Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Eilfertig rief er den General Boucquoi zu Hülfe; der Abzug der Kaiserlichen zog die Böhmische Armee zum zweytenmal vor Wien. Durch 12000 Siebenbürgen verstärkt, und bald darauf mit dem siegreichen Heere Bethlen Gabors vereinigt, drohte sie aufs neue diese Hauptstadt zu überwältigen. Alles um Wien ward verwüstet, die Donau gesperrt, alle Zufuhr abgeschnitten, die Schrecken des Hungers stellten sich ein. Ferdinand, den diese dringende Gefahr eiligst in seine Hauptstadt zurück geführt hatte, sah sich zum zweytenmal am Rand des Verderbens. Mangel und rauhe Witterung zogen endlich die Böhmen nach Hause, ein Verlust in Ungarn rief Bethlen Gaborn zurück; zum zweytenmal hatte das Glück den Kaiser gerettet. In wenigen Wochen änderte sich nun alles, und durch seine staatskluge Thätigkeit verbesserte Ferdinand seine Sache in eben dem Maße, als Friedrich die seinige durch Saumseligkeit und schlechte Maßregeln herunter brachte. Die Stände von Niederösterreich wurden durch Bestätigung ihrer Privilegien zur Huldigung gebracht, und die wenigen, welche ausblieben, der beleidigten Majestät und des Hochverraths schuldig erklärt. So faßte der Kaiser in einem seiner Erblande wieder festen Fuß, und zugleich wurde alles in Bewegung gesezt, sich auswärtiger Hülfe zu versichern. Schon bey der Kaiserwahl zu Frankfurt war es ihm durch mündliche Vorstellungen gelungen, die geistlichen Churfürsten, und zu München den Herzog Maximilian von Bayern für seine Sache zu gewinnen. Auf dem Antheil, den die Union und Ligue an dem Böhmischen Kriege nahmen, beruhte der ganze Ausschlag dieses Krieges, das Schicksal Friedrichs und des Kaisers. Dem ganzen protestantischen Deutschland schien es wichtig zu seyn, den König von Böhmen zu unterstüzen; den Kaiser nicht unterliegen zu lassen, schien das Interesse der katholischen Religion zu erheischen. Siegten die Protestanten in Böhmen, so hatten alle katholischen Prinzen in Eilfertig rief er den General Boucquoi zu Hülfe; der Abzug der Kaiserlichen zog die Böhmische Armee zum zweytenmal vor Wien. Durch 12000 Siebenbürgen verstärkt, und bald darauf mit dem siegreichen Heere Bethlen Gabors vereinigt, drohte sie aufs neue diese Hauptstadt zu überwältigen. Alles um Wien ward verwüstet, die Donau gesperrt, alle Zufuhr abgeschnitten, die Schrecken des Hungers stellten sich ein. Ferdinand, den diese dringende Gefahr eiligst in seine Hauptstadt zurück geführt hatte, sah sich zum zweytenmal am Rand des Verderbens. Mangel und rauhe Witterung zogen endlich die Böhmen nach Hause, ein Verlust in Ungarn rief Bethlen Gaborn zurück; zum zweytenmal hatte das Glück den Kaiser gerettet. In wenigen Wochen änderte sich nun alles, und durch seine staatskluge Thätigkeit verbesserte Ferdinand seine Sache in eben dem Maße, als Friedrich die seinige durch Saumseligkeit und schlechte Maßregeln herunter brachte. Die Stände von Niederösterreich wurden durch Bestätigung ihrer Privilegien zur Huldigung gebracht, und die wenigen, welche ausblieben, der beleidigten Majestät und des Hochverraths schuldig erklärt. So faßte der Kaiser in einem seiner Erblande wieder festen Fuß, und zugleich wurde alles in Bewegung gesezt, sich auswärtiger Hülfe zu versichern. Schon bey der Kaiserwahl zu Frankfurt war es ihm durch mündliche Vorstellungen gelungen, die geistlichen Churfürsten, und zu München den Herzog Maximilian von Bayern für seine Sache zu gewinnen. Auf dem Antheil, den die Union und Ligue an dem Böhmischen Kriege