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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Die Feindseligkeiten fangen also an, und der Churfürst von Sachsen eröffnet sie damit, durch sogenannte Avokatorien alle Sächsische Unterthanen von der Bannerischen Armee abzurufen, die an der Elbe gelagert steht. Die Offiziere, längst schon wegen des rückständigen Soldes schwürig, geben dieser Aufforderung Gehör, und räumen ein Quartier nach dem andern. Da die Sachsen zugleich eine Bewegung gegen Mecklenburg machten, um Dömitz wegzunehmen, und den Feind von Pommern und von der Ostsee abzuschneiden, so zog sich Banner eilfertig dahin, entsetzte Dömitz und schlug den Sächsischen General Baudissin mit siebentausend Mann aufs Haupt, daß gegen tausend blieben und eben so viel gefangen wurden. Verstärkt durch die Truppen und Artillerie, welche bisher in Pohlnisch Preußen gestanden, nunmehr aber durch den Vertrag zu Stummsdorf in diesem Lande entbehrlich wurden, brach dieser tapfre und ungestüme Krieger am folgenden 1636sten Jahr in das Churfürstenthum Sachsen ein, wo er seinem alten Hasse gegen die Sachsen die blutigsten Opfer brachte. Durch vieljährige Beleidigungen aufgebracht, welche er und seine Schweden während ihrer gemeinschaftlichen Feldzüge von dem Uebermuth der Sachsen hatten erleiden müssen, und jetzt durch den Abfall des Churfürsten aufs äusserste gereitzt, liessen sie die unglücklichen Unterthanen desselben ihre Rachsucht und Erbitterung fühlen. Gegen Oesterreicher und Bayern hatte der Schwedische Soldat mehr aus Pflicht gefochten; gegen die Sachsen kämpfte er aus Privathaß und mit persönlicher Wuth, weil er sie als Abtrünnige und Verräther verabscheute, weil der Haß zwischen zerfallenen Freunden gewöhnlich der grimmigste und unversöhnlichste ist. Die nachdrückliche Diversion, welche dem Kaiser unterdessen von dem Herzog von Weimar und dem Landgrafen von Hessen am Rhein und in Westphalen gemacht wurde, hinderte ihn, den Sachsen eine hinlängliche Unterstützung zu leisten, und so mußte das ganze Churfürstenthum von Banners

Die Feindseligkeiten fangen also an, und der Churfürst von Sachsen eröffnet sie damit, durch sogenannte Avokatorien alle Sächsische Unterthanen von der Bannerischen Armee abzurufen, die an der Elbe gelagert steht. Die Offiziere, längst schon wegen des rückständigen Soldes schwürig, geben dieser Aufforderung Gehör, und räumen ein Quartier nach dem andern. Da die Sachsen zugleich eine Bewegung gegen Mecklenburg machten, um Dömitz wegzunehmen, und den Feind von Pommern und von der Ostsee abzuschneiden, so zog sich Banner eilfertig dahin, entsetzte Dömitz und schlug den Sächsischen General Baudissin mit siebentausend Mann aufs Haupt, daß gegen tausend blieben und eben so viel gefangen wurden. Verstärkt durch die Truppen und Artillerie, welche bisher in Pohlnisch Preußen gestanden, nunmehr aber durch den Vertrag zu Stummsdorf in diesem Lande entbehrlich wurden, brach dieser tapfre und ungestüme Krieger am folgenden 1636sten Jahr in das Churfürstenthum Sachsen ein, wo er seinem alten Hasse gegen die Sachsen die blutigsten Opfer brachte. Durch vieljährige Beleidigungen aufgebracht, welche er und seine Schweden während ihrer gemeinschaftlichen Feldzüge von dem Uebermuth der Sachsen hatten erleiden müssen, und jetzt durch den Abfall des Churfürsten aufs äusserste gereitzt, liessen sie die unglücklichen Unterthanen desselben ihre Rachsucht und Erbitterung fühlen. Gegen Oesterreicher und Bayern hatte der Schwedische Soldat mehr aus Pflicht gefochten; gegen die Sachsen kämpfte er aus Privathaß und mit persönlicher Wuth, weil er sie als Abtrünnige und Verräther verabscheute, weil der Haß zwischen zerfallenen Freunden gewöhnlich der grimmigste und unversöhnlichste ist. Die nachdrückliche Diversion, welche dem Kaiser unterdessen von dem Herzog von Weimar und dem Landgrafen von Hessen am Rhein und in Westphalen gemacht wurde, hinderte ihn, den Sachsen eine hinlängliche Unterstützung zu leisten, und so mußte das ganze Churfürstenthum von Banners

