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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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alles vergrößernde Furcht glaubte nun, die alten Entwürfe Oesterreichs zur Universalmonarchie auf einmal wieder aufleben zu sehen. Die Schrecken des Deutschen Kriegs verbreiteten sich nun auch über die gesegneten Fluren, welche der Po durchströmt, die Stadt Mantua wurde mit Sturm erobert, und alles Land umher mußte die verwüstende Gegenwart gesezloser Schaaren empfinden. Zu den Verwünschungen, welche weit und breit durch ganz Deutschland wider den Kaiser erschallten, gesellten sich nunmehr auch die Flüche Italiens, und im Conclave selbst stiegen von jezt an stille Wünsche für das Glück der Schwedischen Waffen zum Himmel.

Abgeschreckt durch den allgemeinen Haß, welchen dieser Italienische Feldzug ihm zugezogen, und durch das dringende Anliegen der Churfürsten ermüdet, die das Gesuch der Französischen Minister mit Eifer unterstüzten, gab der Kaiser den Vorschlägen Frankreichs Gehör, und versprach dem neuen Herzog von Mantua die Belehnung.

Dieser wichtige Dienst von Seiten Bayerns war von Französischer Seite einen Gegendienst werth. Die Schließung des Traktats gab den Gevollmächtigten Richelieus eine erwünschte Gelegenheit, den Kaiser während ihrer Anwesenheit zu Regensburg mit den gefährlichsten Intriguen zu umspinnen, die mißvergnügten Fürsten der Ligue immer mehr gegen ihn zu reizen, und alle Verhandlungen dieses Churfürstentages zum Nachtheil des Kaisers zu leiten. Zu diesem Geschäfte hatte sich Richelieu in der Person des Kapuziner Paters Joseph, der dem Gesandten als ein ganz unverdächtiger Begleiter an die Seite gegeben war, ein treffliches Werkzeug auserlesen. Eine seiner ersten Instruktionen war, die Absezung Wallensteins mit Eifer zu betreiben. Mit dem General, der sie zum Sieg geführt hatte, verloren die Oesterreichischen Armeen den größten Theil ihrer Stärke -

alles vergrößernde Furcht glaubte nun, die alten Entwürfe Oesterreichs zur Universalmonarchie auf einmal wieder aufleben zu sehen. Die Schrecken des Deutschen Kriegs verbreiteten sich nun auch über die gesegneten Fluren, welche der Po durchströmt, die Stadt Mantua wurde mit Sturm erobert, und alles Land umher mußte die verwüstende Gegenwart gesezloser Schaaren empfinden. Zu den Verwünschungen, welche weit und breit durch ganz Deutschland wider den Kaiser erschallten, gesellten sich nunmehr auch die Flüche Italiens, und im Conclave selbst stiegen von jezt an stille Wünsche für das Glück der Schwedischen Waffen zum Himmel.

Abgeschreckt durch den allgemeinen Haß, welchen dieser Italienische Feldzug ihm zugezogen, und durch das dringende Anliegen der Churfürsten ermüdet, die das Gesuch der Französischen Minister mit Eifer unterstüzten, gab der Kaiser den Vorschlägen Frankreichs Gehör, und versprach dem neuen Herzog von Mantua die Belehnung.

Dieser wichtige Dienst von Seiten Bayerns war von Französischer Seite einen Gegendienst werth. Die Schließung des Traktats gab den Gevollmächtigten Richelieus eine erwünschte Gelegenheit, den Kaiser während ihrer Anwesenheit zu Regensburg mit den gefährlichsten Intriguen zu umspinnen, die mißvergnügten Fürsten der Ligue immer mehr gegen ihn zu reizen, und alle Verhandlungen dieses Churfürstentages zum Nachtheil des Kaisers zu leiten. Zu diesem Geschäfte hatte sich Richelieu in der Person des Kapuziner Paters Joseph, der dem Gesandten als ein ganz unverdächtiger Begleiter an die Seite gegeben war, ein treffliches Werkzeug auserlesen. Eine seiner ersten Instruktionen war, die Absezung Wallensteins mit Eifer zu betreiben. Mit dem General, der sie zum Sieg geführt hatte, verloren die Oesterreichischen Armeen den größten Theil ihrer Stärke –

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[159/0167] alles vergrößernde Furcht glaubte nun, die alten Entwürfe Oesterreichs zur Universalmonarchie auf einmal wieder aufleben zu sehen. Die Schrecken des Deutschen Kriegs verbreiteten sich nun auch über die gesegneten Fluren, welche der Po durchströmt, die Stadt Mantua wurde mit Sturm erobert, und alles Land umher mußte die verwüstende Gegenwart gesezloser Schaaren empfinden. Zu den Verwünschungen, welche weit und breit durch ganz Deutschland wider den Kaiser erschallten, gesellten sich nunmehr auch die Flüche Italiens, und im Conclave selbst stiegen von jezt an stille Wünsche für das Glück der Schwedischen Waffen zum Himmel. Abgeschreckt durch den allgemeinen Haß, welchen dieser Italienische Feldzug ihm zugezogen, und durch das dringende Anliegen der Churfürsten ermüdet, die das Gesuch der Französischen Minister mit Eifer unterstüzten, gab der Kaiser den Vorschlägen Frankreichs Gehör, und versprach dem neuen Herzog von Mantua die Belehnung. Dieser wichtige Dienst von Seiten Bayerns war von Französischer Seite einen Gegendienst werth. Die Schließung des Traktats gab den Gevollmächtigten Richelieus eine erwünschte Gelegenheit, den Kaiser während ihrer Anwesenheit zu Regensburg mit den gefährlichsten Intriguen zu umspinnen, die mißvergnügten Fürsten der Ligue immer mehr gegen ihn zu reizen, und alle Verhandlungen dieses Churfürstentages zum Nachtheil des Kaisers zu leiten. Zu diesem Geschäfte hatte sich Richelieu in der Person des Kapuziner Paters Joseph, der dem Gesandten als ein ganz unverdächtiger Begleiter an die Seite gegeben war, ein treffliches Werkzeug auserlesen. Eine seiner ersten Instruktionen war, die Absezung Wallensteins mit Eifer zu betreiben. Mit dem General, der sie zum Sieg geführt hatte, verloren die Oesterreichischen Armeen den größten Theil ihrer Stärke –

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/167>, abgerufen am 27.11.2024.