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Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

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die Wange klopfend) Meine Sophie heirathet. Du
solst ihre Stelle haben -- Sechszehn Jahr! Es kann
nicht von Dauer seyn.

Louise. (küßt ihr ehrerbietig die Hand) Ich danke
für diese Gnade Milady, als wenn ich sie anneh-
men dürfte.

Lady. (in Entrüstung zurükfallend) Man sehe
die große Dame! -- Sonst wissen sich Jungfern
ihrer Herkunft noch glüklich, wenn sie Herrschaften
finden -- wo will denn Sie hinaus, meine Kost-
bare? Sind diese Finger zur Arbeit zu niedlich?
Ist es Ihr Bischen Gesicht, worauf Sie so trozig
thut?

Louise. Mein Gesicht, gnädige Frau, gehört
mir so wenig, als meine Herkunft.

Lady. Oder glaubt Sie vielleicht, das werde
nimmer ein Ende nehmen? -- Armes Geschöpf,
wer dir das in den Kopf sezte -- mag er seyn, wer
er will -- er hat euch beide zum Besten gehabt.
Diese Wangen sind nicht im Feuer vergoldet. Was
dir dein Spiegel für maßiv und ewig verkauft, ist
nur ein dünner angeflogener Goldschaum, der dei-
nem Anbeter über kurz oder lang in der Hand blei-
ben muß -- Was werden wir dann machen?

Louise. Den Anbeter bedauern, Milady, der
einen Demant kaufte, weil er in Gold schien
gefaßt zu seyn.

Lady. (ohne darauf achten zu wollen) Ein Mäd-
chen von ihren Jahren hat immer zween Spiegel
zu-
die Wange klopfend) Meine Sophie heirathet. Du
ſolſt ihre Stelle haben — Sechszehn Jahr! Es kann
nicht von Dauer ſeyn.

Louiſe. (kuͤßt ihr ehrerbietig die Hand) Ich danke
fuͤr dieſe Gnade Milady, als wenn ich ſie anneh-
men duͤrfte.

Lady. (in Entruͤſtung zuruͤkfallend) Man ſehe
die große Dame! — Sonſt wiſſen ſich Jungfern
ihrer Herkunft noch gluͤklich, wenn ſie Herrſchaften
finden — wo will denn Sie hinaus, meine Koſt-
bare? Sind dieſe Finger zur Arbeit zu niedlich?
Iſt es Ihr Bischen Geſicht, worauf Sie ſo trozig
thut?

Louiſe. Mein Geſicht, gnaͤdige Frau, gehoͤrt
mir ſo wenig, als meine Herkunft.

Lady. Oder glaubt Sie vielleicht, das werde
nimmer ein Ende nehmen? — Armes Geſchoͤpf,
wer dir das in den Kopf ſezte — mag er ſeyn, wer
er will — er hat euch beide zum Beſten gehabt.
Dieſe Wangen ſind nicht im Feuer vergoldet. Was
dir dein Spiegel fuͤr maßiv und ewig verkauft, iſt
nur ein duͤnner angeflogener Goldſchaum, der dei-
nem Anbeter uͤber kurz oder lang in der Hand blei-
ben muß — Was werden wir dann machen?

Louiſe. Den Anbeter bedauern, Milady, der
einen Demant kaufte, weil er in Gold ſchien
gefaßt zu ſeyn.

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chen von ihren Jahren hat immer zween Spiegel
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[114/0118] die Wange klopfend) Meine Sophie heirathet. Du ſolſt ihre Stelle haben — Sechszehn Jahr! Es kann nicht von Dauer ſeyn. Louiſe. (kuͤßt ihr ehrerbietig die Hand) Ich danke fuͤr dieſe Gnade Milady, als wenn ich ſie anneh- men duͤrfte. Lady. (in Entruͤſtung zuruͤkfallend) Man ſehe die große Dame! — Sonſt wiſſen ſich Jungfern ihrer Herkunft noch gluͤklich, wenn ſie Herrſchaften finden — wo will denn Sie hinaus, meine Koſt- bare? Sind dieſe Finger zur Arbeit zu niedlich? Iſt es Ihr Bischen Geſicht, worauf Sie ſo trozig thut? Louiſe. Mein Geſicht, gnaͤdige Frau, gehoͤrt mir ſo wenig, als meine Herkunft. Lady. Oder glaubt Sie vielleicht, das werde nimmer ein Ende nehmen? — Armes Geſchoͤpf, wer dir das in den Kopf ſezte — mag er ſeyn, wer er will — er hat euch beide zum Beſten gehabt. Dieſe Wangen ſind nicht im Feuer vergoldet. Was dir dein Spiegel fuͤr maßiv und ewig verkauft, iſt nur ein duͤnner angeflogener Goldſchaum, der dei- nem Anbeter uͤber kurz oder lang in der Hand blei- ben muß — Was werden wir dann machen? Louiſe. Den Anbeter bedauern, Milady, der einen Demant kaufte, weil er in Gold ſchien gefaßt zu ſeyn. Lady. (ohne darauf achten zu wollen) Ein Maͤd- chen von ihren Jahren hat immer zween Spiegel zu-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/118>, abgerufen am 24.11.2024.