Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

nichts weniger als einen Angriff vermuthete. Die Waldstädte Laufenburg, Waldshut und Seckingen, werden durch Ueberfall weggenommen, und Rheinfelden belagert. Der dort kommandirende kaiserliche General, Herzog von Savelli, eilt mit beschleunigten Märschen diesem wichtigen Ort zu Hülfe, entsetzt ihn auch wirklich, und treibt den Herzog von Weimar nicht ohne großen Verlust zurück. Aber gegen aller Menschen Vermuthen erscheint dieser am dritten Tage (den 21. Februar 1638) wieder im Gesichte der Kaiserlichen, die in voller Sicherheit über den erhaltenen Sieg bey Rheinfelden ausruhen, und schlägt sie in einer grossen Schlacht, worin die vier kaiserlichen Generale, Savelli, Johann von Werth, Enkeford und Sperreuter, nebst zweytausend Mann zu Gefangenen gemacht werden. Zwey derselben, von Werth und von Enkeford, ließ Richelieu in der Folge nach Frankreich abführen, um der Eitelkeit des Französischen Volks durch den Anblick so berühmter Gefangenen zu schmeicheln, und das öffentliche Elend durch das Schaugepränge der erfochtenen Siege zu hintergehen. Auch die eroberten Standarten und Fahnen wurden in dieser Absicht unter einer feierlichen Procession in die Kirche de notre Dame gebracht, dreymal vor dem Altare geschwungen, und dem Heiligthum in Verwahrung gegeben.

Die Einnahme von Rheinfelden, Röteln und Freyburg, war die nächste Folge des durch Bernhard erfochtenen Sieges. Sein Heer wuchs beträchtlich, und so wie das Glück sich für ihn erklärte, erweiterten sich seine Entwürfe. Die Festung Breysach am Oberrhein wurde als die Beherrscherin dieses Stroms und als der Schlüssel zum Elsaß betrachtet. Kein Ort war dem Kaiser in diesen Gegenden wichtiger, auf keinen hatte man so große Sorgfalt verwendet. Breysach zu behaupten, war die vornehmste Bestimmung der Italienischen Armee unter Feria gewesen; die Festigkeit seiner Werke

nichts weniger als einen Angriff vermuthete. Die Waldstädte Laufenburg, Waldshut und Seckingen, werden durch Ueberfall weggenommen, und Rheinfelden belagert. Der dort kommandirende kaiserliche General, Herzog von Savelli, eilt mit beschleunigten Märschen diesem wichtigen Ort zu Hülfe, entsetzt ihn auch wirklich, und treibt den Herzog von Weimar nicht ohne großen Verlust zurück. Aber gegen aller Menschen Vermuthen erscheint dieser am dritten Tage (den 21. Februar 1638) wieder im Gesichte der Kaiserlichen, die in voller Sicherheit über den erhaltenen Sieg bey Rheinfelden ausruhen, und schlägt sie in einer grossen Schlacht, worin die vier kaiserlichen Generale, Savelli, Johann von Werth, Enkeford und Sperreuter, nebst zweytausend Mann zu Gefangenen gemacht werden. Zwey derselben, von Werth und von Enkeford, ließ Richelieu in der Folge nach Frankreich abführen, um der Eitelkeit des Französischen Volks durch den Anblick so berühmter Gefangenen zu schmeicheln, und das öffentliche Elend durch das Schaugepränge der erfochtenen Siege zu hintergehen. Auch die eroberten Standarten und Fahnen wurden in dieser Absicht unter einer feierlichen Procession in die Kirche de notre Dame gebracht, dreymal vor dem Altare geschwungen, und dem Heiligthum in Verwahrung gegeben.

Die Einnahme von Rheinfelden, Röteln und Freyburg, war die nächste Folge des durch Bernhard erfochtenen Sieges. Sein Heer wuchs beträchtlich, und so wie das Glück sich für ihn erklärte, erweiterten sich seine Entwürfe. Die Festung Breysach am Oberrhein wurde als die Beherrscherin dieses Stroms und als der Schlüssel zum Elsaß betrachtet. Kein Ort war dem Kaiser in diesen Gegenden wichtiger, auf keinen hatte man so große Sorgfalt verwendet. Breysach zu behaupten, war die vornehmste Bestimmung der Italienischen Armee unter Feria gewesen; die Festigkeit seiner Werke

