Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.tig. Das wäre für's erste genug, gnädigster Herr "Warum nicht? Sie kann ihren Glauben ver¬ Und wenn dieser Tag nun erscheint -- was "Was geschehen soll? -- Ich werde sie sehen. Und unsere Abreise aus Venedig, die auf den "Konnte ich im voraus wissen, daß Venedig Jetzt
tig. Das wäre für's erſte genug, gnädigſter Herr „Warum nicht? Sie kann ihren Glauben ver¬ Und wenn dieſer Tag nun erſcheint — was „Was geſchehen ſoll? — Ich werde ſie ſehen. Und unſere Abreiſe aus Venedig, die auf den „Konnte ich im voraus wiſſen, daß Venedig Jetzt
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0186" n="178"/> tig. Das wäre für's erſte genug, gnädigſter Herr<lb/> — genug und faſt zu viel! Aber eine Griechin und<lb/> in einer katholiſchen Kirche!</p><lb/> <p>„Warum nicht? Sie kann ihren Glauben ver¬<lb/> laſſen haben. Ueberdieß — etwas geheimnißvol¬<lb/> les iſt hier immer — Warum die Woche nur Ein¬<lb/> mal? Warum nur Sonnabends in dieſe Kirche,<lb/> wo dieſe gewöhnlich verlaſſen ſeyn ſoll, wie mir<lb/> Biondello ſagt? — Späteſtens der kommende<lb/> Sonnabend muß dieß entſcheiden. Aber bis dahin,<lb/> lieber Freund, helfen Sie mir dieſe Kluft von Zeit<lb/> überſpringen! Aber umſonſt! Stunden gehen ihren<lb/> gelaſſenen Schritt, und meine Seele glühet.“</p><lb/> <p>Und wenn dieſer Tag nun erſcheint — was<lb/> dann, gnädigſter Herr? Was ſoll dann geſchehen?</p><lb/> <p>„Was geſchehen ſoll? — Ich werde ſie ſehen.<lb/> Ich werde ihren Aufenthalt erforſchen. Ich werde<lb/> erfahren, wer ſie iſt? — Was kann mich dieſes<lb/> bekümmern? Was ich <hi rendition="#g">ſah</hi>, machte mich glücklich,<lb/> alſo weiß ich ja ſchon alles, was mich glücklich<lb/> machen kann!“</p><lb/> <p>Und unſere Abreiſe aus Venedig, die auf den<lb/> Anfang kommenden Monats feſtgeſetzt iſt?</p><lb/> <p>„Konnte ich im voraus wiſſen, daß Venedig<lb/> noch einen ſolchen Schatz für mich einſchließe? —<lb/> Sie fragen mich aus meinem geſtrigen Leben. Ich<lb/> ſage Ihnen, daß ich nur von heute an bin und<lb/> ſeyn will.“</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Jetzt<lb/></fw> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [178/0186]
tig. Das wäre für's erſte genug, gnädigſter Herr
— genug und faſt zu viel! Aber eine Griechin und
in einer katholiſchen Kirche!
„Warum nicht? Sie kann ihren Glauben ver¬
laſſen haben. Ueberdieß — etwas geheimnißvol¬
les iſt hier immer — Warum die Woche nur Ein¬
mal? Warum nur Sonnabends in dieſe Kirche,
wo dieſe gewöhnlich verlaſſen ſeyn ſoll, wie mir
Biondello ſagt? — Späteſtens der kommende
Sonnabend muß dieß entſcheiden. Aber bis dahin,
lieber Freund, helfen Sie mir dieſe Kluft von Zeit
überſpringen! Aber umſonſt! Stunden gehen ihren
gelaſſenen Schritt, und meine Seele glühet.“
Und wenn dieſer Tag nun erſcheint — was
dann, gnädigſter Herr? Was ſoll dann geſchehen?
„Was geſchehen ſoll? — Ich werde ſie ſehen.
Ich werde ihren Aufenthalt erforſchen. Ich werde
erfahren, wer ſie iſt? — Was kann mich dieſes
bekümmern? Was ich ſah, machte mich glücklich,
alſo weiß ich ja ſchon alles, was mich glücklich
machen kann!“
Und unſere Abreiſe aus Venedig, die auf den
Anfang kommenden Monats feſtgeſetzt iſt?
„Konnte ich im voraus wiſſen, daß Venedig
noch einen ſolchen Schatz für mich einſchließe? —
Sie fragen mich aus meinem geſtrigen Leben. Ich
ſage Ihnen, daß ich nur von heute an bin und
ſeyn will.“
Jetzt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |