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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Böhmische Fußvolk folgte bald ihrem Beyspiel, und in der allgemeinen Flucht wurden endlich auch die Deutschen mit fortgerissen. Zehn Kanonen, welche die ganze Artillerie Friedrichs ausmachten, fielen in Feindes Hände. Vier tausend Böhmen blieben auf der Flucht und im Treffen; kaum etliche hundert von den Kaiserlichen und Ligisten. In weniger als einer Stunde war dieser entscheidende Sieg erfochten.

Friedrich saß zu Prag bey der Mittagstafel, als seine Armee an den Mauern sich für ihn niederschießen ließ. Vermuthlich hatte er an diesem Tage noch keinen Angriff erwartet, weil er eben heute ein Gastmahl bestellte. Ein Eilbothe zog ihn endlich vom Tische, und von dem Wall herab zeigte sich ihm die ganze schreckliche Scene. Um einen überlegten Entschluß zu fassen, erbath er sich einen Stillstand von 24 Stunden; achte waren alles, was der Herzog ihm bewilligte. Friedrich benuzte sie, sich mit seiner Gemahlin und den Vornehmsten der Armee des Nachts aus der Hauptstadt zu flüchten. Diese Flucht geschah mit solcher Eilfertigkeit, daß der Fürst von Anhalt seine geheimsten Papiere, und Friedrich seine Krone zurück ließ. "Ich weiß nun, wer ich bin," sagte dieser unglückliche Fürst zu denen, welche ihm Trost zusprachen. "Es giebt Tugenden, welche nur das Unglück uns lehren kann, und nur in der Widerwärtigkeit erfahren wir Fürsten, wer wir sind."

Prag war noch nicht ohne Rettung verloren, als Friedrichs Kleinmuth es aufgab. Mansfelds fliegendes Kommando stand noch in Pilsen, und hatte die Schlacht nicht gesehen. Bethlen Gabor konnte jeden Augenblick sich feindselig erklären, und die Macht des Kaisers nach der Ungarischen Grenze abrufen. Die geschlagenen Böhmen konnten sich erholen, Krankheiten, Hunger und rauhe Witterung den Feind aufreiben - alle diese Hoffnungen verschwanden vor der gegenwärtigen Furcht.

Böhmische Fußvolk folgte bald ihrem Beyspiel, und in der allgemeinen Flucht wurden endlich auch die Deutschen mit fortgerissen. Zehn Kanonen, welche die ganze Artillerie Friedrichs ausmachten, fielen in Feindes Hände. Vier tausend Böhmen blieben auf der Flucht und im Treffen; kaum etliche hundert von den Kaiserlichen und Ligisten. In weniger als einer Stunde war dieser entscheidende Sieg erfochten.

Friedrich saß zu Prag bey der Mittagstafel, als seine Armee an den Mauern sich für ihn niederschießen ließ. Vermuthlich hatte er an diesem Tage noch keinen Angriff erwartet, weil er eben heute ein Gastmahl bestellte. Ein Eilbothe zog ihn endlich vom Tische, und von dem Wall herab zeigte sich ihm die ganze schreckliche Scene. Um einen überlegten Entschluß zu fassen, erbath er sich einen Stillstand von 24 Stunden; achte waren alles, was der Herzog ihm bewilligte. Friedrich benuzte sie, sich mit seiner Gemahlin und den Vornehmsten der Armee des Nachts aus der Hauptstadt zu flüchten. Diese Flucht geschah mit solcher Eilfertigkeit, daß der Fürst von Anhalt seine geheimsten Papiere, und Friedrich seine Krone zurück ließ. „Ich weiß nun, wer ich bin,“ sagte dieser unglückliche Fürst zu denen, welche ihm Trost zusprachen. „Es giebt Tugenden, welche nur das Unglück uns lehren kann, und nur in der Widerwärtigkeit erfahren wir Fürsten, wer wir sind.“

Prag war noch nicht ohne Rettung verloren, als Friedrichs Kleinmuth es aufgab. Mansfelds fliegendes Kommando stand noch in Pilsen, und hatte die Schlacht nicht gesehen. Bethlen Gabor konnte jeden Augenblick sich feindselig erklären, und die Macht des Kaisers nach der Ungarischen Grenze abrufen. Die geschlagenen Böhmen konnten sich erholen, Krankheiten, Hunger und rauhe Witterung den Feind aufreiben – alle diese Hoffnungen verschwanden vor der gegenwärtigen Furcht.

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Böhmische Fußvolk folgte bald ihrem Beyspiel, und in der           allgemeinen Flucht wurden endlich auch die Deutschen mit fortgerissen. Zehn Kanonen,           welche die ganze Artillerie Friedrichs ausmachten, fielen in Feindes Hände. Vier tausend           Böhmen blieben auf der Flucht und im Treffen; kaum etliche hundert von den Kaiserlichen           und Ligisten. In weniger als einer Stunde war dieser entscheidende Sieg erfochten.</p>
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[102/0110] Böhmische Fußvolk folgte bald ihrem Beyspiel, und in der allgemeinen Flucht wurden endlich auch die Deutschen mit fortgerissen. Zehn Kanonen, welche die ganze Artillerie Friedrichs ausmachten, fielen in Feindes Hände. Vier tausend Böhmen blieben auf der Flucht und im Treffen; kaum etliche hundert von den Kaiserlichen und Ligisten. In weniger als einer Stunde war dieser entscheidende Sieg erfochten. Friedrich saß zu Prag bey der Mittagstafel, als seine Armee an den Mauern sich für ihn niederschießen ließ. Vermuthlich hatte er an diesem Tage noch keinen Angriff erwartet, weil er eben heute ein Gastmahl bestellte. Ein Eilbothe zog ihn endlich vom Tische, und von dem Wall herab zeigte sich ihm die ganze schreckliche Scene. Um einen überlegten Entschluß zu fassen, erbath er sich einen Stillstand von 24 Stunden; achte waren alles, was der Herzog ihm bewilligte. Friedrich benuzte sie, sich mit seiner Gemahlin und den Vornehmsten der Armee des Nachts aus der Hauptstadt zu flüchten. Diese Flucht geschah mit solcher Eilfertigkeit, daß der Fürst von Anhalt seine geheimsten Papiere, und Friedrich seine Krone zurück ließ. „Ich weiß nun, wer ich bin,“ sagte dieser unglückliche Fürst zu denen, welche ihm Trost zusprachen. „Es giebt Tugenden, welche nur das Unglück uns lehren kann, und nur in der Widerwärtigkeit erfahren wir Fürsten, wer wir sind.“ Prag war noch nicht ohne Rettung verloren, als Friedrichs Kleinmuth es aufgab. Mansfelds fliegendes Kommando stand noch in Pilsen, und hatte die Schlacht nicht gesehen. Bethlen Gabor konnte jeden Augenblick sich feindselig erklären, und die Macht des Kaisers nach der Ungarischen Grenze abrufen. Die geschlagenen Böhmen konnten sich erholen, Krankheiten, Hunger und rauhe Witterung den Feind aufreiben – alle diese Hoffnungen verschwanden vor der gegenwärtigen Furcht.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/110>, abgerufen am 21.11.2024.