Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

thätigen Beystand erwarten. Die Ausschweifungen der kaiserlichen und Spanischen Truppen hatten ihm in diesen Gegenden nachdrücklich vorgearbeitet; längst schon schmachteten der mißhandelte Landmann und Bürger nach einem Befreyer, und manchem schien es schon Erleichterung, das Joch umzutauschen. Einige Agenten waren bereits voran geschickt worden, die wichtigern Reichsstädte, vorzüglich Nürnberg und Frankfurt, auf Schwedische Seite zu neigen. Erfurt war der erste Plaz, an dessen Besize dem König gelegen war, und den er nicht unbesezt hinter dem Rücken lassen durfte. Ein gütlicher Vertrag mit der protestantisch gesinnten Bürgerschaft öffnete ihm ohne Schwertstreich die Thore der Stadt und der Festung. Hier, wie in jedem wichtigen Plaze, der nachher in seine Hände fiel, ließ er sich von den Einwohnern Treue schwören, und versicherte sich derselben durch eine hinlängliche Besazung. Seinem Alliirten, dem Herzog Wilhelm von Weimar, wurde das Commando eines Heeres übergeben, das in Thüringen geworben werden sollte. Der Stadt Erfurt wollte er auch seine Gemahlin anvertrauen, und versprach ihre Freyheiten zu vermehren. In zwey Colonnen durchzog nun die Schwedische Armada über Gotha und Arnstadt den Thüringer Wald, entriß im Vorübergehen die Grafschaft Henneberg den Händen der Kaiserlichen, und vereinigte sich am dritten Tage vor Königshofen, an der Grenze von Franken.

Franz, Bischof von Würzburg, der erbittertste Feind der Protestanten, und das eifrigste Mitglied der katholischen Ligue, war auch der erste, der die schwere Hand Gustav Adolphs fühlte. Einige Drohworte waren genug, seine Grenzfestung Königshofen, und mit ihr den Schlüssel zu der ganzen Provinz, den Schweden in die Hände zu liefern. Bestürzung ergriff auf die Nachricht dieser schnellen Eroberung alle katholischen Stände des Kreises; die Bischöffe von Würzburg und Bamberg zagten in ihrer Burg. Schon sahen sie ihre Stühle wanken,

thätigen Beystand erwarten. Die Ausschweifungen der kaiserlichen und Spanischen Truppen hatten ihm in diesen Gegenden nachdrücklich vorgearbeitet; längst schon schmachteten der mißhandelte Landmann und Bürger nach einem Befreyer, und manchem schien es schon Erleichterung, das Joch umzutauschen. Einige Agenten waren bereits voran geschickt worden, die wichtigern Reichsstädte, vorzüglich Nürnberg und Frankfurt, auf Schwedische Seite zu neigen. Erfurt war der erste Plaz, an dessen Besize dem König gelegen war, und den er nicht unbesezt hinter dem Rücken lassen durfte. Ein gütlicher Vertrag mit der protestantisch gesinnten Bürgerschaft öffnete ihm ohne Schwertstreich die Thore der Stadt und der Festung. Hier, wie in jedem wichtigen Plaze, der nachher in seine Hände fiel, ließ er sich von den Einwohnern Treue schwören, und versicherte sich derselben durch eine hinlängliche Besazung. Seinem Alliirten, dem Herzog Wilhelm von Weimar, wurde das Commando eines Heeres übergeben, das in Thüringen geworben werden sollte. Der Stadt Erfurt wollte er auch seine Gemahlin anvertrauen, und versprach ihre Freyheiten zu vermehren. In zwey Colonnen durchzog nun die Schwedische Armada über Gotha und Arnstadt den Thüringer Wald, entriß im Vorübergehen die Grafschaft Henneberg den Händen der Kaiserlichen, und vereinigte sich am dritten Tage vor Königshofen, an der Grenze von Franken.

