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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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hinderte nicht nur, den König weiter zu verfolgen, sondern sezte auch den Sieger noch in Gefahr, die gemachten Eroberungen zu verlieren. Am meisten hatte man von der Vereinigung beyder nordischen Monarchen zu fürchten, welche es, wenn sie Bestand hatte, dem Kaiser und seinem Feldherrn unmöglich machte, auf der Ostsee eine Rolle zu spielen, oder gar Landung in Schweden zu thun. Gelang es aber, die Sache dieser beyden Fürsten zu trennen, und sich der Freundschaft des Dänischen Königs ins besondere zu versichern, so konnte man die einzelne Schwedische Macht desto leichter zu überwältigen hoffen. Furcht vor Einmischung fremder Mächte, aufrührerische Bewegungen der Protestanten in seinen eigenen Staaten, die ungeheuren Kosten des bisher geführten Kriegs, und noch mehr der Sturm, den man im ganzen protestantischen Deutschlande im Begriff war zu erregen, stimmten das Gemüth des Kaisers zum Frieden, und aus ganz entgegen gesezten Gründen beeiferte sich sein Feldherr, diesen Wunsch zu erfüllen. Weit entfernt, einen Frieden zu wünschen, der ihn aus dem Mittagsglanze der Größe und Gewalt in die Dunkelheit des Privatstandes herunter stürzte, wollte er nur den Schauplaz des Kriegs verändern, und durch diesen einseitigen Frieden die Verwirrung verlängern. Die Freundschaft Dänemarks, dessen Nachbar er als Herzog von Mecklenburg geworden, war ihm für seine weit aussehenden Entwürfe sehr wichtig, und er beschloß, selbst mit Hintansetzung der Vortheile seines Herrn, sich diesen Monarchen zu verpflichten.

Christian IV. hatte sich in dem Vertrag von Kopenhagen verbindlich gemacht, ohne Zuziehung Schwedens keinen einseitigen Frieden mit dem Kaiser zu schließen. Dem ohngeachtet wurde der Antrag, den ihm Wallenstein that, mit Bereitwilligkeit angenommen. Auf einem Congreß zu Lübeck, (1629) von welchem Wallenstein die Schwedischen Gesandten, die

hinderte nicht nur, den König weiter zu verfolgen, sondern sezte auch den Sieger noch in Gefahr, die gemachten Eroberungen zu verlieren. Am meisten hatte man von der Vereinigung beyder nordischen Monarchen zu fürchten, welche es, wenn sie Bestand hatte, dem Kaiser und seinem Feldherrn unmöglich machte, auf der Ostsee eine Rolle zu spielen, oder gar Landung in Schweden zu thun. Gelang es aber, die Sache dieser beyden Fürsten zu trennen, und sich der Freundschaft des Dänischen Königs ins besondere zu versichern, so konnte man die einzelne Schwedische Macht desto leichter zu überwältigen hoffen. Furcht vor Einmischung fremder Mächte, aufrührerische Bewegungen der Protestanten in seinen eigenen Staaten, die ungeheuren Kosten des bisher geführten Kriegs, und noch mehr der Sturm, den man im ganzen protestantischen Deutschlande im Begriff war zu erregen, stimmten das Gemüth des Kaisers zum Frieden, und aus ganz entgegen gesezten Gründen beeiferte sich sein Feldherr, diesen Wunsch zu erfüllen. Weit entfernt, einen Frieden zu wünschen, der ihn aus dem Mittagsglanze der Größe und Gewalt in die Dunkelheit des Privatstandes herunter stürzte, wollte er nur den Schauplaz des Kriegs verändern, und durch diesen einseitigen Frieden die Verwirrung verlängern. Die Freundschaft Dänemarks, dessen Nachbar er als Herzog von Mecklenburg geworden, war ihm für seine weit aussehenden Entwürfe sehr wichtig, und er beschloß, selbst mit Hintansetzung der Vortheile seines Herrn, sich diesen Monarchen zu verpflichten.

Christian IV. hatte sich in dem Vertrag von Kopenhagen verbindlich gemacht, ohne Zuziehung Schwedens keinen einseitigen Frieden mit dem Kaiser zu schließen. Dem ohngeachtet wurde der Antrag, den ihm Wallenstein that, mit Bereitwilligkeit angenommen. Auf einem Congreß zu Lübeck, (1629) von welchem Wallenstein die Schwedischen Gesandten, die

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[149/0157] hinderte nicht nur, den König weiter zu verfolgen, sondern sezte auch den Sieger noch in Gefahr, die gemachten Eroberungen zu verlieren. Am meisten hatte man von der Vereinigung beyder nordischen Monarchen zu fürchten, welche es, wenn sie Bestand hatte, dem Kaiser und seinem Feldherrn unmöglich machte, auf der Ostsee eine Rolle zu spielen, oder gar Landung in Schweden zu thun. Gelang es aber, die Sache dieser beyden Fürsten zu trennen, und sich der Freundschaft des Dänischen Königs ins besondere zu versichern, so konnte man die einzelne Schwedische Macht desto leichter zu überwältigen hoffen. Furcht vor Einmischung fremder Mächte, aufrührerische Bewegungen der Protestanten in seinen eigenen Staaten, die ungeheuren Kosten des bisher geführten Kriegs, und noch mehr der Sturm, den man im ganzen protestantischen Deutschlande im Begriff war zu erregen, stimmten das Gemüth des Kaisers zum Frieden, und aus ganz entgegen gesezten Gründen beeiferte sich sein Feldherr, diesen Wunsch zu erfüllen. Weit entfernt, einen Frieden zu wünschen, der ihn aus dem Mittagsglanze der Größe und Gewalt in die Dunkelheit des Privatstandes herunter stürzte, wollte er nur den Schauplaz des Kriegs verändern, und durch diesen einseitigen Frieden die Verwirrung verlängern. Die Freundschaft Dänemarks, dessen Nachbar er als Herzog von Mecklenburg geworden, war ihm für seine weit aussehenden Entwürfe sehr wichtig, und er beschloß, selbst mit Hintansetzung der Vortheile seines Herrn, sich diesen Monarchen zu verpflichten. Christian IV. hatte sich in dem Vertrag von Kopenhagen verbindlich gemacht, ohne Zuziehung Schwedens keinen einseitigen Frieden mit dem Kaiser zu schließen. Dem ohngeachtet wurde der Antrag, den ihm Wallenstein that, mit Bereitwilligkeit angenommen. Auf einem Congreß zu Lübeck, (1629) von welchem Wallenstein die Schwedischen Gesandten, die

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/157>, abgerufen am 23.11.2024.