Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
(ihn wieder loslassend) Geld macht den Mann nicht --
Geld nicht -- Ich habe Kartoffeln gegessen oder ein
wildes Huhn; satt ist satt, und dieser Rok da ist
ewig gut, wenn Gottes liebe Sonne nicht durch den
Ermel scheint -- Für mich ist das Plunder -- Aber
dem Mädel soll der Seegen bekommen, was ich ihr
nur an den Augen absehen kann, soll sie haben --

Ferdinand. (fällt rasch ein) Stille, o Stille --
Miller. (immer feuriger) Und soll mir Fran-
zösisch lernen aus dem Fundament, und Menuet-
tanzen, und Singen, daß mans in den Zeitungen
lesen soll; und eine Haube soll sie tragen wie die Hof-
rathstöchter, und einen Kidebarri, wie sies heissen,
und von der Geigerstochter soll man reden auf vier
Meilen weit --

Ferdinand. (ergreift seine Hand mit der schreklich-
sten Bewegung)
Nichts mehr! Nichts mehr! Um Got-
tes willen, schweig er still! Nur noch heute schweig
er still, das sei der einzige Dank, den ich von ihm
fordre.
Sechste Szene.
Louise mit der Limonade und die Vorigen.
Louise. (mit rothgeweinten Augen, und zitternder
Stimme, indem sie dem Major das Glas auf einem Teller
bringt)
Sie befehlen, wenn sie nicht stark genug ist?

Ferdinand. (nimmt das Glas, sezt es nieder, und
dreht sich rasch gegen Millern)
O beinahe hätt ich das
verges-
(ihn wieder loslaſſend) Geld macht den Mann nicht —
Geld nicht — Ich habe Kartoffeln gegeſſen oder ein
wildes Huhn; ſatt iſt ſatt, und dieſer Rok da iſt
ewig gut, wenn Gottes liebe Sonne nicht durch den
Ermel ſcheint — Fuͤr mich iſt das Plunder — Aber
dem Maͤdel ſoll der Seegen bekommen, was ich ihr
nur an den Augen abſehen kann, ſoll ſie haben —

Ferdinand. (faͤllt raſch ein) Stille, o Stille —
Miller. (immer feuriger) Und ſoll mir Fran-
zoͤſiſch lernen aus dem Fundament, und Menuet-
tanzen, und Singen, daß mans in den Zeitungen
leſen ſoll; und eine Haube ſoll ſie tragen wie die Hof-
rathstoͤchter, und einen Kidebarri, wie ſies heiſſen,
und von der Geigerstochter ſoll man reden auf vier
Meilen weit —

Ferdinand. (ergreift ſeine Hand mit der ſchreklich-
ſten Bewegung)
Nichts mehr! Nichts mehr! Um Got-
tes willen, ſchweig er ſtill! Nur noch heute ſchweig
er ſtill, das ſei der einzige Dank, den ich von ihm
fordre.
Sechste Szene.
Louiſe mit der Limonade und die Vorigen.
Louiſe. (mit rothgeweinten Augen, und zitternder
Stimme, indem ſie dem Major das Glas auf einem Teller
bringt)
Sie befehlen, wenn ſie nicht ſtark genug iſt?