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0449" n="441"/>
nichts           weniger als einen Angriff vermuthete. Die Waldstädte Laufenburg, Waldshut und Seckingen,           werden durch Ueberfall weggenommen, und Rheinfelden belagert. Der dort kommandirende           kaiserliche General, Herzog von Savelli, eilt mit beschleunigten Märschen diesem wichtigen           Ort zu Hülfe, entsetzt ihn auch wirklich, und treibt den Herzog von Weimar nicht ohne           großen Verlust zurück. Aber gegen aller Menschen Vermuthen erscheint dieser am dritten           Tage (den 21. Februar 1638) wieder im Gesichte der Kaiserlichen, die in voller Sicherheit           über den erhaltenen Sieg bey Rheinfelden ausruhen, und schlägt sie in einer grossen           Schlacht, worin die vier kaiserlichen Generale, Savelli, Johann von Werth, Enkeford und           Sperreuter, nebst zweytausend Mann zu Gefangenen gemacht werden. Zwey derselben, von Werth           und von Enkeford, ließ Richelieu in der Folge nach Frankreich abführen, um der Eitelkeit           des Französischen Volks durch den Anblick so berühmter Gefangenen zu schmeicheln, und das           öffentliche Elend durch das Schaugepränge der erfochtenen Siege zu hintergehen. Auch die           eroberten Standarten und Fahnen wurden in dieser Absicht unter einer feierlichen           Procession in die Kirche de notre Dame gebracht, dreymal vor dem Altare geschwungen, und           dem Heiligthum in Verwahrung gegeben.</p>
        <p>Die Einnahme von Rheinfelden, Röteln und Freyburg, war die nächste Folge des durch           Bernhard erfochtenen Sieges. Sein Heer wuchs beträchtlich, und so wie das Glück sich für           ihn erklärte, erweiterten sich seine Entwürfe. Die Festung Breysach am Oberrhein wurde als           die Beherrscherin dieses Stroms und als der Schlüssel zum Elsaß betrachtet. Kein Ort war           dem Kaiser in diesen Gegenden wichtiger, auf keinen hatte man so große Sorgfalt verwendet.           Breysach zu behaupten, war die vornehmste Bestimmung der Italienischen Armee unter Feria           gewesen; die Festigkeit seiner Werke
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0449] nichts weniger als einen Angriff vermuthete. Die Waldstädte Laufenburg, Waldshut und Seckingen, werden durch Ueberfall weggenommen, und Rheinfelden belagert. Der dort kommandirende kaiserliche General, Herzog von Savelli, eilt mit beschleunigten Märschen diesem wichtigen Ort zu Hülfe, entsetzt ihn auch wirklich, und treibt den Herzog von Weimar nicht ohne großen Verlust zurück. Aber gegen aller Menschen Vermuthen erscheint dieser am dritten Tage (den 21. Februar 1638) wieder im Gesichte der Kaiserlichen, die in voller Sicherheit über den erhaltenen Sieg bey Rheinfelden ausruhen, und schlägt sie in einer grossen Schlacht, worin die vier kaiserlichen Generale, Savelli, Johann von Werth, Enkeford und Sperreuter, nebst zweytausend Mann zu Gefangenen gemacht werden. Zwey derselben, von Werth und von Enkeford, ließ Richelieu in der Folge nach Frankreich abführen, um der Eitelkeit des Französischen Volks durch den Anblick so berühmter Gefangenen zu schmeicheln, und das öffentliche Elend durch das Schaugepränge der erfochtenen Siege zu hintergehen. Auch die eroberten Standarten und Fahnen wurden in dieser Absicht unter einer feierlichen Procession in die Kirche de notre Dame gebracht, dreymal vor dem Altare geschwungen, und dem Heiligthum in Verwahrung gegeben. Die Einnahme von Rheinfelden, Röteln und Freyburg, war die nächste Folge des durch Bernhard erfochtenen Sieges. Sein Heer wuchs beträchtlich, und so wie das Glück sich für ihn erklärte, erweiterten sich seine Entwürfe. Die Festung Breysach am Oberrhein wurde als die Beherrscherin dieses Stroms und als der Schlüssel zum Elsaß betrachtet. Kein Ort war dem Kaiser in diesen Gegenden wichtiger, auf keinen hatte man so große Sorgfalt verwendet. Breysach zu behaupten, war die vornehmste Bestimmung der Italienischen Armee unter Feria gewesen; die Festigkeit seiner Werke

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Google books: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/449
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/449>, abgerufen am 17.05.2024.