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Die Feindseligkeiten fangen also an, und der Churfürst von Sachsen eröffnet sie damit, durch sogenannte Avokatorien alle Sächsische Unterthanen von der Bannerischen Armee abzurufen, die an der Elbe gelagert steht. Die Offiziere, längst schon wegen des rückständigen Soldes schwürig, geben dieser Aufforderung Gehör, und räumen ein Quartier nach dem andern. Da die Sachsen zugleich eine Bewegung gegen Mecklenburg machten, um Dömitz wegzunehmen, und den Feind von Pommern und von der Ostsee abzuschneiden, so zog sich Banner eilfertig dahin, entsetzte Dömitz und schlug den Sächsischen General Baudissin mit siebentausend Mann aufs Haupt, daß gegen tausend blieben und eben so viel gefangen wurden. Verstärkt durch die Truppen und Artillerie, welche bisher in Pohlnisch Preußen gestanden, nunmehr aber durch den Vertrag zu Stummsdorf in diesem Lande entbehrlich wurden, brach dieser tapfre und ungestüme Krieger am folgenden 1636sten Jahr in das Churfürstenthum Sachsen ein, wo er seinem alten Hasse gegen die Sachsen die blutigsten Opfer brachte. Durch vieljährige Beleidigungen aufgebracht, welche er und seine Schweden während ihrer gemeinschaftlichen Feldzüge von dem Uebermuth der Sachsen hatten erleiden müssen, und jetzt durch den Abfall des Churfürsten aufs äusserste gereitzt, liessen sie die unglücklichen Unterthanen desselben ihre Rachsucht und Erbitterung fühlen. Gegen Oesterreicher und Bayern hatte der Schwedische Soldat mehr aus Pflicht gefochten; gegen die Sachsen kämpfte er aus Privathaß und mit persönlicher Wuth, weil er sie als Abtrünnige und Verräther verabscheute, weil der Haß zwischen zerfallenen Freunden gewöhnlich der grimmigste und unversöhnlichste ist. Die nachdrückliche Diversion, welche dem Kaiser unterdessen von dem Herzog von Weimar und dem Landgrafen von Hessen am Rhein und in Westphalen gemacht wurde, hinderte ihn, den Sachsen eine hinlängliche Unterstützung zu leisten, und so mußte das ganze Churfürstenthum von Banners
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[436/0444] Die Feindseligkeiten fangen also an, und der Churfürst von Sachsen eröffnet sie damit, durch sogenannte Avokatorien alle Sächsische Unterthanen von der Bannerischen Armee abzurufen, die an der Elbe gelagert steht. Die Offiziere, längst schon wegen des rückständigen Soldes schwürig, geben dieser Aufforderung Gehör, und räumen ein Quartier nach dem andern. Da die Sachsen zugleich eine Bewegung gegen Mecklenburg machten, um Dömitz wegzunehmen, und den Feind von Pommern und von der Ostsee abzuschneiden, so zog sich Banner eilfertig dahin, entsetzte Dömitz und schlug den Sächsischen General Baudissin mit siebentausend Mann aufs Haupt, daß gegen tausend blieben und eben so viel gefangen wurden. Verstärkt durch die Truppen und Artillerie, welche bisher in Pohlnisch Preußen gestanden, nunmehr aber durch den Vertrag zu Stummsdorf in diesem Lande entbehrlich wurden, brach dieser tapfre und ungestüme Krieger am folgenden 1636sten Jahr in das Churfürstenthum Sachsen ein, wo er seinem alten Hasse gegen die Sachsen die blutigsten Opfer brachte. Durch vieljährige Beleidigungen aufgebracht, welche er und seine Schweden während ihrer gemeinschaftlichen Feldzüge von dem Uebermuth der Sachsen hatten erleiden müssen, und jetzt durch den Abfall des Churfürsten aufs äusserste gereitzt, liessen sie die unglücklichen Unterthanen desselben ihre Rachsucht und Erbitterung fühlen. Gegen Oesterreicher und Bayern hatte der Schwedische Soldat mehr aus Pflicht gefochten; gegen die Sachsen kämpfte er aus Privathaß und mit persönlicher Wuth, weil er sie als Abtrünnige und Verräther verabscheute, weil der Haß zwischen zerfallenen Freunden gewöhnlich der grimmigste und unversöhnlichste ist. Die nachdrückliche Diversion, welche dem Kaiser unterdessen von dem Herzog von Weimar und dem Landgrafen von Hessen am Rhein und in Westphalen gemacht wurde, hinderte ihn, den Sachsen eine hinlängliche Unterstützung zu leisten, und so mußte das ganze Churfürstenthum von Banners

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/444>, abgerufen am 24.11.2024.