Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.Winke mit schauderndem Wohlbehagen auf; ja so¬ "Ungefähr zwey Monate mochte ich so auf die¬ "Kapitain, sagte er, mit mir ist es vorbey. "Was ist Ihnen, Chevalier? Was haben "O diese fürchterliche Leidenschaft! (Hier fuhr "Aber an wem liegt es denn, liebster Freund, "Vater! Familie! Was ist mir das? -- Will "Wie?
Winke mit ſchauderndem Wohlbehagen auf; ja ſo¬ „Ungefähr zwey Monate mochte ich ſo auf die¬ „Kapitain, ſagte er, mit mir iſt es vorbey. „Was iſt Ihnen, Chevalier? Was haben „O dieſe fürchterliche Leidenſchaft! (Hier fuhr „Aber an wem liegt es denn, liebſter Freund, „Vater! Familie! Was iſt mir das? — Will „Wie?
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0071" n="63"/> Winke mit ſchauderndem Wohlbehagen auf; ja ſo¬<lb/> gar die Bedienten des Hauſes ſuchten ſich im Zim¬<lb/> mer zu thun zu machen, wenn ich redete, um hie<lb/> und da eins meiner Worte aufzuhaſchen, welche<lb/> Bruchſtücke ſie alsdann nach ihrer Art an einander<lb/> reihten.“</p><lb/> <p>„Ungefähr zwey Monate mochte ich ſo auf die¬<lb/> ſem Ritterſitze zugebracht haben, als eines Mor¬<lb/> gens der Chevalier auf mein Zimmer trat. Tiefer<lb/> Gram mahlte ſich auf ſeinem Geſichte, alle ſeine<lb/> Züge waren zerſtört, er warf ſich in einen Stuhl<lb/> mit allen Geberden der Verzweiflung.“</p><lb/> <p>„Kapitain, ſagte er, mit mir iſt es vorbey.<lb/> Ich muß fort. Ich kann es nicht länger hier aus¬<lb/> halten.“</p><lb/> <p>„Was iſt Ihnen, Chevalier? Was haben<lb/> Sie?“</p><lb/> <p>„O dieſe fürchterliche Leidenſchaft! (Hier fuhr<lb/> er mit Heftigkeit von dem Stuhle auf, und warf<lb/> ſich in meine Arme) — Ich habe ſie bekämpft wie<lb/> ein Mann — Jezt kann ich nicht mehr.“</p><lb/> <p>„Aber an wem liegt es denn, liebſter Freund,<lb/> als an Ihnen? Steht nicht alles in Ihrer Gewalt?<lb/> Vater, Familie —“</p><lb/> <p>„Vater! Familie! Was iſt mir das? — Will<lb/> ich eine erzwungene Hand, oder eine freywillige<lb/> Neigung? — Hab' ich nicht einen Nebenbuhler?<lb/> — Ach! Und welchen? Einen Nebenbuhler vielleicht<lb/> unter den Todten! O laſſen Sie mich! Laſſen Sie<lb/> mich! Ging es auch bis an's Ende der Welt. Ich<lb/> muß meinen Bruder finden.“</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">„Wie?<lb/></fw> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0071]
Winke mit ſchauderndem Wohlbehagen auf; ja ſo¬
gar die Bedienten des Hauſes ſuchten ſich im Zim¬
mer zu thun zu machen, wenn ich redete, um hie
und da eins meiner Worte aufzuhaſchen, welche
Bruchſtücke ſie alsdann nach ihrer Art an einander
reihten.“
„Ungefähr zwey Monate mochte ich ſo auf die¬
ſem Ritterſitze zugebracht haben, als eines Mor¬
gens der Chevalier auf mein Zimmer trat. Tiefer
Gram mahlte ſich auf ſeinem Geſichte, alle ſeine
Züge waren zerſtört, er warf ſich in einen Stuhl
mit allen Geberden der Verzweiflung.“
„Kapitain, ſagte er, mit mir iſt es vorbey.
Ich muß fort. Ich kann es nicht länger hier aus¬
halten.“
„Was iſt Ihnen, Chevalier? Was haben
Sie?“
„O dieſe fürchterliche Leidenſchaft! (Hier fuhr
er mit Heftigkeit von dem Stuhle auf, und warf
ſich in meine Arme) — Ich habe ſie bekämpft wie
ein Mann — Jezt kann ich nicht mehr.“
„Aber an wem liegt es denn, liebſter Freund,
als an Ihnen? Steht nicht alles in Ihrer Gewalt?
Vater, Familie —“
„Vater! Familie! Was iſt mir das? — Will
ich eine erzwungene Hand, oder eine freywillige
Neigung? — Hab' ich nicht einen Nebenbuhler?
— Ach! Und welchen? Einen Nebenbuhler vielleicht
unter den Todten! O laſſen Sie mich! Laſſen Sie
mich! Ging es auch bis an's Ende der Welt. Ich
muß meinen Bruder finden.“
„Wie?
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