wer mit dem Bilde auf der Dose gemeynt sey? -- Setzen Sie hinzu -- was auch der Sicilianer an¬ merkte -- daß das Charakteristische des Marquis in lauter solchen Gesichtszügen liegt, die sich auch im Groben nachahmen lassen -- wo bleibt dann das Unerklärbare in dieser ganzen Erscheinung?"
Aber der Inhalt seiner Worte? Der Aufschluß über Ihren Freund?
"Wie? sagte uns denn der Sicilianer nicht, daß er aus dem wenigen, was er mir abfragte, ei¬ ne ähnliche Geschichte zusammengesezt habe? Be¬ weis't dieses nicht, wie natürlich gerade auf diese Erfindung zu fallen war? Ueberdieß klangen die Antworten des Geistes so orakelmäßig dunkel, daß er gar nicht Gefahr laufen konnte, auf einem Wi¬ derspruch betreten zu werden. Setzen Sie, daß die Kreatur des Gauklers, die den Geist machte, Scharfsinn und Besonnenheit besaß, und von den Umständen nur ein wenig unterrichtet war -- wie weit hätte diese Gaukeley nicht noch geführt wer¬ den können?"
Aber überlegen Sie, gnädigster Herr, wie weitläuftig die Anstalten zu einem so zusammenge¬ sezten Betrug von Seiten des Armeniers hätten seyn müssen! Wie viele Zeit dazu gehört haben würde! Wie viele Zeit nur, einen menschlichen Kopf einem andern so getreu nachzumahlen, als hier vorausgesezt wird! Wie viele Zeit, diesen un¬ tergeschobenen Geist so gut zu unterrichten, daß man vor einem groben Irrthum gesichert war! Wie vie¬ le Aufmerksamkeit die kleinen unnennbaren Neben¬
dinge
d. Geisterseher. F
wer mit dem Bilde auf der Doſe gemeynt ſey? — Setzen Sie hinzu — was auch der Sicilianer an¬ merkte — daß das Charakteriſtiſche des Marquis in lauter ſolchen Geſichtszügen liegt, die ſich auch im Groben nachahmen laſſen — wo bleibt dann das Unerklärbare in dieſer ganzen Erſcheinung?“
Aber der Inhalt ſeiner Worte? Der Aufſchluß über Ihren Freund?
„Wie? ſagte uns denn der Sicilianer nicht, daß er aus dem wenigen, was er mir abfragte, ei¬ ne ähnliche Geſchichte zuſammengeſezt habe? Be¬ weiſ't dieſes nicht, wie natürlich gerade auf dieſe Erfindung zu fallen war? Ueberdieß klangen die Antworten des Geiſtes ſo orakelmäßig dunkel, daß er gar nicht Gefahr laufen konnte, auf einem Wi¬ derſpruch betreten zu werden. Setzen Sie, daß die Kreatur des Gauklers, die den Geiſt machte, Scharfſinn und Beſonnenheit beſaß, und von den Umſtänden nur ein wenig unterrichtet war — wie weit hätte dieſe Gaukeley nicht noch geführt wer¬ den können?“
Aber überlegen Sie, gnädigſter Herr, wie weitläuftig die Anſtalten zu einem ſo zuſammenge¬ ſezten Betrug von Seiten des Armeniers hätten ſeyn müſſen! Wie viele Zeit dazu gehört haben würde! Wie viele Zeit nur, einen menſchlichen Kopf einem andern ſo getreu nachzumahlen, als hier vorausgeſezt wird! Wie viele Zeit, dieſen un¬ tergeſchobenen Geiſt ſo gut zu unterrichten, daß man vor einem groben Irrthum geſichert war! Wie vie¬ le Aufmerkſamkeit die kleinen unnennbaren Neben¬
dinge
d. Geiſterſeher. F
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wer mit dem Bilde auf der Doſe gemeynt ſey? —
Setzen Sie hinzu — was auch der Sicilianer an¬
merkte — daß das Charakteriſtiſche des Marquis
in lauter ſolchen Geſichtszügen liegt, die ſich auch
im Groben nachahmen laſſen — wo bleibt dann
das Unerklärbare in dieſer ganzen Erſcheinung?“
Aber der Inhalt ſeiner Worte? Der Aufſchluß
über Ihren Freund?
„Wie? ſagte uns denn der Sicilianer nicht,
daß er aus dem wenigen, was er mir abfragte, ei¬
ne ähnliche Geſchichte zuſammengeſezt habe? Be¬
weiſ't dieſes nicht, wie natürlich gerade auf dieſe
Erfindung zu fallen war? Ueberdieß klangen die
Antworten des Geiſtes ſo orakelmäßig dunkel, daß
er gar nicht Gefahr laufen konnte, auf einem Wi¬
derſpruch betreten zu werden. Setzen Sie, daß
die Kreatur des Gauklers, die den Geiſt machte,
Scharfſinn und Beſonnenheit beſaß, und von den
Umſtänden nur ein wenig unterrichtet war — wie
weit hätte dieſe Gaukeley nicht noch geführt wer¬
den können?“
Aber überlegen Sie, gnädigſter Herr, wie
weitläuftig die Anſtalten zu einem ſo zuſammenge¬
ſezten Betrug von Seiten des Armeniers hätten
ſeyn müſſen! Wie viele Zeit dazu gehört haben
würde! Wie viele Zeit nur, einen menſchlichen
Kopf einem andern ſo getreu nachzumahlen, als
hier vorausgeſezt wird! Wie viele Zeit, dieſen un¬
tergeſchobenen Geiſt ſo gut zu unterrichten, daß man
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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/89>, abgerufen am 19.07.2024.
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