Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Fünfter Akt. Karlos. Und das -- das hättest Du gethan? Marquis. Ich schreibe an Wilhelm von Oranien, daß ich die Königinn geliebt, daß mir's gelungen, in dem Verdacht, der fälschlich Dich gedrückt, des Königs Argwohn zu entgehn -- daß ich durch den Monarchen selbst den Weg gefun- den, der Königinn mich frei zu nah'n. Ich setze hinzu, daß ich entdeckt zu sein besorge, daß Du, von meiner Leidenschaft belehrt, zur Fürstinn Eboli geeilt, vielleicht durch ihre Hand die Königinn zu warnen -- daß ich Dich hier gefangen nahm, und nun, weil alles doch verloren, Willens sei, nach Brüssel mich zu werfen -- -- -- Die- sen Brief -- Karlos fällt ihm erschrocken in's Wort. Hast Du der Post doch nicht vertraut? Du weißt, daß alle Briefe nach Brabant und Flan- dern -- Fünfter Akt. Karlos. Und das — das hätteſt Du gethan? Marquis. Ich ſchreibe an Wilhelm von Oranien, daß ich die Königinn geliebt, daß mir’s gelungen, in dem Verdacht, der fälſchlich Dich gedrückt, des Königs Argwohn zu entgehn — daß ich durch den Monarchen ſelbſt den Weg gefun- den, der Königinn mich frei zu nah’n. Ich ſetze hinzu, daß ich entdeckt zu ſein beſorge, daß Du, von meiner Leidenſchaft belehrt, zur Fürſtinn Eboli geeilt, vielleicht durch ihre Hand die Königinn zu warnen — daß ich Dich hier gefangen nahm, und nun, weil alles doch verloren, Willens ſei, nach Brüſſel mich zu werfen — — — Die- ſen Brief — Karlos fällt ihm erſchrocken in’s Wort. Haſt Du der Poſt doch nicht vertraut? Du weißt, daß alle Briefe nach Brabant und Flan- dern — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0447" n="435"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fünfter Akt</hi>.</fw><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/> <p>Und das — das hätteſt Du gethan?</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ich ſchreibe</hi><lb/> an Wilhelm von Oranien, daß ich<lb/> die Königinn geliebt, daß mir’s gelungen,<lb/> in dem Verdacht, der fälſchlich Dich gedrückt,<lb/> des Königs Argwohn zu entgehn — daß ich<lb/> durch den Monarchen ſelbſt den Weg gefun-<lb/> den,<lb/> der Königinn mich frei zu nah’n. Ich ſetze<lb/> hinzu, daß ich entdeckt zu ſein beſorge,<lb/> daß Du, von meiner Leidenſchaft belehrt,<lb/> zur Fürſtinn Eboli geeilt, vielleicht<lb/> durch ihre Hand die Königinn zu warnen —<lb/> daß ich Dich hier gefangen nahm, und nun,<lb/> weil alles doch verloren, Willens ſei,<lb/> nach Brüſſel mich zu werfen — — — Die-<lb/> ſen Brief —</p> </sp><lb/> <sp who="#KAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Karlos</hi> </speaker><lb/> <stage>fällt ihm erſchrocken in’s Wort.</stage><lb/> <p>Haſt Du der Poſt doch nicht vertraut? Du<lb/> weißt,<lb/> daß alle Briefe nach Brabant und Flan-<lb/> dern —</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [435/0447]
Fünfter Akt.
Karlos.
Und das — das hätteſt Du gethan?
Marquis.
Ich ſchreibe
an Wilhelm von Oranien, daß ich
die Königinn geliebt, daß mir’s gelungen,
in dem Verdacht, der fälſchlich Dich gedrückt,
des Königs Argwohn zu entgehn — daß ich
durch den Monarchen ſelbſt den Weg gefun-
den,
der Königinn mich frei zu nah’n. Ich ſetze
hinzu, daß ich entdeckt zu ſein beſorge,
daß Du, von meiner Leidenſchaft belehrt,
zur Fürſtinn Eboli geeilt, vielleicht
durch ihre Hand die Königinn zu warnen —
daß ich Dich hier gefangen nahm, und nun,
weil alles doch verloren, Willens ſei,
nach Brüſſel mich zu werfen — — — Die-
ſen Brief —
Karlos
fällt ihm erſchrocken in’s Wort.
Haſt Du der Poſt doch nicht vertraut? Du
weißt,
daß alle Briefe nach Brabant und Flan-
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