Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Vierter Akt. von ein'gen Dingen zu belehren, vorgewissen Menschen Sie zu warnen -- doch das braucht es nicht bei Ihnen. Die Ge- fahr mag auf- und untergehen um Sie her, Sie sollen's nie erfahren. Alles dieß ist ja nicht so viel werth, den goldnen Schlaf von eines Engels Stirne zu verjagen. Auch war es das nicht, was mich hergeführt. Prinz Karlos -- Königinn. Wie verließen Sie ihn? Marquis. -- Wie den einz'gen Weisen seiner Zeit, dem es Verbrechen ist die Wahrheit anzubeten -- und eben so beherzt für seine Liebe, wie jener für die seinige zu sterben. -- -- Ich bringe wenig Worte -- -- Aber hier, hier ist er selbst. Er gibt der Königinn einen Brief. Königinn nachdem sie ihn gelesen. Er muß mich sprechen, sagt er. Vierter Akt. von ein’gen Dingen zu belehren, vorgewiſſen Menſchen Sie zu warnen — doch das braucht es nicht bei Ihnen. Die Ge- fahr mag auf- und untergehen um Sie her, Sie ſollen’s nie erfahren. Alles dieß iſt ja nicht ſo viel werth, den goldnen Schlaf von eines Engels Stirne zu verjagen. Auch war es das nicht, was mich hergeführt. Prinz Karlos — Königinn. Wie verließen Sie ihn? Marquis. — Wie den einz’gen Weiſen ſeiner Zeit, dem es Verbrechen iſt die Wahrheit anzubeten — und eben ſo beherzt für ſeine Liebe, wie jener für die ſeinige zu ſterben. — — Ich bringe wenig Worte — — Aber hier, hier iſt er ſelbſt. Er gibt der Königinn einen Brief. Königinn nachdem ſie ihn geleſen. Er muß mich ſprechen, ſagt er. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0313" n="301"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vierter Akt</hi>.</fw><lb/> von ein’gen Dingen zu belehren, vor<lb/> gewiſſen Menſchen Sie zu warnen — doch<lb/> das braucht es nicht bei Ihnen. Die Ge-<lb/> fahr<lb/> mag auf- und untergehen um Sie her,<lb/> Sie ſollen’s nie erfahren. Alles dieß<lb/> iſt ja nicht ſo viel werth, den goldnen Schlaf<lb/> von eines Engels Stirne zu verjagen.<lb/> Auch war es das nicht, was mich hergeführt.<lb/> Prinz Karlos —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wie verließen Sie ihn?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">— Wie</hi><lb/> den einz’gen Weiſen ſeiner Zeit, dem es<lb/> Verbrechen iſt die Wahrheit anzubeten —<lb/> und eben ſo beherzt für <hi rendition="#g">ſeine</hi> Liebe,<lb/> wie jener für die ſeinige zu ſterben. — —<lb/> Ich bringe wenig Worte — — Aber hier,<lb/> hier iſt er ſelbſt.</p><lb/> <stage>Er gibt der Königinn einen Brief.</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker> <hi rendition="#g">Königinn</hi> </speaker><lb/> <stage>nachdem ſie ihn geleſen.</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Er muß mich ſprechen, ſagt er.</hi> </p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [301/0313]
Vierter Akt.
von ein’gen Dingen zu belehren, vor
gewiſſen Menſchen Sie zu warnen — doch
das braucht es nicht bei Ihnen. Die Ge-
fahr
mag auf- und untergehen um Sie her,
Sie ſollen’s nie erfahren. Alles dieß
iſt ja nicht ſo viel werth, den goldnen Schlaf
von eines Engels Stirne zu verjagen.
Auch war es das nicht, was mich hergeführt.
Prinz Karlos —
Königinn.
Wie verließen Sie ihn?
Marquis.
— Wie
den einz’gen Weiſen ſeiner Zeit, dem es
Verbrechen iſt die Wahrheit anzubeten —
und eben ſo beherzt für ſeine Liebe,
wie jener für die ſeinige zu ſterben. — —
Ich bringe wenig Worte — — Aber hier,
hier iſt er ſelbſt.
Er gibt der Königinn einen Brief.
Königinn
nachdem ſie ihn geleſen.
Er muß mich ſprechen, ſagt er.
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