Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.abhieng, den das Haus Oesterreich ergriff, so mußte man die Oesterreichischen Prinzen durch ganz Europa als die Säulen des Pabstthums betrachten. Der Haß der Protestanten gegen letzteres kehrte sich darum auch einstimmig gegen Oesterreich, und vermengte nach und nach den Beschüzer mit der Sache die er beschüzte. Jede Kriegsrüstung des Königs von Spanien oder des Kaisers mußte nun zum Verderben der Protestanten abzielen, jeder Feldzug gegen eines dieser Häuser war ein Krieg gegen das Mönchthum, gegen die Inquisition. Aber eben dieses Haus Oesterreich, der unversöhnliche Gegner der Reformation, sezte zugleich durch seine ehrgeizigen Entwürfe, die von einer überlegenen Macht unterstüzt waren, die politische Freyheit der Europäischen Staaten, und besonders der Deutschen Stände, in nicht geringe Gefahr. Dieser Umstand mußte leztere aus ihrer Sicherheit aufschrecken, und auf ihre Selbstvertheidigung aufmerksam machen. Ihre gewöhnlichen Hülfsmittel würden nimmermehr hingereicht haben, einer so drohenden Macht zu widerstehen. Außerordentliche Anstrengungen mußten sie von ihren Unterthanen verlangen, und, da auch diese bey weitem nicht hinreichten, von ihren Nachbarn Kräfte entlehnen, und durch Bündnisse unter einander eine Macht aufzuwägen suchen, gegen welche sie einzeln nicht bestanden. Aber die großen politischen Aufforderungen, welche die Regenten hatten, sich den Fortschritten Oesterreichs zu widersezen, hatten ihre Unterthanen nicht. Nur gegenwärtige Vortheile, oder gegenwärtige Uebel sind es, welche das Volk in Handlung sezen, und diese darf eine gute Staatskunst nicht abwarten. Wie schlimm also für diese Fürsten wenn nicht zum Glücke ein andres wirksames Motiv sich ihnen dargebothen hätte, das die Nation in Leidenschaft sezte, und einen Enthusiasmus in ihr entflammte, der abhieng, den das Haus Oesterreich ergriff, so mußte man die Oesterreichischen Prinzen durch ganz Europa als die Säulen des Pabstthums betrachten. Der Haß der Protestanten gegen letzteres kehrte sich darum auch einstimmig gegen Oesterreich, und vermengte nach und nach den Beschüzer mit der Sache die er beschüzte. Jede Kriegsrüstung des Königs von Spanien oder des Kaisers mußte nun zum Verderben der Protestanten abzielen, jeder Feldzug gegen eines dieser Häuser war ein Krieg gegen das Mönchthum, gegen die Inquisition. Aber eben dieses Haus Oesterreich, der unversöhnliche Gegner der Reformation, sezte zugleich durch seine ehrgeizigen Entwürfe, die von einer überlegenen Macht unterstüzt waren, die politische Freyheit der Europäischen Staaten, und besonders der Deutschen Stände, in nicht geringe Gefahr. Dieser Umstand mußte leztere aus ihrer Sicherheit aufschrecken, und auf ihre Selbstvertheidigung aufmerksam machen. Ihre gewöhnlichen Hülfsmittel würden nimmermehr hingereicht haben, einer so drohenden Macht zu widerstehen. Außerordentliche Anstrengungen mußten sie von ihren Unterthanen verlangen, und, da auch diese bey weitem nicht hinreichten, von ihren Nachbarn Kräfte entlehnen, und durch Bündnisse unter einander eine Macht aufzuwägen suchen, gegen welche sie einzeln nicht bestanden. Aber die großen politischen Aufforderungen, welche die Regenten hatten, sich den Fortschritten Oesterreichs zu widersezen, hatten ihre Unterthanen nicht. Nur gegenwärtige Vortheile, oder gegenwärtige Uebel sind es, welche das Volk in Handlung sezen, und diese darf eine gute