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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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werden, und seinem furchtbaren Nachbar durch eigne Kraft nicht widerstehen konnte. Jetzt war die wahrscheinlichste Hoffnung für Frankreich vorhanden, auch das Elsaß zu seinen weitläuftigen Besitzungen zu schlagen, und, da man sich bald darauf mit den Holländern in die Spanischen Niederlande theilte, den Rhein zu seiner natürlichen Grenze gegen Deutschland zu machen. So schimpflich wurden Deutschlands Rechte von Deutschen Ständen an diese treulose habsüchtige Macht verkauft, die, unter der Larve einer uneigennützigen Freundschaft, nur nach Vergrösserung strebte, und, indem sie mit frecher Stirne die ehrenvolle Benennung einer Beschützerin annahm, bloß darauf bedacht war, ihr Netz auszuspannen, und in der allgemeinen Verwirrung sich selbst zu versorgen.

Für diese wichtigen Cessionen machte Frankreich sich anheischig, den Schwedischen Waffen durch Bekriegung der Spanier eine Diversion zu machen, und, wenn es mit dem Kaiser selbst zu einem öffentlichen Bruch kommen sollte, dießseits des Rheins eine Armee von zwölftausend Mann zu unterhalten, die dann in Vereinigung mit den Schweden und Deutschen gegen Oesterreich agiren würde. Zu dem Kriege mit den Spaniern wurde von diesen selbst die erwünschte Veranlassung gegeben. Sie überfielen von den Niederlanden aus die Stadt Trier, hieben die Französische Besatzung, die in derselben befindlich war, nieder, bemächtigten sich, gegen alle Rechte der Völker, der Person des Churfürsten, der sich unter Französischen Schutz begeben hatte, und führten ihn gefangen nach Flandern. Als der Kardinalinfant, als Statthalter der Spanischen Niederlande, dem König von Frankreich die geforderte Genugthuung abschlug, und sich weigerte, den gefangenen Fürsten in Freyheit zu setzen, kündigte ihm Richelieu, nach altem Brauche durch einen Wappenherold, zu Brüssel

werden, und seinem furchtbaren Nachbar durch eigne Kraft nicht widerstehen konnte. Jetzt war die wahrscheinlichste Hoffnung für Frankreich vorhanden, auch das Elsaß zu seinen weitläuftigen Besitzungen zu schlagen, und, da man sich bald darauf mit den Holländern in die Spanischen Niederlande theilte, den Rhein zu seiner natürlichen Grenze gegen Deutschland zu machen. So schimpflich wurden Deutschlands Rechte von Deutschen Ständen an diese treulose habsüchtige Macht verkauft, die, unter der Larve einer uneigennützigen Freundschaft, nur nach Vergrösserung strebte, und, indem sie mit frecher Stirne die ehrenvolle Benennung einer Beschützerin annahm, bloß darauf bedacht war, ihr Netz auszuspannen, und in der allgemeinen Verwirrung sich selbst zu versorgen.

Für diese wichtigen Cessionen machte Frankreich sich anheischig, den Schwedischen Waffen durch Bekriegung der Spanier eine Diversion zu machen, und, wenn es mit dem Kaiser selbst zu einem öffentlichen Bruch kommen sollte, dießseits des Rheins eine Armee von zwölftausend Mann zu unterhalten, die dann in Vereinigung mit den Schweden und Deutschen gegen Oesterreich agiren würde. Zu dem Kriege mit den Spaniern wurde von diesen selbst die erwünschte Veranlassung gegeben. Sie überfielen von den Niederlanden aus die Stadt Trier, hieben die Französische Besatzung, die in derselben befindlich war, nieder, bemächtigten sich, gegen alle Rechte der Völker, der Person des Churfürsten, der sich unter Französischen Schutz begeben hatte, und führten ihn gefangen nach Flandern. Als der Kardinalinfant, als Statthalter der Spanischen Niederlande, dem König von Frankreich die geforderte Genugthuung abschlug, und sich weigerte, den gefangenen Fürsten in Freyheit zu setzen, kündigte ihm Richelieu, nach altem Brauche durch einen Wappenherold, zu Brüssel

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[420/0428] werden, und seinem furchtbaren Nachbar durch eigne Kraft nicht widerstehen konnte. Jetzt war die wahrscheinlichste Hoffnung für Frankreich vorhanden, auch das Elsaß zu seinen weitläuftigen Besitzungen zu schlagen, und, da man sich bald darauf mit den Holländern in die Spanischen Niederlande theilte, den Rhein zu seiner natürlichen Grenze gegen Deutschland zu machen. So schimpflich wurden Deutschlands Rechte von Deutschen Ständen an diese treulose habsüchtige Macht verkauft, die, unter der Larve einer uneigennützigen Freundschaft, nur nach Vergrösserung strebte, und, indem sie mit frecher Stirne die ehrenvolle Benennung einer Beschützerin annahm, bloß darauf bedacht war, ihr Netz auszuspannen, und in der allgemeinen Verwirrung sich selbst zu versorgen. Für diese wichtigen Cessionen machte Frankreich sich anheischig, den Schwedischen Waffen durch Bekriegung der Spanier eine Diversion zu machen, und, wenn es mit dem Kaiser selbst zu einem öffentlichen Bruch kommen sollte, dießseits des Rheins eine Armee von zwölftausend Mann zu unterhalten, die dann in Vereinigung mit den Schweden und Deutschen gegen Oesterreich agiren würde. Zu dem Kriege mit den Spaniern wurde von diesen selbst die erwünschte Veranlassung gegeben. Sie überfielen von den Niederlanden aus die Stadt Trier, hieben die Französische Besatzung, die in derselben befindlich war, nieder, bemächtigten sich, gegen alle Rechte der Völker, der Person des Churfürsten, der sich unter Französischen Schutz begeben hatte, und führten ihn gefangen nach Flandern. Als der Kardinalinfant, als Statthalter der Spanischen Niederlande, dem König von Frankreich die geforderte Genugthuung abschlug, und sich weigerte, den gefangenen Fürsten in Freyheit zu setzen, kündigte ihm Richelieu, nach altem Brauche durch einen Wappenherold, zu Brüssel

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/428>, abgerufen am 22.11.2024.