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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Zuschauer in die Schlacht gemischt hatte, büßte seine Neugier und seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Tode. Von Gefangenen schweigt die Geschichte; ein Beweis mehr für die Wuth der Armeen, die keinen Pardon gab oder keinen verlangte.

Pappenheim starb gleich am folgenden Tage zu Leipzig an seinen Wunden; ein unersetzlicher Verlust für das kaiserliche Heer, das dieser treffliche Krieger so oft zum Sieg geführt hatte. Die Prager Schlacht, der er zugleich mit Wallenstein als Oberster beywohnte, öffnete seine Heldenbahn. Gefährlich verwundet warf er durch das Ungestüm seines Muths mit wenigen Truppen ein feindliches Regiment darnieder, und lag viele Stunden lang, mit andern Todten verwechselt, unter der Last seines Pferdes auf der Wahlstatt, bis ihn die Seinigen bey Plünderung des Schlachtfelds entdeckten. Mit wenigem Volk überwand er die Rebellen in Oberösterreich, vierzigtausend an der Zahl, in drey verschiedenen Schlachten, hielt in dem Treffen bey Leipzig die Niederlage des Tilly lange Zeit durch seine Tapferkeit auf, und machte die Waffen des Kaisers an der Elbe und an dem Weserstrom siegen. Das wilde stürmische Feuer seines Muths, den auch die entschiedenste Gefahr nicht schreckte, und kaum das Unmögliche bezwang, machte ihn zum furchtbarsten Arm des Feldherrn, aber untüchtig zum Oberhaupt des Heers; das Treffen bey Leipzig gieng, wenn man dem Ausspruch Tillys glauben darf, durch seine ungestüme Hitze verloren. Auch Er tauchte bey Magdeburgs Zerstörung seine Hand in Blut; sein Geist, durch frühen jugendlichen Fleiß und vielfältige Reisen zur schönsten Blüthe entfaltet, verwilderte unter den Waffen. Auf seiner Stirne erblickte man zwey rothe Striemen, Schwertern ähnlich, womit die Natur schon bey der Geburt ihn gezeichnet hatte. Auch noch in spätern Jahren erschienen diese Flecken, so oft eine Leidenschaft sein Blut in Bewegung brachte, und der Aberglaube überredete

Zuschauer in die Schlacht gemischt hatte, büßte seine Neugier und seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Tode. Von Gefangenen schweigt die Geschichte; ein Beweis mehr für die Wuth der Armeen, die keinen Pardon gab oder keinen verlangte.

Pappenheim starb gleich am folgenden Tage zu Leipzig an seinen Wunden; ein unersetzlicher Verlust für das kaiserliche Heer, das dieser treffliche Krieger so oft zum Sieg geführt hatte. Die Prager Schlacht, der er zugleich mit Wallenstein als Oberster beywohnte, öffnete seine Heldenbahn. Gefährlich verwundet warf er durch das Ungestüm seines Muths mit wenigen Truppen ein feindliches Regiment darnieder, und lag viele Stunden lang, mit andern Todten verwechselt, unter der Last seines Pferdes auf der Wahlstatt, bis ihn die Seinigen bey Plünderung des Schlachtfelds entdeckten. Mit wenigem Volk überwand er die Rebellen in Oberösterreich, vierzigtausend an der Zahl, in drey verschiedenen Schlachten, hielt in dem Treffen bey Leipzig die Niederlage des Tilly lange Zeit durch seine Tapferkeit auf, und machte die Waffen des Kaisers an der Elbe und an dem Weserstrom siegen. Das wilde stürmische Feuer seines Muths, den auch die entschiedenste Gefahr nicht schreckte, und kaum das Unmögliche bezwang, machte ihn zum furchtbarsten Arm des Feldherrn, aber untüchtig zum Oberhaupt des Heers; das Treffen bey Leipzig gieng, wenn man dem Ausspruch Tillys glauben darf, durch seine ungestüme Hitze verloren. Auch Er tauchte bey Magdeburgs Zerstörung seine Hand in Blut; sein Geist, durch frühen jugendlichen Fleiß und vielfältige Reisen zur schönsten Blüthe entfaltet, verwilderte unter den Waffen. Auf seiner Stirne erblickte man zwey rothe Striemen, Schwertern ähnlich, womit die Natur schon bey der Geburt ihn gezeichnet hatte. Auch noch in spätern Jahren erschienen diese Flecken, so oft eine Leidenschaft sein Blut in Bewegung brachte, und der Aberglaube überredete

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[344/0352] Zuschauer in die Schlacht gemischt hatte, büßte seine Neugier und seinen unzeitigen Glaubenseifer mit dem Tode. Von Gefangenen schweigt die Geschichte; ein Beweis mehr für die Wuth der Armeen, die keinen Pardon gab oder keinen verlangte. Pappenheim starb gleich am folgenden Tage zu Leipzig an seinen Wunden; ein unersetzlicher Verlust für das kaiserliche Heer, das dieser treffliche Krieger so oft zum Sieg geführt hatte. Die Prager Schlacht, der er zugleich mit Wallenstein als Oberster beywohnte, öffnete seine Heldenbahn. Gefährlich verwundet warf er durch das Ungestüm seines Muths mit wenigen Truppen ein feindliches Regiment darnieder, und lag viele Stunden lang, mit andern Todten verwechselt, unter der Last seines Pferdes auf der Wahlstatt, bis ihn die Seinigen bey Plünderung des Schlachtfelds entdeckten. Mit wenigem Volk überwand er die Rebellen in Oberösterreich, vierzigtausend an der Zahl, in drey verschiedenen Schlachten, hielt in dem Treffen bey Leipzig die Niederlage des Tilly lange Zeit durch seine Tapferkeit auf, und machte die Waffen des Kaisers an der Elbe und an dem Weserstrom siegen. Das wilde stürmische Feuer seines Muths, den auch die entschiedenste Gefahr nicht schreckte, und kaum das Unmögliche bezwang, machte ihn zum furchtbarsten Arm des Feldherrn, aber untüchtig zum Oberhaupt des Heers; das Treffen bey Leipzig gieng, wenn man dem Ausspruch Tillys glauben darf, durch seine ungestüme Hitze verloren. Auch Er tauchte bey Magdeburgs Zerstörung seine Hand in Blut; sein Geist, durch frühen jugendlichen Fleiß und vielfältige Reisen zur schönsten Blüthe entfaltet, verwilderte unter den Waffen. Auf seiner Stirne erblickte man zwey rothe Striemen, Schwertern ähnlich, womit die Natur schon bey der Geburt ihn gezeichnet hatte. Auch noch in spätern Jahren erschienen diese Flecken, so oft eine Leidenschaft sein Blut in Bewegung brachte, und der Aberglaube überredete

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/352>, abgerufen am 22.11.2024.