Staatskunst nicht abwarten. Wie schlimm also für diese Fürsten wenn nicht zum Glücke ein andres wirksames Motiv sich ihnen dargebothen hätte, das die Nation in Leidenschaft sezte, und einen Enthusiasmus in ihr entflammte, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0016" n="8"/> abhieng, den das Haus Oesterreich ergriff, so mußte man die Oesterreichischen Prinzen durch ganz <placeName>Europa</placeName> als die Säulen des Pabstthums betrachten. Der Haß der Protestanten gegen letzteres kehrte sich darum auch einstimmig gegen <placeName>Oesterreich</placeName>, und vermengte nach und nach den Beschüzer mit der Sache die er beschüzte. 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Außerordentliche Anstrengungen mußten sie von ihren Unterthanen verlangen, und, da auch diese bey weitem nicht hinreichten, von ihren Nachbarn Kräfte entlehnen, und durch <hi rendition="#fr">Bündnisse</hi> unter einander eine Macht aufzuwägen suchen, gegen welche sie einzeln nicht bestanden.</p> <p>Aber die großen politischen Aufforderungen, welche die Regenten hatten, sich den Fortschritten <placeName>Oesterreichs</placeName> zu widersezen, hatten ihre Unterthanen nicht. Nur gegenwärtige Vortheile, oder gegenwärtige Uebel sind es, welche das Volk in Handlung sezen, und diese darf eine gute Staatskunst nicht abwarten. Wie schlimm also für diese Fürsten wenn nicht zum Glücke ein andres wirksames Motiv sich ihnen dargebothen hätte, das die Nation in Leidenschaft sezte, und einen Enthusiasmus in ihr entflammte, der </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0016]
abhieng, den das Haus Oesterreich ergriff, so mußte man die Oesterreichischen Prinzen durch ganz Europa als die Säulen des Pabstthums betrachten. Der Haß der Protestanten gegen letzteres kehrte sich darum auch einstimmig gegen Oesterreich, und vermengte nach und nach den Beschüzer mit der Sache die er beschüzte. Jede Kriegsrüstung des Königs von Spanien oder des Kaisers mußte nun zum Verderben der Protestanten abzielen, jeder Feldzug gegen eines dieser Häuser war ein Krieg gegen das Mönchthum, gegen die Inquisition.
Aber eben dieses Haus Oesterreich, der unversöhnliche Gegner der Reformation, sezte zugleich durch seine ehrgeizigen Entwürfe, die von einer überlegenen Macht unterstüzt waren, die politische Freyheit der Europäischen Staaten, und besonders der Deutschen Stände, in nicht geringe Gefahr. Dieser Umstand mußte leztere aus ihrer Sicherheit aufschrecken, und auf ihre Selbstvertheidigung aufmerksam machen. Ihre gewöhnlichen Hülfsmittel würden nimmermehr hingereicht haben, einer so drohenden Macht zu widerstehen. Außerordentliche Anstrengungen mußten sie von ihren Unterthanen verlangen, und, da auch diese bey weitem nicht hinreichten, von ihren Nachbarn Kräfte entlehnen, und durch Bündnisse unter einander eine Macht aufzuwägen suchen, gegen welche sie einzeln nicht bestanden.
Aber die großen politischen Aufforderungen, welche die Regenten hatten, sich den Fortschritten Oesterreichs zu widersezen, hatten ihre Unterthanen nicht. Nur gegenwärtige Vortheile, oder gegenwärtige Uebel sind es, welche das Volk in Handlung sezen, und diese darf eine gute Staatskunst nicht abwarten. Wie schlimm also für diese Fürsten wenn nicht zum Glücke ein andres wirksames Motiv sich ihnen dargebothen hätte, das die Nation in Leidenschaft sezte, und einen Enthusiasmus in ihr entflammte, der
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