Ferdinand. (nimmt das Glas, ſezt es nieder, und
dreht ſich raſch gegen Millern)
O beinahe haͤtt ich das
vergeſ-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#MIL">
            <p><pb facs="#f0154" n="150"/><stage>(ihn wieder losla&#x017F;&#x017F;end)</stage> Geld macht den Mann nicht &#x2014;<lb/>
Geld nicht &#x2014; Ich habe Kartoffeln gege&#x017F;&#x017F;en oder ein<lb/>
wildes Huhn; &#x017F;att i&#x017F;t &#x017F;att, und die&#x017F;er Rok da i&#x017F;t<lb/>
ewig gut, wenn Gottes liebe Sonne nicht durch den<lb/>
Ermel &#x017F;cheint &#x2014; Fu&#x0364;r mich i&#x017F;t das Plunder &#x2014; Aber<lb/>
dem Ma&#x0364;del &#x017F;oll der Seegen bekommen, was ich ihr<lb/>
nur an den Augen ab&#x017F;ehen kann, &#x017F;oll &#x017F;ie haben &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(fa&#x0364;llt ra&#x017F;ch ein)</stage> Stille, o Stille &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#MIL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Miller.</hi> </speaker>
            <p><stage>(immer feuriger)</stage> Und &#x017F;oll mir Fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch lernen aus dem Fundament, und Menuet-<lb/>
tanzen, und Singen, daß mans in den Zeitungen<lb/>
le&#x017F;en &#x017F;oll; und eine Haube &#x017F;oll &#x017F;ie tragen wie die Hof-<lb/>
rathsto&#x0364;chter, und einen Kidebarri, wie &#x017F;ies hei&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und von der Geigerstochter &#x017F;oll man reden auf vier<lb/>
Meilen weit &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(ergreift &#x017F;eine Hand mit der &#x017F;chreklich-<lb/>
&#x017F;ten Bewegung)</stage> Nichts mehr! Nichts mehr! Um Got-<lb/>
tes willen, &#x017F;chweig er &#x017F;till! Nur noch <hi rendition="#fr">heute</hi> &#x017F;chweig<lb/>
er &#x017F;till, das &#x017F;ei der einzige Dank, den ich von ihm<lb/>
fordre.</p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Sechste Szene.</head><lb/>
          <stage>Loui&#x017F;e mit der Limonade und die Vorigen.</stage><lb/>
          <sp who="#LOU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Loui&#x017F;e.</hi> </speaker>
            <p><stage>(mit rothgeweinten Augen, und zitternder<lb/>
Stimme, indem &#x017F;ie dem Major das Glas auf einem Teller<lb/>
bringt)</stage> Sie befehlen, wenn &#x017F;ie nicht &#x017F;tark genug i&#x017F;t?</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#FER">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ferdinand.</hi> </speaker>
            <p><stage>(nimmt das Glas, &#x017F;ezt es nieder, und<lb/>
dreht &#x017F;ich ra&#x017F;ch gegen Millern)</stage> O beinahe ha&#x0364;tt ich das<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verge&#x017F;-</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0154] (ihn wieder loslaſſend) Geld macht den Mann nicht — Geld nicht — Ich habe Kartoffeln gegeſſen oder ein wildes Huhn; ſatt iſt ſatt, und dieſer Rok da iſt ewig gut, wenn Gottes liebe Sonne nicht durch den Ermel ſcheint — Fuͤr mich iſt das Plunder — Aber dem Maͤdel ſoll der Seegen bekommen, was ich ihr nur an den Augen abſehen kann, ſoll ſie haben — Ferdinand. (faͤllt raſch ein) Stille, o Stille — Miller. (immer feuriger) Und ſoll mir Fran- zoͤſiſch lernen aus dem Fundament, und Menuet- tanzen, und Singen, daß mans in den Zeitungen leſen ſoll; und eine Haube ſoll ſie tragen wie die Hof- rathstoͤchter, und einen Kidebarri, wie ſies heiſſen, und von der Geigerstochter ſoll man reden auf vier Meilen weit — Ferdinand. (ergreift ſeine Hand mit der ſchreklich- ſten Bewegung) Nichts mehr! Nichts mehr! Um Got- tes willen, ſchweig er ſtill! Nur noch heute ſchweig er ſtill, das ſei der einzige Dank, den ich von ihm fordre. Sechste Szene. Louiſe mit der Limonade und die Vorigen. Louiſe. (mit rothgeweinten Augen, und zitternder Stimme, indem ſie dem Major das Glas auf einem Teller bringt) Sie befehlen, wenn ſie nicht ſtark genug iſt? Ferdinand. (nimmt das Glas, ſezt es nieder, und dreht ſich raſch gegen Millern) O beinahe haͤtt ich das vergeſ-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/154
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/154>, abgerufen am 23.11.2024.