Franz, Bischof von Würzburg, der erbittertste Feind der Protestanten, und das eifrigste Mitglied der katholischen Ligue, war auch der erste, der die schwere Hand Gustav Adolphs fühlte. Einige Drohworte waren genug, seine Grenzfestung Königshofen, und mit ihr den Schlüssel zu der ganzen Provinz, den Schweden in die Hände zu liefern. Bestürzung ergriff auf die Nachricht dieser schnellen Eroberung alle katholischen Stände des Kreises; die Bischöffe von Würzburg und Bamberg zagten in ihrer Burg. Schon sahen sie ihre Stühle wanken,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0246" n="238"/>
thätigen Beystand           erwarten. Die Ausschweifungen der kaiserlichen und Spanischen Truppen hatten ihm in diesen           Gegenden nachdrücklich vorgearbeitet; längst schon schmachteten der mißhandelte Landmann           und Bürger nach einem Befreyer, und manchem schien es schon Erleichterung, das Joch           umzutauschen. Einige Agenten waren bereits voran geschickt worden, die wichtigern           Reichsstädte, vorzüglich Nürnberg und Frankfurt, auf Schwedische Seite zu neigen. <hi rendition="#g">Erfurt</hi> war der erste Plaz, an dessen Besize dem König gelegen war,           und den er nicht unbesezt hinter dem Rücken lassen durfte. Ein gütlicher Vertrag mit der           protestantisch gesinnten Bürgerschaft öffnete ihm ohne Schwertstreich die Thore der Stadt           und der Festung. Hier, wie in jedem wichtigen Plaze, der nachher in seine Hände fiel, ließ           er sich von den Einwohnern Treue schwören, und versicherte sich derselben durch eine           hinlängliche Besazung. Seinem Alliirten, dem Herzog Wilhelm von Weimar, wurde das Commando           eines Heeres übergeben, das in Thüringen geworben werden sollte. Der Stadt Erfurt wollte           er auch seine Gemahlin anvertrauen, und versprach ihre Freyheiten zu vermehren. In zwey           Colonnen durchzog nun die Schwedische Armada über Gotha und Arnstadt den Thüringer Wald,           entriß im Vorübergehen die Grafschaft Henneberg den Händen der Kaiserlichen, und           vereinigte sich am dritten Tage vor <hi rendition="#g">Königshofen</hi>, an der Grenze           von Franken.</p>
        <p><hi rendition="#g">Franz, Bischof</hi> von <hi rendition="#g">Würzburg</hi>, der           erbittertste Feind der Protestanten, und das eifrigste Mitglied der katholischen Ligue,           war auch der erste, der die schwere Hand <persName>Gustav Adolphs</persName> fühlte. Einige Drohworte waren           genug, seine Grenzfestung Königshofen, und mit ihr den Schlüssel zu der ganzen Provinz,           den Schweden in die Hände zu liefern. Bestürzung ergriff auf die Nachricht dieser           schnellen Eroberung alle katholischen Stände des Kreises; die Bischöffe von <placeName>Würzburg</placeName> und           <placeName>Bamberg</placeName> zagten in ihrer Burg. Schon sahen sie ihre Stühle wanken,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0246] thätigen Beystand erwarten. Die Ausschweifungen der kaiserlichen und Spanischen Truppen hatten ihm in diesen Gegenden nachdrücklich vorgearbeitet; längst schon schmachteten der mißhandelte Landmann und Bürger nach einem Befreyer, und manchem schien es schon Erleichterung, das Joch umzutauschen. Einige Agenten waren bereits voran geschickt worden, die wichtigern Reichsstädte, vorzüglich Nürnberg und Frankfurt, auf Schwedische Seite zu neigen. Erfurt war der erste Plaz, an dessen Besize dem König gelegen war, und den er nicht unbesezt hinter dem Rücken lassen durfte. Ein gütlicher Vertrag mit der protestantisch gesinnten Bürgerschaft öffnete ihm ohne Schwertstreich die Thore der Stadt und der Festung. Hier, wie in jedem wichtigen Plaze, der nachher in seine Hände fiel, ließ er sich von den Einwohnern Treue schwören, und versicherte sich derselben durch eine hinlängliche Besazung. Seinem Alliirten, dem Herzog Wilhelm von Weimar, wurde das Commando eines Heeres übergeben, das in Thüringen geworben werden sollte. Der Stadt Erfurt wollte er auch seine Gemahlin anvertrauen, und versprach ihre Freyheiten zu vermehren. In zwey Colonnen durchzog nun die Schwedische Armada über Gotha und Arnstadt den Thüringer Wald, entriß im Vorübergehen die Grafschaft Henneberg den Händen der Kaiserlichen, und vereinigte sich am dritten Tage vor Königshofen, an der Grenze von Franken. Franz, Bischof von Würzburg, der erbittertste Feind der Protestanten, und das eifrigste Mitglied der katholischen Ligue, war auch der erste, der die schwere Hand Gustav Adolphs fühlte. Einige Drohworte waren genug, seine Grenzfestung Königshofen, und mit ihr den Schlüssel zu der ganzen Provinz, den Schweden in die Hände zu liefern. Bestürzung ergriff auf die Nachricht dieser schnellen Eroberung alle katholischen Stände des Kreises; die Bischöffe von Würzburg und Bamberg zagten in ihrer Burg. Schon sahen sie ihre Stühle wanken,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/246
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/246>, abgerufen am 21.11.2024.