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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Equipage zur Reise hergab. Froh über die gelungene List, verließ Gallas ungesäumt Pilsen, und überließ es dem Grafen Piccolomini, Wallensteins Schritte zu bewachen: er selbst aber zögerte nicht, von dem kaiserlichen Patente, wo es nur irgend anging, Gebrauch zu machen, und die Erklärung der Truppen fiel günstiger aus, als er je hatte erwarten können. Anstatt seinen Freund nach Pilsen mit zurückzubringen, schickte er ihn vielmehr nach Wien, um den Kaiser gegen einen gedrohten Angriff zu schützen, und er selbst ging nach Oberösterreich, wo man von der Nähe des Herzog Bernhards von Weimar die größte Gefahr besorgte. In Böhmen wurden die Städte Budweiß und Tabor aufs neue für den Kaiser besetzt, und alle Anstalten getroffen, den Unternehmungen des Verräthers schnell und mit Nachdruck zu begegnen.

Da auch Gallas an keine Rückkehr zu denken schien, so wagte es Piccolomini, die Leichtgläubigkeit des Herzogs noch einmal auf die Probe zu stellen. Er bat sich von ihm die Erlaubniß aus, den Gallas zurückzuholen, und Wallenstein ließ sich zum zweytenmal überlisten. Diese unbegreifliche Blindheit wird uns nur als eine Tochter seines Stolzes erklärbar, der sein Urtheil über eine Person nie zurück nahm, und die Möglichkeit zu irren auch sich selbst nicht gestehen wollte. Auch den Grafen Piccolomini ließ er in seinem eigenen Wagen nach Linz bringen, wo dieser sogleich dem Beyspiele des Gallas folgte, und noch einen Schritt weiter ging. Er hatte Wallenstein versprochen zurückzukehren; dieses that er, aber an der Spitze einer Armee, um den Herzog in Pilsen zu überfallen. Ein anderes Heer eilte unter dem General von Suys nach Prag, um diese Hauptstadt in kaiserliche Pflichten zu nehmen, und gegen einen Angriff der Rebellen zu vertheidigen. Zugleich kündigt sich Gallas allen zerstreuten Armeen Oesterreichs als

Equipage zur Reise hergab. Froh über die gelungene List, verließ Gallas ungesäumt Pilsen, und überließ es dem Grafen Piccolomini, Wallensteins Schritte zu bewachen: er selbst aber zögerte nicht, von dem kaiserlichen Patente, wo es nur irgend anging, Gebrauch zu machen, und die Erklärung der Truppen fiel günstiger aus, als er je hatte erwarten können. Anstatt seinen Freund nach Pilsen mit zurückzubringen, schickte er ihn vielmehr nach Wien, um den Kaiser gegen einen gedrohten Angriff zu schützen, und er selbst ging nach Oberösterreich, wo man von der Nähe des Herzog Bernhards von Weimar die größte Gefahr besorgte. In Böhmen wurden die Städte Budweiß und Tabor aufs neue für den Kaiser besetzt, und alle Anstalten getroffen, den Unternehmungen des Verräthers schnell und mit Nachdruck zu begegnen.

Da auch Gallas an keine Rückkehr zu denken schien, so wagte es Piccolomini, die Leichtgläubigkeit des Herzogs noch einmal auf die Probe zu stellen. Er bat sich von ihm die Erlaubniß aus, den Gallas zurückzuholen, und Wallenstein ließ sich zum zweytenmal überlisten. Diese unbegreifliche Blindheit wird uns nur als eine Tochter seines Stolzes erklärbar, der sein Urtheil über eine Person nie zurück nahm, und die Möglichkeit zu irren auch sich selbst nicht gestehen wollte. Auch den Grafen Piccolomini ließ er in seinem eigenen Wagen nach Linz bringen, wo dieser sogleich dem Beyspiele des Gallas folgte, und noch einen Schritt weiter ging. Er hatte Wallenstein versprochen zurückzukehren; dieses that er, aber an der Spitze einer Armee, um den Herzog in Pilsen zu überfallen. Ein anderes Heer eilte unter dem General von Suys nach Prag, um diese Hauptstadt in kaiserliche Pflichten zu nehmen, und gegen einen Angriff der Rebellen zu vertheidigen. Zugleich kündigt sich Gallas allen zerstreuten Armeen Oesterreichs als

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[401/0409] Equipage zur Reise hergab. Froh über die gelungene List, verließ Gallas ungesäumt Pilsen, und überließ es dem Grafen Piccolomini, Wallensteins Schritte zu bewachen: er selbst aber zögerte nicht, von dem kaiserlichen Patente, wo es nur irgend anging, Gebrauch zu machen, und die Erklärung der Truppen fiel günstiger aus, als er je hatte erwarten können. Anstatt seinen Freund nach Pilsen mit zurückzubringen, schickte er ihn vielmehr nach Wien, um den Kaiser gegen einen gedrohten Angriff zu schützen, und er selbst ging nach Oberösterreich, wo man von der Nähe des Herzog Bernhards von Weimar die größte Gefahr besorgte. In Böhmen wurden die Städte Budweiß und Tabor aufs neue für den Kaiser besetzt, und alle Anstalten getroffen, den Unternehmungen des Verräthers schnell und mit Nachdruck zu begegnen. Da auch Gallas an keine Rückkehr zu denken schien, so wagte es Piccolomini, die Leichtgläubigkeit des Herzogs noch einmal auf die Probe zu stellen. Er bat sich von ihm die Erlaubniß aus, den Gallas zurückzuholen, und Wallenstein ließ sich zum zweytenmal überlisten. Diese unbegreifliche Blindheit wird uns nur als eine Tochter seines Stolzes erklärbar, der sein Urtheil über eine Person nie zurück nahm, und die Möglichkeit zu irren auch sich selbst nicht gestehen wollte. Auch den Grafen Piccolomini ließ er in seinem eigenen Wagen nach Linz bringen, wo dieser sogleich dem Beyspiele des Gallas folgte, und noch einen Schritt weiter ging. Er hatte Wallenstein versprochen zurückzukehren; dieses that er, aber an der Spitze einer Armee, um den Herzog in Pilsen zu überfallen. Ein anderes Heer eilte unter dem General von Suys nach Prag, um diese Hauptstadt in kaiserliche Pflichten zu nehmen, und gegen einen Angriff der Rebellen zu vertheidigen. Zugleich kündigt sich Gallas allen zerstreuten Armeen Oesterreichs als

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 401. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/409>, abgerufen am 22.11.2024.