Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

besser gebraucht werden. Er schwenkte sich also mit seinem rechten Flügel und dem Hauptcorps zur Linken, und griff die Hügel an, auf welche das feindliche Geschüz gepflanzt war. In kurzer Zeit war es in seinen Händen, und der Feind mußte jezt das Feuer seiner eignen Kanonen erfahren.

Auf seiner Flanke das Feuer des Geschüzes, von vorne den fürchterlichen Andrang der Schweden, trennte sich das nie überwundene Heer. Schneller Rückzug war alles, was dem Tilly nun übrig blieb; aber der Rückzug selbst mußte mitten durch den Feind genommen werden. Verwirrung ergriff jezt die ganze Armee, vier Regimenter ausgenommen, grauer versuchter Soldaten, welche nie von einem Schlachtfelde geflohen waren, und es auch jezt nicht wollten. In geschlossenen Gliedern drangen sie mitten durch die siegende Armee, und erreichten fechtend ein kleines Gehölz, wo sie aufs neue Fronte gegen die Schweden machten, und bis zu einbrechender Nacht, bis sie auf 600 geschmolzen waren, Widerstand leisteten. Mit ihnen entfloh der ganze Ueberrest des Tillyschen Heers, und die Schlacht war entschieden.

Mitten unter Verwundeten und Todten, warf Gustav Adolph sich nieder, und die erste feurigste Siegesfreude ergoß sich in einem glühenden Gebethe. Den flüchtigen Feind ließ er, so weit das tiefe Dunkel der Nacht es verstattete, durch seine Reiterey verfolgen. Das Geläute der Sturmglocken brachte in allen umliegenden Dörfern das Landvolk in Bewegung, und verloren war der Unglückliche, der dem ergrimmten Bauer in die Hände fiel. Mit dem übrigen Heere lagerte sich der König zwischen dem Schlachtfeld und Leipzig, da es nicht möglich war, die Stadt noch in derselben Nacht anzugreifen. Siebentausend waren von den Feinden auf dem Plaze geblieben, über fünftausend theils gefangen, theils verwundet. Ihre ganze

besser gebraucht werden. Er schwenkte sich also mit seinem rechten Flügel und dem Hauptcorps zur Linken, und griff die Hügel an, auf welche das feindliche Geschüz gepflanzt war. In kurzer Zeit war es in seinen Händen, und der Feind mußte jezt das Feuer seiner eignen Kanonen erfahren.

Auf seiner Flanke das Feuer des Geschüzes, von vorne den fürchterlichen Andrang der Schweden, trennte sich das nie überwundene Heer. Schneller Rückzug war alles, was dem Tilly nun übrig blieb; aber der Rückzug selbst mußte mitten durch den Feind genommen werden. Verwirrung ergriff jezt die ganze Armee, vier Regimenter ausgenommen, grauer versuchter Soldaten, welche nie von einem Schlachtfelde geflohen waren, und es auch jezt nicht wollten. In geschlossenen Gliedern drangen sie mitten durch die siegende Armee, und erreichten fechtend ein kleines Gehölz, wo sie aufs neue Fronte gegen die Schweden machten, und bis zu einbrechender Nacht, bis sie auf 600 geschmolzen waren, Widerstand leisteten. Mit ihnen entfloh der ganze Ueberrest des Tillyschen Heers, und die Schlacht war entschieden.

Mitten unter Verwundeten und Todten, warf Gustav Adolph sich nieder, und die erste feurigste Siegesfreude ergoß sich in einem glühenden Gebethe. Den flüchtigen Feind ließ er, so weit das tiefe Dunkel der Nacht es verstattete, durch seine Reiterey verfolgen. Das Geläute der Sturmglocken brachte in allen umliegenden Dörfern das Landvolk in Bewegung, und verloren war der Unglückliche, der dem ergrimmten Bauer in die Hände fiel. Mit dem übrigen Heere lagerte sich der König zwischen dem Schlachtfeld und Leipzig, da es nicht möglich war, die Stadt noch in derselben Nacht anzugreifen. Siebentausend waren von den Feinden auf dem Plaze geblieben, über fünftausend theils gefangen, theils verwundet. Ihre ganze

