Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

wo Rheingraf Otto Ludwig nach Horns Abzug Mühe gehabt hatte, sich gegen das aufgebrachte Landvolk zu vertheidigen. Auch er mußte mit seinen Truppen das Heer an der Donau verstärken; und da auch dieser Succurs nicht hinreichte, so foderte man den Herzog Bernhard von Weimar dringend auf, seine Waffen nach dieser Gegend zu kehren.

Bernhard hatte sich bald nach Eröffnung des Feldzugs im Jahre 1633 der Stadt und des ganzen Hochstifts Bamberg bemächtigt, und Würzburg ein ähnliches Schicksal zugedacht. Auf die Einladung Gustav Horns setzte er sich ungesäumt in Marsch gegen die Donau, schlug unterwegs ein Bayrisches Heer unter Johann von Werth aus dem Felde, und vereinigte sich bey Donauwerth mit den Schweden. Diese zahlreiche, von den trefflichsten Generalen befehligte Armee bedroht Bayern mit einem furchtbaren Einfall. Das ganze Bisthum Eichstädt wird überschwemmt, und Ingolstadt selbst verspricht ein Verräther den Schweden in die Hände zu spielen. Altringers Thätigkeit wird durch die ausdrückliche Vorschrift des Herzogs von Friedland gefesselt, und, von Böhmen aus ohne Hülfe gelassen, kann er sich dem Andrang des feindlichen Heers nicht entgegen setzen. Die günstigsten Umstände vereinigen sich, die Waffen der Schweden in diesen Gegenden siegreich zu machen, als die Thätigkeit der Armee durch eine Empörung der Offiziere auf einmal gehemmt wird.

Den Waffen dankte man alles, was man in Deutschland erworben hatte; selbst Gustav Adolphs Größe war das Werk der Armee, die Frucht ihrer Disciplin, ihrer Tapferkeit, ihres ausdauernden Muths in unendlichen Gefahren und Mühseligkeiten. Wie künstlich man auch im Kabinet seine Plane anlegte, so war doch zuletzt die Armee allein die Vollzieherin, und die erweiterten Entwürfe der Anführer vermehrten immer nur die Lasten derselben. Alle großen Entscheidungen in diesem Kriege waren durch

wo Rheingraf Otto Ludwig nach Horns Abzug Mühe gehabt hatte, sich gegen das aufgebrachte Landvolk zu vertheidigen. Auch er mußte mit seinen Truppen das Heer an der Donau verstärken; und da auch dieser Succurs nicht hinreichte, so foderte man den Herzog Bernhard von Weimar dringend auf, seine Waffen nach dieser Gegend zu kehren.

Bernhard hatte sich bald nach Eröffnung des Feldzugs im Jahre 1633 der Stadt und des ganzen Hochstifts Bamberg bemächtigt, und Würzburg ein ähnliches Schicksal zugedacht. Auf die Einladung Gustav Horns setzte er sich ungesäumt in Marsch gegen die Donau, schlug unterwegs ein Bayrisches Heer unter Johann von Werth aus dem Felde, und vereinigte sich bey Donauwerth mit den Schweden. Diese zahlreiche, von den trefflichsten Generalen befehligte Armee bedroht Bayern mit einem furchtbaren Einfall. Das ganze Bisthum Eichstädt wird überschwemmt, und Ingolstadt selbst verspricht ein Verräther den Schweden in die Hände zu spielen. Altringers Thätigkeit wird durch die ausdrückliche Vorschrift des Herzogs von Friedland gefesselt, und, von Böhmen aus ohne Hülfe gelassen, kann er sich dem Andrang des feindlichen Heers nicht entgegen setzen. Die günstigsten Umstände vereinigen sich, die Waffen der Schweden in diesen Gegenden siegreich zu machen, als die Thätigkeit der Armee durch eine Empörung der Offiziere auf einmal gehemmt wird.

