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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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ganze Heere konnten den Verlust dieses einzigen Mannes nicht ersezen. Ein Hauptstreich der Politik war es also, zu eben der Zeit, wo ein siegreicher König, unumschränkter Herr seiner Kriegsoperationen, gegen den Kaiser anrückte, den einzigen Feldherrn, der ihm an Kriegserfahrung und an Ansehen gleich war, von der Spize der kaiserlichen Armeen wegzureißen. Pater Joseph, mit dem Churfürsten von Bayern einverstanden, unternahm es, die Unentschlossenheit des Kaisers zu besiegen, der von den Spaniern und dem ganzen Churfürstenrathe wie belagert war. "Es würde gut gethan seyn, meynte er, den Fürsten in diesem Stücke zu Gefallen zu leben, um desto eher zu der Römischen Königswahl seines Sohnes ihre Stimme zu erhalten. Würde nur dieser Sturm erst vorüber seyn, so fände sich Wallenstein alsdann schnell genug wieder, um seinen vorigen Plaz einzunehmen." - Der listige Kapuziner war seines Mannes zu gewiß, um bey diesem Trostgrunde etwas zu wagen.

Die Stimme eines Mönchs war für Ferdinand II. die Stimme Gottes. "Nichts auf Erden, schreibt sein eigner Beichtvater, war ihm heiliger, als ein priesterliches Haupt. Geschähe es, pflegte er oft zu sagen, daß ein Engel und ein Ordensmann zu Einer Zeit und an Einem Orte ihm begegneten, so würde der Ordensmann die erste, und der Engel die zweyte Verbeugung von ihm erhalten." Wallensteins Absezung ward beschlossen.

Zum Dank für dieses fromme Vertrauen arbeitete ihm der Kapuziner mit solcher Geschicklichkeit in Regensburg entgegen, daß seine Bemühungen, dem Könige von Ungarn die Römische Königswürde zu verschaffen, gänzlich mißlangen. In einem eignen Artikel des eben geschlossenen Vertrags hatten sich die Französischen Minister im Namen dieser Krone verbindlich gemacht, gegen alle Feinde des Kaisers die vollkommenste Neutralität zu beobachten - während

ganze Heere konnten den Verlust dieses einzigen Mannes nicht ersezen. Ein Hauptstreich der Politik war es also, zu eben der Zeit, wo ein siegreicher König, unumschränkter Herr seiner Kriegsoperationen, gegen den Kaiser anrückte, den einzigen Feldherrn, der ihm an Kriegserfahrung und an Ansehen gleich war, von der Spize der kaiserlichen Armeen wegzureißen. Pater Joseph, mit dem Churfürsten von Bayern einverstanden, unternahm es, die Unentschlossenheit des Kaisers zu besiegen, der von den Spaniern und dem ganzen Churfürstenrathe wie belagert war. „Es würde gut gethan seyn, meynte er, den Fürsten in diesem Stücke zu Gefallen zu leben, um desto eher zu der Römischen Königswahl seines Sohnes ihre Stimme zu erhalten. Würde nur dieser Sturm erst vorüber seyn, so fände sich Wallenstein alsdann schnell genug wieder, um seinen vorigen Plaz einzunehmen.“ – Der listige Kapuziner war seines Mannes zu gewiß, um bey diesem Trostgrunde etwas zu wagen.

Die Stimme eines Mönchs war für Ferdinand II. die Stimme Gottes. „Nichts auf Erden, schreibt sein eigner Beichtvater, war ihm heiliger, als ein priesterliches Haupt. Geschähe es, pflegte er oft zu sagen, daß ein Engel und ein Ordensmann zu Einer Zeit und an Einem Orte ihm begegneten, so würde der Ordensmann die erste, und der Engel die zweyte Verbeugung von ihm erhalten.“ Wallensteins Absezung ward beschlossen.

Zum Dank für dieses fromme Vertrauen arbeitete ihm der Kapuziner mit solcher Geschicklichkeit in Regensburg entgegen, daß seine Bemühungen, dem Könige von Ungarn die Römische Königswürde zu verschaffen, gänzlich mißlangen. In einem eignen Artikel des eben geschlossenen Vertrags hatten sich die Französischen Minister im Namen dieser Krone verbindlich gemacht, gegen alle Feinde des Kaisers die vollkommenste Neutralität zu beobachten – während

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[160/0168] ganze Heere konnten den Verlust dieses einzigen Mannes nicht ersezen. Ein Hauptstreich der Politik war es also, zu eben der Zeit, wo ein siegreicher König, unumschränkter Herr seiner Kriegsoperationen, gegen den Kaiser anrückte, den einzigen Feldherrn, der ihm an Kriegserfahrung und an Ansehen gleich war, von der Spize der kaiserlichen Armeen wegzureißen. Pater Joseph, mit dem Churfürsten von Bayern einverstanden, unternahm es, die Unentschlossenheit des Kaisers zu besiegen, der von den Spaniern und dem ganzen Churfürstenrathe wie belagert war. „Es würde gut gethan seyn, meynte er, den Fürsten in diesem Stücke zu Gefallen zu leben, um desto eher zu der Römischen Königswahl seines Sohnes ihre Stimme zu erhalten. Würde nur dieser Sturm erst vorüber seyn, so fände sich Wallenstein alsdann schnell genug wieder, um seinen vorigen Plaz einzunehmen.“ – Der listige Kapuziner war seines Mannes zu gewiß, um bey diesem Trostgrunde etwas zu wagen. Die Stimme eines Mönchs war für Ferdinand II. die Stimme Gottes. „Nichts auf Erden, schreibt sein eigner Beichtvater, war ihm heiliger, als ein priesterliches Haupt. Geschähe es, pflegte er oft zu sagen, daß ein Engel und ein Ordensmann zu Einer Zeit und an Einem Orte ihm begegneten, so würde der Ordensmann die erste, und der Engel die zweyte Verbeugung von ihm erhalten.“ Wallensteins Absezung ward beschlossen. Zum Dank für dieses fromme Vertrauen arbeitete ihm der Kapuziner mit solcher Geschicklichkeit in Regensburg entgegen, daß seine Bemühungen, dem Könige von Ungarn die Römische Königswürde zu verschaffen, gänzlich mißlangen. In einem eignen Artikel des eben geschlossenen Vertrags hatten sich die Französischen Minister im Namen dieser Krone verbindlich gemacht, gegen alle Feinde des Kaisers die vollkommenste Neutralität zu beobachten – während

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/168>, abgerufen am 23.11.2024.