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0229" n="221"/>
besser gebraucht werden. Er schwenkte sich also mit           seinem rechten Flügel und dem Hauptcorps zur Linken, und griff die Hügel an, auf welche           das feindliche Geschüz gepflanzt war. In kurzer Zeit war es in seinen Händen, und der           Feind mußte jezt das Feuer seiner eignen Kanonen erfahren.</p>
        <p>Auf seiner Flanke das Feuer des Geschüzes, von vorne den fürchterlichen Andrang der           Schweden, trennte sich das nie überwundene Heer. Schneller Rückzug war alles, was dem           Tilly nun übrig blieb; aber der Rückzug selbst mußte mitten durch den Feind genommen           werden. Verwirrung ergriff jezt die ganze Armee, vier Regimenter ausgenommen, grauer           versuchter Soldaten, welche nie von einem Schlachtfelde geflohen waren, und es auch jezt           nicht wollten. In geschlossenen Gliedern drangen sie mitten durch die siegende Armee, und           erreichten fechtend ein kleines Gehölz, wo sie aufs neue Fronte gegen die Schweden           machten, und bis zu einbrechender Nacht, bis sie auf 600 geschmolzen waren, Widerstand           leisteten. Mit ihnen entfloh der ganze Ueberrest des Tillyschen Heers, und die Schlacht           war entschieden.</p>
        <p>Mitten unter Verwundeten und Todten, warf <persName>Gustav Adolph</persName> sich nieder, und die erste           feurigste Siegesfreude ergoß sich in einem glühenden Gebethe. Den flüchtigen Feind ließ           er, so weit das tiefe Dunkel der Nacht es verstattete, durch seine Reiterey verfolgen. Das           Geläute der Sturmglocken brachte in allen umliegenden Dörfern das Landvolk in Bewegung,           und verloren war der Unglückliche, der dem ergrimmten Bauer in die Hände fiel. Mit dem           übrigen Heere lagerte sich der König zwischen dem Schlachtfeld und <placeName>Leipzig</placeName>, da es nicht           möglich war, die Stadt noch in derselben Nacht anzugreifen. Siebentausend waren von den           Feinden auf dem Plaze geblieben, über fünftausend theils gefangen, theils verwundet. Ihre           ganze
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0229] besser gebraucht werden. Er schwenkte sich also mit seinem rechten Flügel und dem Hauptcorps zur Linken, und griff die Hügel an, auf welche das feindliche Geschüz gepflanzt war. In kurzer Zeit war es in seinen Händen, und der Feind mußte jezt das Feuer seiner eignen Kanonen erfahren. Auf seiner Flanke das Feuer des Geschüzes, von vorne den fürchterlichen Andrang der Schweden, trennte sich das nie überwundene Heer. Schneller Rückzug war alles, was dem Tilly nun übrig blieb; aber der Rückzug selbst mußte mitten durch den Feind genommen werden. Verwirrung ergriff jezt die ganze Armee, vier Regimenter ausgenommen, grauer versuchter Soldaten, welche nie von einem Schlachtfelde geflohen waren, und es auch jezt nicht wollten. In geschlossenen Gliedern drangen sie mitten durch die siegende Armee, und erreichten fechtend ein kleines Gehölz, wo sie aufs neue Fronte gegen die Schweden machten, und bis zu einbrechender Nacht, bis sie auf 600 geschmolzen waren, Widerstand leisteten. Mit ihnen entfloh der ganze Ueberrest des Tillyschen Heers, und die Schlacht war entschieden. Mitten unter Verwundeten und Todten, warf Gustav Adolph sich nieder, und die erste feurigste Siegesfreude ergoß sich in einem glühenden Gebethe. Den flüchtigen Feind ließ er, so weit das tiefe Dunkel der Nacht es verstattete, durch seine Reiterey verfolgen. Das Geläute der Sturmglocken brachte in allen umliegenden Dörfern das Landvolk in Bewegung, und verloren war der Unglückliche, der dem ergrimmten Bauer in die Hände fiel. Mit dem übrigen Heere lagerte sich der König zwischen dem Schlachtfeld und Leipzig, da es nicht möglich war, die Stadt noch in derselben Nacht anzugreifen. Siebentausend waren von den Feinden auf dem Plaze geblieben, über fünftausend theils gefangen, theils verwundet. Ihre ganze

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/229
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/229>, abgerufen am 21.11.2024.