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Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

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einer Pause mit Wehmut) den dreimonatlangen glük-
lichen Traum von seiner Tochter.

Miller. (faßt seine Hand, die er stark drükt) Gnä-
diger Herr! Wären Sie ein schlechter geringer Bür-
gersmann -- (rasch) und mein Mädel liebte Sie
nicht? Erstechen wollt ich's, das Mädel (wieder beim
Geld, darauf niedergeschlagen)
Aber da hab ich ja nun
alles, und Sie nichts, und da werd ich nun das
ganze Gaudium wieder heraus blechen müßen?
Heh?

Ferdinand. Laß er sich das nicht anfechten,
Freund -- Ich reise ab, und in dem Land, wo ich
mich zu sezen gedenke, gelten die Stempel nicht.

Miller. (unterdessen mit unverwandten Augen auf.
das Gold hingeheftet, voll Entzükkung)
Bleibts also
mein? Bleibts? -- Aber das thut mir nur leid,
daß Sie verreisen -- Und wart, was ich jezt auftre-
ten will! Wie ich die Baken jezt voll nehmen will!
(er sezt den Hut auf, und schießt durch das Zimmer) Und
auf dem Markt will ich meine Musikstunden geben,
und Numero fünfe Dreikönig rauchen, und wenn
ich wieder auf den Dreibatzenplaz size, soll mich der
Teufel holen. (will fort)
Ferdinand. Bleib Er! Schweig Er! und streich
Er sein Geld ein. (nachdrüklich) Nur diesen Abend
noch schweig Er, und geb Er, mir zu Gefallen,
von Nun an keine Musikstunden mehr.

Miller. (noch hiziger, und ihn hart an der Weste
fassend voll inniger Freude)
Und Herr! meine Tochter!
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einer Pauſe mit Wehmut) den dreimonatlangen gluͤk-
lichen Traum von ſeiner Tochter.

Miller. (faßt ſeine Hand, die er ſtark druͤkt) Gnaͤ-
diger Herr! Waͤren Sie ein ſchlechter geringer Buͤr-
gersmann — (raſch) und mein Maͤdel liebte Sie
nicht? Erſtechen wollt ich's, das Maͤdel (wieder beim
Geld, darauf niedergeſchlagen)
Aber da hab ich ja nun
alles, und Sie nichts, und da werd ich nun das
ganze Gaudium wieder heraus blechen muͤßen?
Heh?

Ferdinand. Laß er ſich das nicht anfechten,
Freund — Ich reiſe ab, und in dem Land, wo ich
mich zu ſezen gedenke, gelten die Stempel nicht.

Miller. (unterdeſſen mit unverwandten Augen auf.
das Gold hingeheftet, voll Entzuͤkkung)
Bleibts alſo
mein? Bleibts? — Aber das thut mir nur leid,
daß Sie verreiſen — Und wart, was ich jezt auftre-
ten will! Wie ich die Baken jezt voll nehmen will!
(er ſezt den Hut auf, und ſchießt durch das Zimmer) Und
auf dem Markt will ich meine Muſikſtunden geben,
und Numero fuͤnfe Dreikoͤnig rauchen, und wenn
ich wieder auf den Dreibatzenplaz ſize, ſoll mich der
Teufel holen. (will fort)
Ferdinand. Bleib Er! Schweig Er! und ſtreich
Er ſein Geld ein. (nachdruͤklich) Nur dieſen Abend
noch ſchweig Er, und geb Er, mir zu Gefallen,
von Nun an keine Muſikſtunden mehr.

Miller. (noch hiziger, und ihn hart an der Weſte
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Und Herr! meine Tochter!
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[149/0153] einer Pauſe mit Wehmut) den dreimonatlangen gluͤk- lichen Traum von ſeiner Tochter. Miller. (faßt ſeine Hand, die er ſtark druͤkt) Gnaͤ- diger Herr! Waͤren Sie ein ſchlechter geringer Buͤr- gersmann — (raſch) und mein Maͤdel liebte Sie nicht? Erſtechen wollt ich's, das Maͤdel (wieder beim Geld, darauf niedergeſchlagen) Aber da hab ich ja nun alles, und Sie nichts, und da werd ich nun das ganze Gaudium wieder heraus blechen muͤßen? Heh? Ferdinand. Laß er ſich das nicht anfechten, Freund — Ich reiſe ab, und in dem Land, wo ich mich zu ſezen gedenke, gelten die Stempel nicht. Miller. (unterdeſſen mit unverwandten Augen auf. das Gold hingeheftet, voll Entzuͤkkung) Bleibts alſo mein? Bleibts? — Aber das thut mir nur leid, daß Sie verreiſen — Und wart, was ich jezt auftre- ten will! Wie ich die Baken jezt voll nehmen will! (er ſezt den Hut auf, und ſchießt durch das Zimmer) Und auf dem Markt will ich meine Muſikſtunden geben, und Numero fuͤnfe Dreikoͤnig rauchen, und wenn ich wieder auf den Dreibatzenplaz ſize, ſoll mich der Teufel holen. (will fort) Ferdinand. Bleib Er! Schweig Er! und ſtreich Er ſein Geld ein. (nachdruͤklich) Nur dieſen Abend noch ſchweig Er, und geb Er, mir zu Gefallen, von Nun an keine Muſikſtunden mehr. Miller. (noch hiziger, und ihn hart an der Weſte faſſend voll inniger Freude) Und Herr! meine Tochter! (ihn R 3

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/153>, abgerufen am 27.11.2024.