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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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"Ich bin Ihr Schuldner, Herr Marchese, fing
der Prinz an, nachdem dieser den Brief mit Er¬
staunen durchlesen hatte, aber lassen Sie Sich das
keine Unruhe machen. Geben Sie mir nur noch
zwanzig Tage Frist, und Sie sollen befriedigt
werden."

Gnädigster Prinz, rief Civitella heftig bewegt,
verdien' ich dieses?

"Sie haben mich nicht dringen wollen, ich er¬
kenne Ihre Delikatesse und danke Ihnen. In
zwanzig Tagen, wie gesagt, sollen Sie völlig be¬
friedigt werden."

Was ist das? fragte Civitella mich voll Be¬
stürzung. Wie hängt dieß zusammen? Ich faß'
es nicht.

Wir erklärten ihm, was wir wußten. Er kam
außer sich. Der Prinz, sagte er, müsse auf Ge¬
nugthuung dringen, die Beleidigung sey unerhört.
Unterdessen beschwöre er ihn, sich seines ganzen
Vermögens und Kredits unumschränkt zu bedienen.

Der Marchese hatte uns verlassen, und der
Prinz noch immer kein Wort gesprochen. Er ging
mit starken Schritten im Zimmer auf und nieder,
etwas außerordentliches arbeitete in ihm. Endlich
stand er still, und murmelte vor sich zwischen den
Zähnen. "Wünschen Sie Sich Glück -- sagte
er -- Um Neun Uhr ist er gestorben."

Wir sahen ihn erschrocken an.

"Wün¬

„Ich bin Ihr Schuldner, Herr Marcheſe, fing
der Prinz an, nachdem dieſer den Brief mit Er¬
ſtaunen durchleſen hatte, aber laſſen Sie Sich das
keine Unruhe machen. Geben Sie mir nur noch
zwanzig Tage Friſt, und Sie ſollen befriedigt
werden.“

Gnädigſter Prinz, rief Civitella heftig bewegt,
verdien' ich dieſes?

„Sie haben mich nicht dringen wollen, ich er¬
kenne Ihre Delikateſſe und danke Ihnen. In
zwanzig Tagen, wie geſagt, ſollen Sie völlig be¬
friedigt werden.“

Was iſt das? fragte Civitella mich voll Be¬
ſtürzung. Wie hängt dieß zuſammen? Ich faß'
es nicht.

Wir erklärten ihm, was wir wußten. Er kam
außer ſich. Der Prinz, ſagte er, müſſe auf Ge¬
nugthuung dringen, die Beleidigung ſey unerhört.
Unterdeſſen beſchwöre er ihn, ſich ſeines ganzen
Vermögens und Kredits unumſchränkt zu bedienen.

Der Marcheſe hatte uns verlaſſen, und der
Prinz noch immer kein Wort geſprochen. Er ging
mit ſtarken Schritten im Zimmer auf und nieder,
etwas außerordentliches arbeitete in ihm. Endlich
ſtand er ſtill, und murmelte vor ſich zwiſchen den
Zähnen. „Wünſchen Sie Sich Glück — ſagte
er — Um Neun Uhr iſt er geſtorben.“

Wir ſahen ihn erſchrocken an.

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[200/0208] „Ich bin Ihr Schuldner, Herr Marcheſe, fing der Prinz an, nachdem dieſer den Brief mit Er¬ ſtaunen durchleſen hatte, aber laſſen Sie Sich das keine Unruhe machen. Geben Sie mir nur noch zwanzig Tage Friſt, und Sie ſollen befriedigt werden.“ Gnädigſter Prinz, rief Civitella heftig bewegt, verdien' ich dieſes? „Sie haben mich nicht dringen wollen, ich er¬ kenne Ihre Delikateſſe und danke Ihnen. In zwanzig Tagen, wie geſagt, ſollen Sie völlig be¬ friedigt werden.“ Was iſt das? fragte Civitella mich voll Be¬ ſtürzung. Wie hängt dieß zuſammen? Ich faß' es nicht. Wir erklärten ihm, was wir wußten. Er kam außer ſich. Der Prinz, ſagte er, müſſe auf Ge¬ nugthuung dringen, die Beleidigung ſey unerhört. Unterdeſſen beſchwöre er ihn, ſich ſeines ganzen Vermögens und Kredits unumſchränkt zu bedienen. Der Marcheſe hatte uns verlaſſen, und der Prinz noch immer kein Wort geſprochen. Er ging mit ſtarken Schritten im Zimmer auf und nieder, etwas außerordentliches arbeitete in ihm. Endlich ſtand er ſtill, und murmelte vor ſich zwiſchen den Zähnen. „Wünſchen Sie Sich Glück — ſagte er — Um Neun Uhr iſt er geſtorben.“ Wir ſahen ihn erſchrocken an. „Wün¬

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/208>, abgerufen am 28.11.2024.