nahmen, beruhte der ganze Ausschlag dieses Krieges, das Schicksal Friedrichs und des Kaisers. Dem ganzen protestantischen Deutschland schien es wichtig zu seyn, den König von Böhmen zu unterstüzen; den Kaiser nicht unterliegen zu lassen, schien das Interesse der katholischen Religion zu erheischen. Siegten die Protestanten in Böhmen, so hatten alle katholischen Prinzen in <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0103" n="95"/> Eilfertig rief er den General Boucquoi zu Hülfe; der Abzug der Kaiserlichen zog die Böhmische Armee zum zweytenmal vor Wien. Durch 12000 Siebenbürgen verstärkt, und bald darauf mit dem siegreichen Heere Bethlen Gabors vereinigt, drohte sie aufs neue diese Hauptstadt zu überwältigen. Alles um Wien ward verwüstet, die Donau gesperrt, alle Zufuhr abgeschnitten, die Schrecken des Hungers stellten sich ein. Ferdinand, den diese dringende Gefahr eiligst in seine Hauptstadt zurück geführt hatte, sah sich zum zweytenmal am Rand des Verderbens. 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Auf dem Antheil, den die Union und Ligue an dem Böhmischen Kriege nahmen, beruhte der ganze Ausschlag dieses Krieges, das Schicksal Friedrichs und des Kaisers. Dem ganzen protestantischen Deutschland schien es wichtig zu seyn, den König von Böhmen zu unterstüzen; den Kaiser nicht unterliegen zu lassen, schien das Interesse der katholischen Religion zu erheischen. Siegten die Protestanten in Böhmen, so hatten alle katholischen Prinzen in </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0103]
Eilfertig rief er den General Boucquoi zu Hülfe; der Abzug der Kaiserlichen zog die Böhmische Armee zum zweytenmal vor Wien. Durch 12000 Siebenbürgen verstärkt, und bald darauf mit dem siegreichen Heere Bethlen Gabors vereinigt, drohte sie aufs neue diese Hauptstadt zu überwältigen. Alles um Wien ward verwüstet, die Donau gesperrt, alle Zufuhr abgeschnitten, die Schrecken des Hungers stellten sich ein. Ferdinand, den diese dringende Gefahr eiligst in seine Hauptstadt zurück geführt hatte, sah sich zum zweytenmal am Rand des Verderbens. Mangel und rauhe Witterung zogen endlich die Böhmen nach Hause, ein Verlust in Ungarn rief Bethlen Gaborn zurück; zum zweytenmal hatte das Glück den Kaiser gerettet.
In wenigen Wochen änderte sich nun alles, und durch seine staatskluge Thätigkeit verbesserte Ferdinand seine Sache in eben dem Maße, als Friedrich die seinige durch Saumseligkeit und schlechte Maßregeln herunter brachte. Die Stände von Niederösterreich wurden durch Bestätigung ihrer Privilegien zur Huldigung gebracht, und die wenigen, welche ausblieben, der beleidigten Majestät und des Hochverraths schuldig erklärt. So faßte der Kaiser in einem seiner Erblande wieder festen Fuß, und zugleich wurde alles in Bewegung gesezt, sich auswärtiger Hülfe zu versichern. Schon bey der Kaiserwahl zu Frankfurt war es ihm durch mündliche Vorstellungen gelungen, die geistlichen Churfürsten, und zu München den Herzog Maximilian von Bayern für seine Sache zu gewinnen. Auf dem Antheil, den die Union und Ligue an dem Böhmischen Kriege nahmen, beruhte der ganze Ausschlag dieses Krieges, das Schicksal Friedrichs und des Kaisers. Dem ganzen protestantischen Deutschland schien es wichtig zu seyn, den König von Böhmen zu unterstüzen; den Kaiser nicht unterliegen zu lassen, schien das Interesse der katholischen Religion zu erheischen. Siegten die Protestanten in Böhmen, so hatten alle katholischen Prinzen in
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