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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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über desto mehr Länder konnten sich seine Armeen verbreiten, desto mehr Magazine öffneten sich ihm. Die schreyende Undankbarkeit der Stände, und die stolze Verachtung, mit der ihm von dem Kaiser begegnet wurde, (der ihn nicht einmal würdigte, unmittelbar mit ihm über den Frieden zu traktiren,) entzündete in ihm den Muth der Verzweiflung, und einen edlen Trotz, es bis aufs äußerste zu treiben. Ein noch so unglücklich geführter Krieg konnte die Sache der Schweden nicht schlimmer machen, als sie war; und wenn man das Deutsche Reich räumen sollte, so war es wenigstens anständiger und rühmlicher, es mit dem Schwerd in der Hand zu thun, und der Macht, nicht der Furcht zu unterliegen.

In der grossen Extremität, worinn die Schweden sich durch die Desertion ihrer Alliirten befanden, warfen sie ihre Blicke zuerst auf Frankreich, welches ihnen mit den ermunterndsten Anträgen entgegen eilte. Das Interesse beyder Kronen war aufs engste an einander gekettet, und Frankreich handelte gegen sich selbst, wenn es die Macht der Schweden in Deutschland gänzlich verfallen ließ. Die durchaus hülflose Lage der Schweden war vielmehr eine Aufforderung für dasselbe, sich fester mit ihnen zu verbinden, und einen thätigern Antheil an dem Kriege in Deutschland zu nehmen. Schon seit Abschliessung des Allianztraktats mit den Schweden zu Beerwalde im Jahr 1632, hatte Frankreich den Kaiser durch die Waffen Gustav Adolphs befehdet, ohne einen öffentlichen und förmlichen Bruch, bloß durch die Geldhülfe, die es den Gegnern desselben leistete, und durch seine Geschäftigkeit, die Zahl der letztern zu vermehren. Aber, beunruhigt von dem unerwartet schnellen und ausserordentlichen Glück der Schwedischen Waffen, schien es seinen ersten Zweck eine Zeit lang aus den Augen zu verlieren, um das Gleichgewicht der Macht wieder herzustellen, das durch die Ueberlegenheit der Schweden gelitten hatte. Es suchte die katholischen Reichsfürsten

über desto mehr Länder konnten sich seine Armeen verbreiten, desto mehr Magazine öffneten sich ihm. Die schreyende Undankbarkeit der Stände, und die stolze Verachtung, mit der ihm von dem Kaiser begegnet wurde, (der ihn nicht einmal würdigte, unmittelbar mit ihm über den Frieden zu traktiren,) entzündete in ihm den Muth der Verzweiflung, und einen edlen Trotz, es bis aufs äußerste zu treiben. Ein noch so unglücklich geführter Krieg konnte die Sache der Schweden nicht schlimmer machen, als sie war; und wenn man das Deutsche Reich räumen sollte, so war es wenigstens anständiger und rühmlicher, es mit dem Schwerd in der Hand zu thun, und der Macht, nicht der Furcht zu unterliegen.

In der grossen Extremität, worinn die Schweden sich durch die Desertion ihrer Alliirten befanden, warfen sie ihre Blicke zuerst auf Frankreich, welches ihnen mit den ermunterndsten Anträgen entgegen eilte. Das Interesse beyder Kronen war aufs engste an einander gekettet, und Frankreich handelte gegen sich selbst, wenn es die Macht der Schweden in Deutschland gänzlich verfallen ließ. Die durchaus hülflose Lage der Schweden war vielmehr eine Aufforderung für dasselbe, sich fester mit ihnen zu verbinden, und einen thätigern Antheil an dem Kriege in Deutschland zu nehmen. Schon seit Abschliessung des Allianztraktats mit den Schweden zu Beerwalde im Jahr 1632, hatte Frankreich den Kaiser durch die Waffen Gustav Adolphs befehdet, ohne einen öffentlichen und förmlichen Bruch, bloß durch die Geldhülfe, die es den Gegnern desselben leistete, und durch seine Geschäftigkeit, die Zahl der letztern zu vermehren. Aber, beunruhigt von dem unerwartet schnellen und ausserordentlichen Glück der Schwedischen Waffen, schien es seinen ersten Zweck eine Zeit lang aus den Augen zu verlieren, um das Gleichgewicht der Macht wieder herzustellen, das durch die Ueberlegenheit der Schweden gelitten hatte. Es suchte die katholischen Reichsfürsten

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[432/0440] über desto mehr Länder konnten sich seine Armeen verbreiten, desto mehr Magazine öffneten sich ihm. Die schreyende Undankbarkeit der Stände, und die stolze Verachtung, mit der ihm von dem Kaiser begegnet wurde, (der ihn nicht einmal würdigte, unmittelbar mit ihm über den Frieden zu traktiren,) entzündete in ihm den Muth der Verzweiflung, und einen edlen Trotz, es bis aufs äußerste zu treiben. Ein noch so unglücklich geführter Krieg konnte die Sache der Schweden nicht schlimmer machen, als sie war; und wenn man das Deutsche Reich räumen sollte, so war es wenigstens anständiger und rühmlicher, es mit dem Schwerd in der Hand zu thun, und der Macht, nicht der Furcht zu unterliegen. In der grossen Extremität, worinn die Schweden sich durch die Desertion ihrer Alliirten befanden, warfen sie ihre Blicke zuerst auf Frankreich, welches ihnen mit den ermunterndsten Anträgen entgegen eilte. Das Interesse beyder Kronen war aufs engste an einander gekettet, und Frankreich handelte gegen sich selbst, wenn es die Macht der Schweden in Deutschland gänzlich verfallen ließ. Die durchaus hülflose Lage der Schweden war vielmehr eine Aufforderung für dasselbe, sich fester mit ihnen zu verbinden, und einen thätigern Antheil an dem Kriege in Deutschland zu nehmen. Schon seit Abschliessung des Allianztraktats mit den Schweden zu Beerwalde im Jahr 1632, hatte Frankreich den Kaiser durch die Waffen Gustav Adolphs befehdet, ohne einen öffentlichen und förmlichen Bruch, bloß durch die Geldhülfe, die es den Gegnern desselben leistete, und durch seine Geschäftigkeit, die Zahl der letztern zu vermehren. Aber, beunruhigt von dem unerwartet schnellen und ausserordentlichen Glück der Schwedischen Waffen, schien es seinen ersten Zweck eine Zeit lang aus den Augen zu verlieren, um das Gleichgewicht der Macht wieder herzustellen, das durch die Ueberlegenheit der Schweden gelitten hatte. Es suchte die katholischen Reichsfürsten

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/440>, abgerufen am 22.11.2024.