Die Königinn in ihrem Blut -- das Schrecken des wiederhallenden Pallastes -- Lerma's unglückliche Dienstfertigkeit -- zuletzt mein unbegreifliches Verstummen, alles bestürmt Dein überraschtes Herz -- Du wankst -- gibst mich verloren -- Doch, zu edel selbst, an Deines Freundes Redlichkeit zu zweifeln, schmückst Du mit Größe seinen Abfall aus, nun erst wagst Du, ihn treulos zu behaup- ten, weil Du noch treulos ihn verehren darfst. Verlassen von dem Einzigen wirfst Du der Fürstinn Eboli Dich in die Arme -- Unglücklicher! in eines Teufels Arme, denn diese war's, die Dich verrieth. Karlos steht auf. Ich sehe Dich dahin eilen. Eine schlimme Ahndung fliegt durch mein Herz. Ich folge Dir. Zu spät. Du liegst zu ihren Füßen. Das Geständniß floh über Deine Lippen schon. Für Dich ist keine Rettung mehr --
Fünfter Akt.
Die Königinn in ihrem Blut — das Schrecken des wiederhallenden Pallaſtes — Lerma’s unglückliche Dienſtfertigkeit — zuletzt mein unbegreifliches Verſtummen, alles beſtürmt Dein überraſchtes Herz — Du wankſt — gibſt mich verloren — Doch, zu edel ſelbſt, an Deines Freundes Redlichkeit zu zweifeln, ſchmückſt Du mit Größe ſeinen Abfall aus, nun erſt wagſt Du, ihn treulos zu behaup- ten, weil Du noch treulos ihn verehren darfſt. Verlaſſen von dem Einzigen wirfſt Du der Fürſtinn Eboli Dich in die Arme — Unglücklicher! in eines Teufels Arme, denn dieſe war’s, die Dich verrieth. Karlos ſteht auf. Ich ſehe Dich dahin eilen. Eine ſchlimme Ahndung fliegt durch mein Herz. Ich folge Dir. Zu ſpät. Du liegſt zu ihren Füßen. Das Geſtändniß floh über Deine Lippen ſchon. Für Dich iſt keine Rettung mehr —
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Fünfter Akt.
Die Königinn in ihrem Blut — das
Schrecken
des wiederhallenden Pallaſtes — Lerma’s
unglückliche Dienſtfertigkeit — zuletzt
mein unbegreifliches Verſtummen, alles
beſtürmt Dein überraſchtes Herz — Du
wankſt —
gibſt mich verloren — Doch, zu edel
ſelbſt,
an Deines Freundes Redlichkeit zu zweifeln,
ſchmückſt Du mit Größe ſeinen Abfall aus,
nun erſt wagſt Du, ihn treulos zu behaup-
ten,
weil Du noch treulos ihn verehren darfſt.
Verlaſſen von dem Einzigen wirfſt Du
der Fürſtinn Eboli Dich in die Arme —
Unglücklicher! in eines Teufels Arme,
denn dieſe war’s, die Dich verrieth.
Karlos ſteht auf.
Ich ſehe
Dich dahin eilen. Eine ſchlimme Ahndung
fliegt durch mein Herz. Ich folge Dir. Zu
ſpät.
Du liegſt zu ihren Füßen. Das Geſtändniß
floh über Deine Lippen ſchon. Für Dich
iſt keine Rettung mehr —
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Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/445>, abgerufen am 26.06.2024.
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