Den Waffen dankte man alles, was man in Deutschland erworben hatte; selbst Gustav Adolphs Größe war das Werk der Armee, die Frucht ihrer Disciplin, ihrer Tapferkeit, ihres ausdauernden Muths in unendlichen Gefahren und Mühseligkeiten. Wie künstlich man auch im Kabinet seine Plane anlegte, so war doch zuletzt die Armee allein die Vollzieherin, und die erweiterten Entwürfe der Anführer vermehrten immer nur die Lasten derselben. Alle großen Entscheidungen in diesem Kriege waren durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0377" n="369"/>
wo <persName>Rheingraf Otto Ludwig</persName> nach Horns Abzug Mühe           gehabt hatte, sich gegen das aufgebrachte Landvolk zu vertheidigen. Auch er mußte mit           seinen Truppen das Heer an der <placeName>Donau</placeName> verstärken; und da auch dieser Succurs nicht           hinreichte, so foderte man den <persName>Herzog Bernhard von Weimar</persName> dringend auf, seine Waffen nach           dieser Gegend zu kehren.</p>
        <p><persName>Bernhard</persName> hatte sich bald nach Eröffnung des Feldzugs im Jahre 1633 der Stadt und des           ganzen Hochstifts <placeName>Bamberg</placeName> bemächtigt, und <placeName>Würzburg</placeName> ein ähnliches Schicksal zugedacht. Auf           die Einladung <persName>Gustav Horns</persName> setzte er sich ungesäumt in Marsch gegen die <placeName>Donau</placeName>, schlug           unterwegs ein Bayrisches Heer unter Johann von Werth aus dem Felde, und vereinigte sich           bey <placeName>Donauwerth</placeName> mit den Schweden. Diese zahlreiche, von den trefflichsten Generalen           befehligte Armee bedroht Bayern mit einem furchtbaren Einfall. Das ganze Bisthum Eichstädt           wird überschwemmt, und Ingolstadt selbst verspricht ein Verräther den Schweden in die           Hände zu spielen. Altringers Thätigkeit wird durch die ausdrückliche Vorschrift des           Herzogs von Friedland gefesselt, und, von <placeName>Böhmen</placeName> aus ohne Hülfe gelassen, kann er sich dem           Andrang des feindlichen Heers nicht entgegen setzen. Die günstigsten Umstände vereinigen           sich, die Waffen der Schweden in diesen Gegenden siegreich zu machen, als die Thätigkeit           der Armee durch eine Empörung der Offiziere auf einmal gehemmt wird.</p>
        <p>Den Waffen dankte man alles, was man in Deutschland erworben hatte; selbst <persName>Gustav Adolphs</persName>           Größe war das Werk der Armee, die Frucht ihrer Disciplin, ihrer Tapferkeit, ihres           ausdauernden Muths in unendlichen Gefahren und Mühseligkeiten. Wie künstlich man auch im           Kabinet seine Plane anlegte, so war doch zuletzt die Armee allein die Vollzieherin, und           die erweiterten Entwürfe der Anführer vermehrten immer nur die Lasten derselben. Alle           großen Entscheidungen in diesem Kriege waren durch
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369/0377] wo Rheingraf Otto Ludwig nach Horns Abzug Mühe gehabt hatte, sich gegen das aufgebrachte Landvolk zu vertheidigen. Auch er mußte mit seinen Truppen das Heer an der Donau verstärken; und da auch dieser Succurs nicht hinreichte, so foderte man den Herzog Bernhard von Weimar dringend auf, seine Waffen nach dieser Gegend zu kehren. Bernhard hatte sich bald nach Eröffnung des Feldzugs im Jahre 1633 der Stadt und des ganzen Hochstifts Bamberg bemächtigt, und Würzburg ein ähnliches Schicksal zugedacht. Auf die Einladung Gustav Horns setzte er sich ungesäumt in Marsch gegen die Donau, schlug unterwegs ein Bayrisches Heer unter Johann von Werth aus dem Felde, und vereinigte sich bey Donauwerth mit den Schweden. Diese zahlreiche, von den trefflichsten Generalen befehligte Armee bedroht Bayern mit einem furchtbaren Einfall. Das ganze Bisthum Eichstädt wird überschwemmt, und Ingolstadt selbst verspricht ein Verräther den Schweden in die Hände zu spielen. Altringers Thätigkeit wird durch die ausdrückliche Vorschrift des Herzogs von Friedland gefesselt, und, von Böhmen aus ohne Hülfe gelassen, kann er sich dem Andrang des feindlichen Heers nicht entgegen setzen. Die günstigsten Umstände vereinigen sich, die Waffen der Schweden in diesen Gegenden siegreich zu machen, als die Thätigkeit der Armee durch eine Empörung der Offiziere auf einmal gehemmt wird. Den Waffen dankte man alles, was man in Deutschland erworben hatte; selbst Gustav Adolphs Größe war das Werk der Armee, die Frucht ihrer Disciplin, ihrer Tapferkeit, ihres ausdauernden Muths in unendlichen Gefahren und Mühseligkeiten. Wie künstlich man auch im Kabinet seine Plane anlegte, so war doch zuletzt die Armee allein die Vollzieherin, und die erweiterten Entwürfe der Anführer vermehrten immer nur die Lasten derselben. Alle großen Entscheidungen in diesem Kriege waren durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/377
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/377>, abgerufen am 25.11.2024.