Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem churfürstlichen Tische schwelgen." Friedrich nahm die Böhmische Krone. Mit beyspiellosem Pomp geschah zu Prag die königliche Krönung; die Nation stellte alle ihre Reichthümer aus, ihr eignes Werk zu ehren. Schlesien und Mähren, Nebenländer Böhmens, folgten dem Beyspiele des Hauptstaats, und huldigten. Die Reformation thronte in allen Kirchen des Königreichs, das Frohlocken war ohne Grenzen, die Freude an dem neuen König ging bis zur Anbetung. Dännemark und Schweden, Holland und Venedig, mehrere Deutsche Staaten, erkannten ihn als rechtmäßigen König; und Friedrich schickte sich nun an, seinen neuen Thron zu behaupten. Auf den Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen war seine größte Hoffnung gerichtet. Dieser furchtbare Feind Oesterreichs und der katholischen Kirche, nicht zufrieden mit seinem Fürstenthum, das er seinem rechtmäßigen Herrn, Gabriel Bathori, mit Hülfe der Türken entrissen hatte, ergriff mit Begierde diese Gelegenheit, sich auf Unkosten der Oesterreichischen Prinzen zu vergrößern, die sich geweigert hatten, ihn als Herrn von Siebenbürgen anzuerkennen. Ein Angriff auf Ungarn und Oesterreich war mit den Böhmischen Rebellen verabredet, und vor der Hauptstadt sollten beyde Heere zusammen stoßen. Unterdessen verbarg Bethlen Gabor unter der Maske der Freundschaft den wahren Zweck seiner Kriegsrüstung, und versprach voller Arglist dem Kaiser, durch eine verstellte Hülfleistung die Böhmen in die Schlinge zu locken, und ihre Anführer ihm lebendig zu überliefern. Auf einmal aber stand er als Feind in Oberungarn; der Schrecken ging vor ihm her, hinter ihm die Verwüstung; alles unterwarf sich, zu Preßburg empfing er die Ungarische Krone. Des Kaisers Bruder, Statthalter in Wien, zitterte für diese Hauptstadt. essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem churfürstlichen Tische schwelgen.“ Friedrich nahm die Böhmische Krone. Mit beyspiellosem Pomp geschah zu Prag die königliche Krönung; die Nation stellte alle ihre Reichthümer aus, ihr eignes Werk zu ehren. Schlesien und Mähren, Nebenländer Böhmens, folgten dem Beyspiele des Hauptstaats, und huldigten. Die Reformation thronte in allen Kirchen des Königreichs, das Frohlocken war ohne Grenzen, die Freude an dem neuen König ging bis zur Anbetung. Dännemark und Schweden, Holland und Venedig, mehrere Deutsche Staaten, erkannten ihn als rechtmäßigen König; und Friedrich schickte sich nun an, seinen neuen Thron zu behaupten. Auf den Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen war seine größte Hoffnung gerichtet. Dieser furchtbare Feind Oesterreichs und der katholischen Kirche, nicht zufrieden mit seinem Fürstenthum, das er seinem rechtmäßigen Herrn, Gabriel Bathori, mit Hülfe der Türken entrissen hatte, ergriff mit Begierde diese Gelegenheit, sich auf Unkosten der Oesterreichischen Prinzen zu vergrößern, die sich geweigert hatten, ihn als Herrn von Siebenbürgen anzuerkennen. Ein Angriff auf Ungarn und Oesterreich war mit den Böhmischen Rebellen verabredet, und vor der Hauptstadt sollten beyde Heere zusammen stoßen. Unterdessen verbarg Bethlen Gabor unter der Maske der Freundschaft den wahren Zweck seiner Kriegsrüstung, und versprach voller Arglist dem Kaiser, durch eine verstellte Hülfleistung die Böhmen in die Schlinge zu locken, und ihre Anführer ihm lebendig zu überliefern. Auf einmal aber stand er als Feind in Oberungarn; der Schrecken ging vor ihm her, hinter ihm die Verwüstung; alles unterwarf sich, zu Preßburg empfing er die Ungarische Krone. Des Kaisers Bruder, Statthalter in Wien, zitterte für diese Hauptstadt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0102" n="94"/> essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem churfürstlichen Tische schwelgen.