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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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keinen Augenblick, den allgemeinen Schrecken aufs beste zu benutzen. Das Ansehen des Kaisers, durch die bisherigen Progressen Gustavs merklich herunter gebracht, erhob sich furchtbarer als je nach diesem entscheidenden Vorgang, und schnell offenbarte sich diese Veränderung in der gebiethrischen Sprache, welche er gegen die protestantischen Reichsstände führte. Die Schlüsse des Leipziger Bundes wurden durch einen Machtspruch vernichtet, der Bund selbst durch ein kaiserliches Dekret aufgehoben, allen widersezlichen Ständen Magdeburgs Schicksal angedroht. Als Vollzieher dieses kaiserlichen Schlusses, ließ Tilly sogleich Truppen gegen den Bischof von Bremen marschieren, der ein Mitglied des Leipziger Bundes war, und Soldaten geworben hatte. Der in Furcht gesezte Bischof übergab die leztern sogleich in die Hände des Tilly, und unterzeichnete die Kassation der Leipziger Schlüsse. Eine kaiserliche Armee, welche unter dem Kommando des Grafen von Fürstenberg zu eben der Zeit aus Italien zurück kam, verfuhr auf gleiche Art gegen den Administrator von Wirtemberg. Der Herzog mußte sich dem Restitutionsedikt und allen Dekreten des Kaisers unterwerfen, ja noch ausserdem zu Unterhaltung der kaiserlichen Truppen einen monatlichen Geldbeytrag von 100,000 Thalern erlegen. Aehnliche Lasten wurden der Stadt Ulm und Nürnberg, dem ganzen Fränkischen und Schwäbischen Kreise auferlegt. Schrecklich war die Hand des Kaisers über Deutschland. Die Schnelle Uebermacht, welche er durch diesen Vorfall erlangte, mehr scheinbar als in der Wirklichkeit gegründet, führte ihn über die Grenzen der bisherigen Mäßigung hinweg, und verleitete ihn zu einem gewaltsamen übereilten Verfahren, welches endlich die Unentschlossenheit der Deutschen Fürsten zum Vortheil Gustav Adolphs besiegte. So unglücklich also die nächsten Folgen von Magdeburgs Untergang für die Protestanten auch seyn mochten, so wohlthätig waren die spätern. Die erste

keinen Augenblick, den allgemeinen Schrecken aufs beste zu benutzen. Das Ansehen des Kaisers, durch die bisherigen Progressen Gustavs merklich herunter gebracht, erhob sich furchtbarer als je nach diesem entscheidenden Vorgang, und schnell offenbarte sich diese Veränderung in der gebiethrischen Sprache, welche er gegen die protestantischen Reichsstände führte. Die Schlüsse des Leipziger Bundes wurden durch einen Machtspruch vernichtet, der Bund selbst durch ein kaiserliches Dekret aufgehoben, allen widersezlichen Ständen Magdeburgs Schicksal angedroht. Als Vollzieher dieses kaiserlichen Schlusses, ließ Tilly sogleich Truppen gegen den Bischof von Bremen marschieren, der ein Mitglied des Leipziger Bundes war, und Soldaten geworben hatte. Der in Furcht gesezte Bischof übergab die leztern sogleich in die Hände des Tilly, und unterzeichnete die Kassation der Leipziger Schlüsse. Eine kaiserliche Armee, welche unter dem Kommando des Grafen von Fürstenberg zu eben der Zeit aus Italien zurück kam, verfuhr auf gleiche Art gegen den Administrator von Wirtemberg. Der Herzog mußte sich dem Restitutionsedikt und allen Dekreten des Kaisers unterwerfen, ja noch ausserdem zu Unterhaltung der kaiserlichen Truppen einen monatlichen Geldbeytrag von 100,000 Thalern erlegen. Aehnliche Lasten wurden der Stadt Ulm und Nürnberg, dem ganzen Fränkischen und Schwäbischen Kreise auferlegt. Schrecklich war die Hand des Kaisers über Deutschland. Die Schnelle Uebermacht, welche er durch diesen Vorfall erlangte, mehr scheinbar als in der Wirklichkeit gegründet, führte ihn über die Grenzen der bisherigen Mäßigung hinweg, und verleitete ihn zu einem gewaltsamen übereilten Verfahren, welches endlich die Unentschlossenheit der Deutschen Fürsten zum Vortheil Gustav Adolphs besiegte. So unglücklich also die nächsten Folgen von Magdeburgs Untergang für die Protestanten auch seyn mochten, so wohlthätig waren die spätern. Die erste

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[205/0213] keinen Augenblick, den allgemeinen Schrecken aufs beste zu benutzen. Das Ansehen des Kaisers, durch die bisherigen Progressen Gustavs merklich herunter gebracht, erhob sich furchtbarer als je nach diesem entscheidenden Vorgang, und schnell offenbarte sich diese Veränderung in der gebiethrischen Sprache, welche er gegen die protestantischen Reichsstände führte. Die Schlüsse des Leipziger Bundes wurden durch einen Machtspruch vernichtet, der Bund selbst durch ein kaiserliches Dekret aufgehoben, allen widersezlichen Ständen Magdeburgs Schicksal angedroht. Als Vollzieher dieses kaiserlichen Schlusses, ließ Tilly sogleich Truppen gegen den Bischof von Bremen marschieren, der ein Mitglied des Leipziger Bundes war, und Soldaten geworben hatte. Der in Furcht gesezte Bischof übergab die leztern sogleich in die Hände des Tilly, und unterzeichnete die Kassation der Leipziger Schlüsse. Eine kaiserliche Armee, welche unter dem Kommando des Grafen von Fürstenberg zu eben der Zeit aus Italien zurück kam, verfuhr auf gleiche Art gegen den Administrator von Wirtemberg. Der Herzog mußte sich dem Restitutionsedikt und allen Dekreten des Kaisers unterwerfen, ja noch ausserdem zu Unterhaltung der kaiserlichen Truppen einen monatlichen Geldbeytrag von 100,000 Thalern erlegen. Aehnliche Lasten wurden der Stadt Ulm und Nürnberg, dem ganzen Fränkischen und Schwäbischen Kreise auferlegt. Schrecklich war die Hand des Kaisers über Deutschland. Die Schnelle Uebermacht, welche er durch diesen Vorfall erlangte, mehr scheinbar als in der Wirklichkeit gegründet, führte ihn über die Grenzen der bisherigen Mäßigung hinweg, und verleitete ihn zu einem gewaltsamen übereilten Verfahren, welches endlich die Unentschlossenheit der Deutschen Fürsten zum Vortheil Gustav Adolphs besiegte. So unglücklich also die nächsten Folgen von Magdeburgs Untergang für die Protestanten auch seyn mochten, so wohlthätig waren die spätern. Die erste

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/213>, abgerufen am 21.11.2024.