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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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kaiserlichen Feldherrn von der Stadt abriefen, eine Zeit lang verzögert, und die Eifersucht der in seiner Abwesenheit kommandirenden Generale verschaffte Magdeburg noch auf einige Monate Frist. Am 30. März 1631 erschien endlich Tilly wieder, um von jezt an die Belagerung mit Eifer zu betreiben.

In kurzer Zeit waren alle Aussenwerke erobert, und Falkenberg selbst hatte die Besazungen, welche nicht mehr zu retten waren, zurück gezogen, und die Elbbrücke abwerfen lassen. Da es an hinlänglichen Truppen fehlte, diese weitläuftige Festung mit den Vorstädten zu vertheidigen, so wurden auch die Vorstädte Sudenburg und Neustadt dem Feinde preis gegeben, der sie sogleich in die Asche legte. Pappenheim trennte sich von Tilly, ging bey Schönebeck über die Elbe, um von der andern Seite die Stadt anzugreifen.

Die Besazung, durch die vorhergehenden Gefechte in den Außenwerken geschwächt, belief sich nicht über 2000 Mann Fußvolks und einige 100 Reiterey, eine sehr schwache Anzahl für eine so große und noch dazu unregelmäßige Festung. Diesen Mangel zu ersezen, bewaffnete man die Bürger; ein verzweifelter Ausweg, der größern Schaden anrichtete, als er verhütete. Die Bürger, an sich selbst schon sehr mittelmäßige Soldaten, stürzten durch ihre Uneinigkeit die Stadt ins Verderben. Dem Aermern that es weh, daß man ihm allein alle Lasten aufwälzte, ihn allein allem Ungemach, allen Gefahren bloß stellte, während der Reiche seine Dienerschaft schickte, und sich in seinem Hause gütlich that. Der Unwille brach zulezt in ein allgemeines Murren aus, Gleichgültigkeit trat an die Stelle des Eifers, Ueberdruß und Nachlässigkeit im Dienst an die Stelle der wachsamen Vorsicht. Diese Trennung der Gemüther, mit der steigenden Noth verbunden, gab nach und nach einer kleinmüthigen Ueberlegung Raum, daß mehrere schon anfingen, über die

kaiserlichen Feldherrn von der Stadt abriefen, eine Zeit lang verzögert, und die Eifersucht der in seiner Abwesenheit kommandirenden Generale verschaffte Magdeburg noch auf einige Monate Frist. Am 30. März 1631 erschien endlich Tilly wieder, um von jezt an die Belagerung mit Eifer zu betreiben.

In kurzer Zeit waren alle Aussenwerke erobert, und Falkenberg selbst hatte die Besazungen, welche nicht mehr zu retten waren, zurück gezogen, und die Elbbrücke abwerfen lassen. Da es an hinlänglichen Truppen fehlte, diese weitläuftige Festung mit den Vorstädten zu vertheidigen, so wurden auch die Vorstädte Sudenburg und Neustadt dem Feinde preis gegeben, der sie sogleich in die Asche legte. Pappenheim trennte sich von Tilly, ging bey Schönebeck über die Elbe, um von der andern Seite die Stadt anzugreifen.

Die Besazung, durch die vorhergehenden Gefechte in den Außenwerken geschwächt, belief sich nicht über 2000 Mann Fußvolks und einige 100 Reiterey, eine sehr schwache Anzahl für eine so große und noch dazu unregelmäßige Festung. Diesen Mangel zu ersezen, bewaffnete man die Bürger; ein verzweifelter Ausweg, der größern Schaden anrichtete, als er verhütete. Die Bürger, an sich selbst schon sehr mittelmäßige Soldaten, stürzten durch ihre Uneinigkeit die Stadt ins Verderben. Dem Aermern that es weh, daß man ihm allein alle Lasten aufwälzte, ihn allein allem Ungemach, allen Gefahren bloß stellte, während der Reiche seine Dienerschaft schickte, und sich in seinem Hause gütlich that. Der Unwille brach zulezt in ein allgemeines Murren aus, Gleichgültigkeit trat an die Stelle des Eifers, Ueberdruß und Nachlässigkeit im Dienst an die Stelle der wachsamen Vorsicht. Diese Trennung der Gemüther, mit der steigenden Noth verbunden, gab nach und nach einer kleinmüthigen Ueberlegung Raum, daß mehrere schon anfingen, über die

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[195/0203] kaiserlichen Feldherrn von der Stadt abriefen, eine Zeit lang verzögert, und die Eifersucht der in seiner Abwesenheit kommandirenden Generale verschaffte Magdeburg noch auf einige Monate Frist. Am 30. März 1631 erschien endlich Tilly wieder, um von jezt an die Belagerung mit Eifer zu betreiben. In kurzer Zeit waren alle Aussenwerke erobert, und Falkenberg selbst hatte die Besazungen, welche nicht mehr zu retten waren, zurück gezogen, und die Elbbrücke abwerfen lassen. Da es an hinlänglichen Truppen fehlte, diese weitläuftige Festung mit den Vorstädten zu vertheidigen, so wurden auch die Vorstädte Sudenburg und Neustadt dem Feinde preis gegeben, der sie sogleich in die Asche legte. Pappenheim trennte sich von Tilly, ging bey Schönebeck über die Elbe, um von der andern Seite die Stadt anzugreifen. Die Besazung, durch die vorhergehenden Gefechte in den Außenwerken geschwächt, belief sich nicht über 2000 Mann Fußvolks und einige 100 Reiterey, eine sehr schwache Anzahl für eine so große und noch dazu unregelmäßige Festung. Diesen Mangel zu ersezen, bewaffnete man die Bürger; ein verzweifelter Ausweg, der größern Schaden anrichtete, als er verhütete. Die Bürger, an sich selbst schon sehr mittelmäßige Soldaten, stürzten durch ihre Uneinigkeit die Stadt ins Verderben. Dem Aermern that es weh, daß man ihm allein alle Lasten aufwälzte, ihn allein allem Ungemach, allen Gefahren bloß stellte, während der Reiche seine Dienerschaft schickte, und sich in seinem Hause gütlich that. Der Unwille brach zulezt in ein allgemeines Murren aus, Gleichgültigkeit trat an die Stelle des Eifers, Ueberdruß und Nachlässigkeit im Dienst an die Stelle der wachsamen Vorsicht. Diese Trennung der Gemüther, mit der steigenden Noth verbunden, gab nach und nach einer kleinmüthigen Ueberlegung Raum, daß mehrere schon anfingen, über die

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/203>, abgerufen am 21.11.2024.