“</p> <p>Friedrich nahm die Böhmische Krone. Mit beyspiellosem Pomp geschah zu Prag die königliche Krönung; die Nation stellte alle ihre Reichthümer aus, ihr eignes Werk zu ehren. Schlesien und Mähren, Nebenländer Böhmens, folgten dem Beyspiele des Hauptstaats, und huldigten. Die Reformation thronte in allen Kirchen des Königreichs, das Frohlocken war ohne Grenzen, die Freude an dem neuen König ging bis zur Anbetung. Dännemark und Schweden, Holland und Venedig, mehrere Deutsche Staaten, erkannten ihn als rechtmäßigen König; und Friedrich schickte sich nun an, seinen neuen Thron zu behaupten.</p> <p>Auf den Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen war seine größte Hoffnung gerichtet. Dieser furchtbare Feind Oesterreichs und der katholischen Kirche, nicht zufrieden mit seinem Fürstenthum, das er seinem rechtmäßigen Herrn, Gabriel Bathori, mit Hülfe der Türken entrissen hatte, ergriff mit Begierde diese Gelegenheit, sich auf Unkosten der Oesterreichischen Prinzen zu vergrößern, die sich geweigert hatten, ihn als Herrn von Siebenbürgen anzuerkennen. Ein Angriff auf Ungarn und Oesterreich war mit den Böhmischen Rebellen verabredet, und vor der Hauptstadt sollten beyde Heere zusammen stoßen. Unterdessen verbarg Bethlen Gabor unter der Maske der Freundschaft den wahren Zweck seiner Kriegsrüstung, und versprach voller Arglist dem Kaiser, durch eine verstellte Hülfleistung die Böhmen in die Schlinge zu locken, und ihre Anführer ihm lebendig zu überliefern. Auf einmal aber stand er als Feind in Oberungarn; der Schrecken ging vor ihm her, hinter ihm die Verwüstung; alles unterwarf sich, zu Preßburg empfing er die Ungarische Krone. Des Kaisers Bruder, Statthalter in Wien, zitterte für diese Hauptstadt. </p> </div> </body> </text> </TEI> [94/0102]
essen an deiner königlichen Tafel, als an deinem churfürstlichen Tische schwelgen.“
Friedrich nahm die Böhmische Krone. Mit beyspiellosem Pomp geschah zu Prag die königliche Krönung; die Nation stellte alle ihre Reichthümer aus, ihr eignes Werk zu ehren. Schlesien und Mähren, Nebenländer Böhmens, folgten dem Beyspiele des Hauptstaats, und huldigten. Die Reformation thronte in allen Kirchen des Königreichs, das Frohlocken war ohne Grenzen, die Freude an dem neuen König ging bis zur Anbetung. Dännemark und Schweden, Holland und Venedig, mehrere Deutsche Staaten, erkannten ihn als rechtmäßigen König; und Friedrich schickte sich nun an, seinen neuen Thron zu behaupten.
Auf den Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen war seine größte Hoffnung gerichtet. Dieser furchtbare Feind Oesterreichs und der katholischen Kirche, nicht zufrieden mit seinem Fürstenthum, das er seinem rechtmäßigen Herrn, Gabriel Bathori, mit Hülfe der Türken entrissen hatte, ergriff mit Begierde diese Gelegenheit, sich auf Unkosten der Oesterreichischen Prinzen zu vergrößern, die sich geweigert hatten, ihn als Herrn von Siebenbürgen anzuerkennen. Ein Angriff auf Ungarn und Oesterreich war mit den Böhmischen Rebellen verabredet, und vor der Hauptstadt sollten beyde Heere zusammen stoßen. Unterdessen verbarg Bethlen Gabor unter der Maske der Freundschaft den wahren Zweck seiner Kriegsrüstung, und versprach voller Arglist dem Kaiser, durch eine verstellte Hülfleistung die Böhmen in die Schlinge zu locken, und ihre Anführer ihm lebendig zu überliefern. Auf einmal aber stand er als Feind in Oberungarn; der Schrecken ging vor ihm her, hinter ihm die Verwüstung; alles unterwarf sich, zu Preßburg empfing er die Ungarische Krone. Des Kaisers Bruder, Statthalter in Wien, zitterte für diese Hauptstadt.
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