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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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ihre Kirchen entweihet, ihre Religion im Staube. Die Bosheit seiner Feinde hatte von dem Verfolgungsgeist und der Kriegsmanier des Schwedischen Königs und seiner Truppen die schrecklichsten Schilderungen verbreitet, welche zu widerlegen weder die wiederholtesten Versicherungen des Königs, noch die glänzendsten Beyspiele der Menschlichkeit und Duldung nie ganz vermögend gewesen sind. Man fürchtete von einem andern zu leiden, was man in ähnlichem Fall selbst auszuüben sich bewußt war. Viele der reichsten Katholiken eilten schon jezt, ihre Güter, ihre Gewissen und Personen vor dem blutdürstigen Fanatismus der Schweden in Sicherheit zu bringen. Der Bischof selbst gab seinen Unterthanen das Beyspiel. Mitten in dem Feuerbrande, den sein bigotter Eifer entzündet hatte, ließ er seine Länder im Stich, und flüchtete nach Paris, um wo möglich das Französische Ministerium gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu empören.

Die Fortschritte, welche Gustav Adolph unterdessen in dem Hochstifte machte, waren ganz dem glücklichen Anfange gleich. Von der kaiserlichen Besazung verlassen, ergab sich ihm Schweinfurt, und bald darauf Würzburg; der Marienberg mußte mit Sturm erobert werden. In diesen unüberwindlich geglaubten Ort hatte man einen großen Vorrath von Lebensmitteln und Kriegsmunition geflüchtet, welches alles dem Feind in die Hände fiel. Ein sehr angenehmer Fund war für den König die Büchersammlung der Jesuiten, die er nach Upsal bringen ließ, ein noch weit angenehmerer für seine Soldaten der reichlich gefüllte Weinkeller des Prälaten. Seine Schäze hatte der Bischof noch zu rechter Zeit geflüchtet. Dem Beyspiele der Hauptstadt folgte bald das ganze Bisthum, alles unterwarf sich den Schweden. Der König ließ sich von allen Unterthanen des Bischofs die Huldigung leisten, und stellte wegen Abwesenheit des rechtmäßigen Regenten eine Landesregierung auf, welche zur Hälfte mit Protestanten besezt wurde. An jedem katholischen Orte, den Gustav Adolph unter seine

ihre Kirchen entweihet, ihre Religion im Staube. Die Bosheit seiner Feinde hatte von dem Verfolgungsgeist und der Kriegsmanier des Schwedischen Königs und seiner Truppen die schrecklichsten Schilderungen verbreitet, welche zu widerlegen weder die wiederholtesten Versicherungen des Königs, noch die glänzendsten Beyspiele der Menschlichkeit und Duldung nie ganz vermögend gewesen sind. Man fürchtete von einem andern zu leiden, was man in ähnlichem Fall selbst auszuüben sich bewußt war. Viele der reichsten Katholiken eilten schon jezt, ihre Güter, ihre Gewissen und Personen vor dem blutdürstigen Fanatismus der Schweden in Sicherheit zu bringen. Der Bischof selbst gab seinen Unterthanen das Beyspiel. Mitten in dem Feuerbrande, den sein bigotter Eifer entzündet hatte, ließ er seine Länder im Stich, und flüchtete nach Paris, um wo möglich das Französische Ministerium gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu empören.

Die Fortschritte, welche Gustav Adolph unterdessen in dem Hochstifte machte, waren ganz dem glücklichen Anfange gleich. Von der kaiserlichen Besazung verlassen, ergab sich ihm Schweinfurt, und bald darauf Würzburg; der Marienberg mußte mit Sturm erobert werden. In diesen unüberwindlich geglaubten Ort hatte man einen großen Vorrath von Lebensmitteln und Kriegsmunition geflüchtet, welches alles dem Feind in die Hände fiel. Ein sehr angenehmer Fund war für den König die Büchersammlung der Jesuiten, die er nach Upsal bringen ließ, ein noch weit angenehmerer für seine Soldaten der reichlich gefüllte Weinkeller des Prälaten. Seine Schäze hatte der Bischof noch zu rechter Zeit geflüchtet. Dem Beyspiele der Hauptstadt folgte bald das ganze Bisthum, alles unterwarf sich den Schweden. Der König ließ sich von allen Unterthanen des Bischofs die Huldigung leisten, und stellte wegen Abwesenheit des rechtmäßigen Regenten eine Landesregierung auf, welche zur Hälfte mit Protestanten besezt wurde. An jedem katholischen Orte, den Gustav Adolph unter seine

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[239/0247] ihre Kirchen entweihet, ihre Religion im Staube. Die Bosheit seiner Feinde hatte von dem Verfolgungsgeist und der Kriegsmanier des Schwedischen Königs und seiner Truppen die schrecklichsten Schilderungen verbreitet, welche zu widerlegen weder die wiederholtesten Versicherungen des Königs, noch die glänzendsten Beyspiele der Menschlichkeit und Duldung nie ganz vermögend gewesen sind. Man fürchtete von einem andern zu leiden, was man in ähnlichem Fall selbst auszuüben sich bewußt war. Viele der reichsten Katholiken eilten schon jezt, ihre Güter, ihre Gewissen und Personen vor dem blutdürstigen Fanatismus der Schweden in Sicherheit zu bringen. Der Bischof selbst gab seinen Unterthanen das Beyspiel. Mitten in dem Feuerbrande, den sein bigotter Eifer entzündet hatte, ließ er seine Länder im Stich, und flüchtete nach Paris, um wo möglich das Französische Ministerium gegen den gemeinschaftlichen Religionsfeind zu empören. Die Fortschritte, welche Gustav Adolph unterdessen in dem Hochstifte machte, waren ganz dem glücklichen Anfange gleich. Von der kaiserlichen Besazung verlassen, ergab sich ihm Schweinfurt, und bald darauf Würzburg; der Marienberg mußte mit Sturm erobert werden. In diesen unüberwindlich geglaubten Ort hatte man einen großen Vorrath von Lebensmitteln und Kriegsmunition geflüchtet, welches alles dem Feind in die Hände fiel. Ein sehr angenehmer Fund war für den König die Büchersammlung der Jesuiten, die er nach Upsal bringen ließ, ein noch weit angenehmerer für seine Soldaten der reichlich gefüllte Weinkeller des Prälaten. Seine Schäze hatte der Bischof noch zu rechter Zeit geflüchtet. Dem Beyspiele der Hauptstadt folgte bald das ganze Bisthum, alles unterwarf sich den Schweden. Der König ließ sich von allen Unterthanen des Bischofs die Huldigung leisten, und stellte wegen Abwesenheit des rechtmäßigen Regenten eine Landesregierung auf, welche zur Hälfte mit Protestanten besezt wurde. An jedem katholischen Orte, den Gustav Adolph unter seine

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/247>, abgerufen am 21.11.2024.