge ſich der Künſtler der angenehm betrogenen Maſchine. Wenn nun der Menſch, ſich ſelbſt zurückge- geben, zu ſeines Werths Gefühl erwacht — der Frei- heit erhabne, ſtolze Tugenden gedeihen — wenn in dem Herzen wieder ſich empört die Römerwallung, Nationenſtolz, das Vaterland in jedem Bürger prangt, dem Vaterlande jeder Bürger ſtirbt — dann, Sire, wenn Sie zum glücklichſten der Welt Ihr eignes Königreich gemacht — dann reift Ihr großer Plan — dann müſſen Sie — dann iſt es Ihre Pflicht, die Welt zu unterwerfen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0295" n="283"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dritter Akt</hi>.</fw><lb/> dem König, der nicht Landmann iſt, die Krone.<lb/> In ſeiner Werkſtatt träume ſich der Künſtler<lb/> zum Bildner einer ſchönern Welt. Den Flug<lb/> des Denkers hemme ferner keine Schranke,<lb/> als die Bedingung endlicher Naturen.<lb/> Nicht in der Vaterſorge ſtillem Kreis<lb/> erſcheine der gekrönte Fremdling. Nie<lb/> erlaub’ er ſich der Liebe heilige<lb/> Myſterien unedel zu beſchleichen.<lb/> Die Menſchheit zweifle, ob er iſt. Belohnt<lb/> durch eignen Beifall, berge ſich der Künſtler<lb/> der angenehm betrogenen Maſchine.<lb/> Wenn nun der Menſch, ſich ſelbſt zurückge-<lb/> geben,<lb/> zu ſeines Werths Gefühl erwacht — der Frei-<lb/> heit<lb/> erhabne, ſtolze Tugenden gedeihen —<lb/> wenn in dem Herzen wieder ſich empört<lb/> die Römerwallung, Nationenſtolz,<lb/> das Vaterland in jedem Bürger prangt,<lb/> dem Vaterlande jeder Bürger ſtirbt —<lb/> dann, Sire, wenn Sie zum glücklichſten der<lb/> Welt<lb/> Ihr eignes Königreich gemacht — dann reift<lb/> Ihr großer Plan — dann müſſen Sie —<lb/> dann iſt<lb/> es Ihre Pflicht, die Welt zu unterwerfen.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0295]
Dritter Akt.
dem König, der nicht Landmann iſt, die Krone.
In ſeiner Werkſtatt träume ſich der Künſtler
zum Bildner einer ſchönern Welt. Den Flug
des Denkers hemme ferner keine Schranke,
als die Bedingung endlicher Naturen.
Nicht in der Vaterſorge ſtillem Kreis
erſcheine der gekrönte Fremdling. Nie
erlaub’ er ſich der Liebe heilige
Myſterien unedel zu beſchleichen.
Die Menſchheit zweifle, ob er iſt. Belohnt
durch eignen Beifall, berge ſich der Künſtler
der angenehm betrogenen Maſchine.
Wenn nun der Menſch, ſich ſelbſt zurückge-
geben,
zu ſeines Werths Gefühl erwacht — der Frei-
heit
erhabne, ſtolze Tugenden gedeihen —
wenn in dem Herzen wieder ſich empört
die Römerwallung, Nationenſtolz,
das Vaterland in jedem Bürger prangt,
dem Vaterlande jeder Bürger ſtirbt —
dann, Sire, wenn Sie zum glücklichſten der
Welt
Ihr eignes Königreich gemacht — dann reift
Ihr großer Plan — dann müſſen Sie —
dann iſt
es Ihre Pflicht, die Welt zu unterwerfen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |