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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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sechzehntausend Mann, also nicht einmal den dritten Theil des feindlichen Heers.

Dieses war unterdessen in langsamen Zuge bis gegen Neumark herangerückt, wo der Herzog von Friedland eine allgemeine Musterung anstellte. Vom Anblick dieser furchtbaren Macht hingerissen, konnte er sich einer jugendlichen Prahlerey nicht enthalten. "Binnen vier Tagen soll sich ausweisen," rief er, "wer von uns beyden, der König von Schweden, oder ich, Herr der Welt seyn wird." Dennoch that er, seiner großen Ueberlegenheit ungeachtet, nichts, diese stolze Versicherung wahr zu machen, und vernachlässigte sogar die Gelegenheit, seinen Feind auf das Haupt zu schlagen, als dieser verwegen genug war, sich außerhalb seiner Linien ihm entgegen zu stellen. "Schlachten hat man genug geliefert," antwortete er denen, welche ihn zum Angriff ermunterten. "Es ist Zeit, einmal einer andern Methode zu folgen." Hier schon entdeckte sich, wie viel mehr bey einem Feldherrn gewonnen worden, dessen schon gegründeter Ruhm der gewagten Unternehmungen nicht benöthigt war, wodurch andre eilen müssen, sich einen Namen zu machen. Ueberzeugt, daß der verzweifelte Muth des Feindes den Sieg auf das theuerste verkaufen, eine Niederlage aber, in diesen Gegenden erlitten, die Angelegenheiten des Kaisers unwiederbringlich zu Grunde richten würde, begnügte er sich damit, die kriegerische Hitze seines Gegners durch eine langwierige Belagerung zu verzehren, und, indem er demselben alle Gelegenheit abschnitt, sich dem Ungestüm seines Muths zu überlassen, ihm gerade denjenigen Vortheil zu rauben, wodurch er bisher so unüberwindlich gewesen war. Ohne also das geringste zu unternehmen, bezog er jenseits der Regnitz, Nürnberg gegenüber, ein stark befestigtes Lager, und entzog durch diese wohlgewählte Stellung der Stadt sowohl, als dem Lager, jede Zufuhr aus Franken, Schwaben und Thüringen. So hielt er den König zugleich mit der Stadt belagert, und schmeichelte sich, den Muth seines Gegners, den er nicht lüstern

sechzehntausend Mann, also nicht einmal den dritten Theil des feindlichen Heers.

Dieses war unterdessen in langsamen Zuge bis gegen Neumark herangerückt, wo der Herzog von Friedland eine allgemeine Musterung anstellte. Vom Anblick dieser furchtbaren Macht hingerissen, konnte er sich einer jugendlichen Prahlerey nicht enthalten. „Binnen vier Tagen soll sich ausweisen,“ rief er, „wer von uns beyden, der König von Schweden, oder ich, Herr der Welt seyn wird.“ Dennoch that er, seiner großen Ueberlegenheit ungeachtet, nichts, diese stolze Versicherung wahr zu machen, und vernachlässigte sogar die Gelegenheit, seinen Feind auf das Haupt zu schlagen, als dieser verwegen genug war, sich außerhalb seiner Linien ihm entgegen zu stellen. „Schlachten hat man genug geliefert,“ antwortete er denen, welche ihn zum Angriff ermunterten. „Es ist Zeit, einmal einer andern Methode zu folgen.“ Hier schon entdeckte sich, wie viel mehr bey einem Feldherrn gewonnen worden, dessen schon gegründeter Ruhm der gewagten Unternehmungen nicht benöthigt war, wodurch andre eilen müssen, sich einen Namen zu machen. Ueberzeugt, daß der verzweifelte Muth des Feindes den Sieg auf das theuerste verkaufen, eine Niederlage aber, in diesen Gegenden erlitten, die Angelegenheiten des Kaisers unwiederbringlich zu Grunde richten würde, begnügte er sich damit, die kriegerische Hitze seines Gegners durch eine langwierige Belagerung zu verzehren, und, indem er demselben alle Gelegenheit abschnitt, sich dem Ungestüm seines Muths zu überlassen, ihm gerade denjenigen Vortheil zu rauben, wodurch er bisher so unüberwindlich gewesen war. Ohne also das geringste zu unternehmen, bezog er jenseits der Regnitz, Nürnberg gegenüber, ein stark befestigtes Lager, und entzog durch diese wohlgewählte Stellung der Stadt sowohl, als dem Lager, jede Zufuhr aus Franken, Schwaben und Thüringen. So hielt er den König zugleich mit der Stadt belagert, und schmeichelte sich, den Muth seines Gegners, den er nicht lüstern

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[315/0323] sechzehntausend Mann, also nicht einmal den dritten Theil des feindlichen Heers. Dieses war unterdessen in langsamen Zuge bis gegen Neumark herangerückt, wo der Herzog von Friedland eine allgemeine Musterung anstellte. Vom Anblick dieser furchtbaren Macht hingerissen, konnte er sich einer jugendlichen Prahlerey nicht enthalten. „Binnen vier Tagen soll sich ausweisen,“ rief er, „wer von uns beyden, der König von Schweden, oder ich, Herr der Welt seyn wird.“ Dennoch that er, seiner großen Ueberlegenheit ungeachtet, nichts, diese stolze Versicherung wahr zu machen, und vernachlässigte sogar die Gelegenheit, seinen Feind auf das Haupt zu schlagen, als dieser verwegen genug war, sich außerhalb seiner Linien ihm entgegen zu stellen. „Schlachten hat man genug geliefert,“ antwortete er denen, welche ihn zum Angriff ermunterten. „Es ist Zeit, einmal einer andern Methode zu folgen.“ Hier schon entdeckte sich, wie viel mehr bey einem Feldherrn gewonnen worden, dessen schon gegründeter Ruhm der gewagten Unternehmungen nicht benöthigt war, wodurch andre eilen müssen, sich einen Namen zu machen. Ueberzeugt, daß der verzweifelte Muth des Feindes den Sieg auf das theuerste verkaufen, eine Niederlage aber, in diesen Gegenden erlitten, die Angelegenheiten des Kaisers unwiederbringlich zu Grunde richten würde, begnügte er sich damit, die kriegerische Hitze seines Gegners durch eine langwierige Belagerung zu verzehren, und, indem er demselben alle Gelegenheit abschnitt, sich dem Ungestüm seines Muths zu überlassen, ihm gerade denjenigen Vortheil zu rauben, wodurch er bisher so unüberwindlich gewesen war. Ohne also das geringste zu unternehmen, bezog er jenseits der Regnitz, Nürnberg gegenüber, ein stark befestigtes Lager, und entzog durch diese wohlgewählte Stellung der Stadt sowohl, als dem Lager, jede Zufuhr aus Franken, Schwaben und Thüringen. So hielt er den König zugleich mit der Stadt belagert, und schmeichelte sich, den Muth seines Gegners, den er nicht lüstern

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/323>, abgerufen am 22.11.2024.