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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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beyden Schlachtordnungen der Himmel, schwerer die Erwartung auf jeder einzelnen Brust. Endlich erscheint der gefürchtete Morgen; aber ein undurchdringlicher Nebel, der über das ganze Schlachtfeld verbreitet liegt, verzögert den Angriff noch bis zur Mittagsstunde. Vor der Fronte knieend hält der König seine Andacht; die ganze Armee, auf die Kniee hingestürzt, stimmt zu gleicher Zeit ein rührendes Lied an, und die Feldmusik begleitet den Gesang. Dann steigt der König zu Pferde, und bloß mit einem ledernen Goller und einem Tuchrock bekleidet (eine vormals empfangene Wunde erlaubte ihm nicht mehr, den Harnisch zu tragen) durchreitet er die Glieder, den Muth der Truppen zu einer frohen Zuversicht zu entflammen, die sein eigner ahndungsvoller Busen verläugnet. Gott mit uns, war das Wort der Schweden; das der Kaiserlichen: Jesus Maria. Gegen eilf Uhr fängt der Nebel an sich zu zertheilen, und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in Flammen stehen, auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt, damit er von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt tönt die Losung, die Reiterey sprengt gegen den Feind und das Fußvolk ist im Anmarsch gegen die Gräben.

Von einem fürchterlichen Feuer der Musketen und des dahinter gepflanzten groben Geschützes empfangen, setzen diese tapfern Bataillons mit unerschrocknem Muth ihren Angriff fort, die feindlichen Musketiere verlassen ihren Posten, die Gräben sind übersprungen, die Batterie selbst wird erobert, und sogleich gegen den Feind gerichtet. Sie dringen weiter mit unaufhaltsamer Gewalt, die erste der fünf Friedländischen Brigaden wird niedergeworfen, gleich darauf die zweyte, und schon wendet sich die dritte zur Flucht; aber hier stellt sich der schnell gegenwärtige Geist des Herzogs ihrem Andrang entgegen. Mit Blitzesschnelligkeit ist er da, der Unordnung seines Fußvolks zu steuern, und seinem Machtwort gelingts, die Fliehenden zum Stehen

beyden Schlachtordnungen der Himmel, schwerer die Erwartung auf jeder einzelnen Brust. Endlich erscheint der gefürchtete Morgen; aber ein undurchdringlicher Nebel, der über das ganze Schlachtfeld verbreitet liegt, verzögert den Angriff noch bis zur Mittagsstunde. Vor der Fronte knieend hält der König seine Andacht; die ganze Armee, auf die Kniee hingestürzt, stimmt zu gleicher Zeit ein rührendes Lied an, und die Feldmusik begleitet den Gesang. Dann steigt der König zu Pferde, und bloß mit einem ledernen Goller und einem Tuchrock bekleidet (eine vormals empfangene Wunde erlaubte ihm nicht mehr, den Harnisch zu tragen) durchreitet er die Glieder, den Muth der Truppen zu einer frohen Zuversicht zu entflammen, die sein eigner ahndungsvoller Busen verläugnet. Gott mit uns, war das Wort der Schweden; das der Kaiserlichen: Jesus Maria. Gegen eilf Uhr fängt der Nebel an sich zu zertheilen, und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in Flammen stehen, auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt, damit er von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt tönt die Losung, die Reiterey sprengt gegen den Feind und das Fußvolk ist im Anmarsch gegen die Gräben.

Von einem fürchterlichen Feuer der Musketen und des dahinter gepflanzten groben Geschützes empfangen, setzen diese tapfern Bataillons mit unerschrocknem Muth ihren Angriff fort, die feindlichen Musketiere verlassen ihren Posten, die Gräben sind übersprungen, die Batterie selbst wird erobert, und sogleich gegen den Feind gerichtet. Sie dringen weiter mit unaufhaltsamer Gewalt, die erste der fünf Friedländischen Brigaden wird niedergeworfen, gleich darauf die zweyte, und schon wendet sich die dritte zur Flucht; aber hier stellt sich der schnell gegenwärtige Geist des Herzogs ihrem Andrang entgegen. Mit Blitzesschnelligkeit ist er da, der Unordnung seines Fußvolks zu steuern, und seinem Machtwort gelingts, die Fliehenden zum Stehen

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[336/0344] beyden Schlachtordnungen der Himmel, schwerer die Erwartung auf jeder einzelnen Brust. Endlich erscheint der gefürchtete Morgen; aber ein undurchdringlicher Nebel, der über das ganze Schlachtfeld verbreitet liegt, verzögert den Angriff noch bis zur Mittagsstunde. Vor der Fronte knieend hält der König seine Andacht; die ganze Armee, auf die Kniee hingestürzt, stimmt zu gleicher Zeit ein rührendes Lied an, und die Feldmusik begleitet den Gesang. Dann steigt der König zu Pferde, und bloß mit einem ledernen Goller und einem Tuchrock bekleidet (eine vormals empfangene Wunde erlaubte ihm nicht mehr, den Harnisch zu tragen) durchreitet er die Glieder, den Muth der Truppen zu einer frohen Zuversicht zu entflammen, die sein eigner ahndungsvoller Busen verläugnet. Gott mit uns, war das Wort der Schweden; das der Kaiserlichen: Jesus Maria. Gegen eilf Uhr fängt der Nebel an sich zu zertheilen, und der Feind wird sichtbar. Zugleich sieht man Lützen in Flammen stehen, auf Befehl des Herzogs in Brand gesteckt, damit er von dieser Seite nicht überflügelt würde. Jetzt tönt die Losung, die Reiterey sprengt gegen den Feind und das Fußvolk ist im Anmarsch gegen die Gräben. Von einem fürchterlichen Feuer der Musketen und des dahinter gepflanzten groben Geschützes empfangen, setzen diese tapfern Bataillons mit unerschrocknem Muth ihren Angriff fort, die feindlichen Musketiere verlassen ihren Posten, die Gräben sind übersprungen, die Batterie selbst wird erobert, und sogleich gegen den Feind gerichtet. Sie dringen weiter mit unaufhaltsamer Gewalt, die erste der fünf Friedländischen Brigaden wird niedergeworfen, gleich darauf die zweyte, und schon wendet sich die dritte zur Flucht; aber hier stellt sich der schnell gegenwärtige Geist des Herzogs ihrem Andrang entgegen. Mit Blitzesschnelligkeit ist er da, der Unordnung seines Fußvolks zu steuern, und seinem Machtwort gelingts, die Fliehenden zum Stehen

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/344>, abgerufen am 22.11.2024.