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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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des Leztern über alle Vergleichung zu erhöhen. War der Kaiser die einzige gesezgebende Macht in Deutschland, wer reichte alsdann hinauf an den Vezier, den er zum Vollzieher seines Willens gemacht hatte? Die Höhe, auf welche Wallenstein ihn stellte, überraschte sogar den Kaiser; aber eben weil diese Grösse des Herrn das Werk seines Dieners war, so sollte diese Wallensteinische Schöpfung wieder in ihr Nichts zurück sinken, sobald ihr die Hand ihres Schöpfers fehlte. Nicht umsonst empörte er alle Reichsfürsten Deutschlands gegen den Kaiser - je heftiger ihr Haß gegen Ferdinand, desto nothwendiger mußte ihm derjenige Mann bleiben, der allein ihren schlimmen Willen unschädlich machte. Seine Absicht ging unverkennbar dahin, daß sein Oberherr in ganz Deutschland keinen Menschen mehr zu fürchten haben sollte, als - den Einzigen, dem er diese Allmacht verdankte.

Ein Schritt zu diesem Ziele war, daß Wallenstein das eben eroberte Mecklenburg zum einstweiligen Unterpfand für sich verlangte, bis die Geldvorschüsse, welche er dem Kaiser in dem bisherigen Feldzug gethan, erstattet seyn würden. Schon vorher hatte ihn Ferdinand, wahrscheinlich um seinem General einen Vorzug mehr vor dem Bayrischen zu geben, zum Herzog von Friedland erhoben; aber eine gewöhnliche Belohnung konnte den Ehrgeiz eines Wallensteins nicht ersättigen. Vergebens erhoben sich selbst in dem kaiserlichen Rath unwillige Stimmen gegen diese neue Beförderung, die auf Unkosten zweyer Reichsfürsten geschehen sollte; umsonst widersetzten sich selbst die Spanier, welche längst schon sein Stolz beleidigt hatte, seiner Erhebung. Der mächtige Anhang, welchen sich Wallenstein unter den Rathgebern des Kaisers erkauft hatte, behielt die Oberhand; Ferdinand wollte sich, auf welche Art es auch seyn möchte, diesen unentbehrlichen Diener verpflichten. Man stieß eines leichten Vergehens wegen

des Leztern über alle Vergleichung zu erhöhen. War der Kaiser die einzige gesezgebende Macht in Deutschland, wer reichte alsdann hinauf an den Vezier, den er zum Vollzieher seines Willens gemacht hatte? Die Höhe, auf welche Wallenstein ihn stellte, überraschte sogar den Kaiser; aber eben weil diese Grösse des Herrn das Werk seines Dieners war, so sollte diese Wallensteinische Schöpfung wieder in ihr Nichts zurück sinken, sobald ihr die Hand ihres Schöpfers fehlte. Nicht umsonst empörte er alle Reichsfürsten Deutschlands gegen den Kaiser – je heftiger ihr Haß gegen Ferdinand, desto nothwendiger mußte ihm derjenige Mann bleiben, der allein ihren schlimmen Willen unschädlich machte. Seine Absicht ging unverkennbar dahin, daß sein Oberherr in ganz Deutschland keinen Menschen mehr zu fürchten haben sollte, als – den Einzigen, dem er diese Allmacht verdankte.

Ein Schritt zu diesem Ziele war, daß Wallenstein das eben eroberte Mecklenburg zum einstweiligen Unterpfand für sich verlangte, bis die Geldvorschüsse, welche er dem Kaiser in dem bisherigen Feldzug gethan, erstattet seyn würden. Schon vorher hatte ihn Ferdinand, wahrscheinlich um seinem General einen Vorzug mehr vor dem Bayrischen zu geben, zum Herzog von Friedland erhoben; aber eine gewöhnliche Belohnung konnte den Ehrgeiz eines Wallensteins nicht ersättigen. Vergebens erhoben sich selbst in dem kaiserlichen Rath unwillige Stimmen gegen diese neue Beförderung, die auf Unkosten zweyer Reichsfürsten geschehen sollte; umsonst widersetzten sich selbst die Spanier, welche längst schon sein Stolz beleidigt hatte, seiner Erhebung. Der mächtige Anhang, welchen sich Wallenstein unter den Rathgebern des Kaisers erkauft hatte, behielt die Oberhand; Ferdinand wollte sich, auf welche Art es auch seyn möchte, diesen unentbehrlichen Diener verpflichten. Man stieß eines leichten Vergehens wegen

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[145/0153] des Leztern über alle Vergleichung zu erhöhen. War der Kaiser die einzige gesezgebende Macht in Deutschland, wer reichte alsdann hinauf an den Vezier, den er zum Vollzieher seines Willens gemacht hatte? Die Höhe, auf welche Wallenstein ihn stellte, überraschte sogar den Kaiser; aber eben weil diese Grösse des Herrn das Werk seines Dieners war, so sollte diese Wallensteinische Schöpfung wieder in ihr Nichts zurück sinken, sobald ihr die Hand ihres Schöpfers fehlte. Nicht umsonst empörte er alle Reichsfürsten Deutschlands gegen den Kaiser – je heftiger ihr Haß gegen Ferdinand, desto nothwendiger mußte ihm derjenige Mann bleiben, der allein ihren schlimmen Willen unschädlich machte. Seine Absicht ging unverkennbar dahin, daß sein Oberherr in ganz Deutschland keinen Menschen mehr zu fürchten haben sollte, als – den Einzigen, dem er diese Allmacht verdankte. Ein Schritt zu diesem Ziele war, daß Wallenstein das eben eroberte Mecklenburg zum einstweiligen Unterpfand für sich verlangte, bis die Geldvorschüsse, welche er dem Kaiser in dem bisherigen Feldzug gethan, erstattet seyn würden. Schon vorher hatte ihn Ferdinand, wahrscheinlich um seinem General einen Vorzug mehr vor dem Bayrischen zu geben, zum Herzog von Friedland erhoben; aber eine gewöhnliche Belohnung konnte den Ehrgeiz eines Wallensteins nicht ersättigen. Vergebens erhoben sich selbst in dem kaiserlichen Rath unwillige Stimmen gegen diese neue Beförderung, die auf Unkosten zweyer Reichsfürsten geschehen sollte; umsonst widersetzten sich selbst die Spanier, welche längst schon sein Stolz beleidigt hatte, seiner Erhebung. Der mächtige Anhang, welchen sich Wallenstein unter den Rathgebern des Kaisers erkauft hatte, behielt die Oberhand; Ferdinand wollte sich, auf welche Art es auch seyn möchte, diesen unentbehrlichen Diener verpflichten. Man stieß eines leichten Vergehens wegen

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/153>, abgerufen am 23.11.2024.