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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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auf eine sehr unzweydeutige Art zu erkennen gab, stürzte den Kardinal in nicht geringe Verlegenheit, und alles wurde hervorgesucht, den siegreichen Bernhard im Französischen Interesse zu erhalten. Man lud ihn nach Hof, um Zeuge der Ehre zu seyn, womit man dort das Andenken seiner Triumphe begienge; Bernhard erkannte und floh die Schlinge der Verführung. Man that ihm die Ehre an, ihm eine Nichte des Kardinals zur Gemahlin anzubieten; der stolze Reichsfürst schlug sie aus, um das Sächsische Blut durch keine Mißheirath zu entehren. Jetzt fing man an, ihn als einen gefährlichen Feind zu betrachten, und auch als solchen zu behandeln. Man entzog ihm die Subsidiengelder; man bestach den Gouverneur von Breysach und seine vornehmsten Offiziere, um wenigstens nach dem Tode des Herzogs sich in den Besitz seiner Eroberungen und seiner Truppen zu setzen. Dem letztern blieben diese Ränke kein Geheimniß, und die Vorkehrungen, die er in den eroberten Plätzen traf, bewiesen sein Mißtrauen gegen Frankreich. Aber diese Irrungen mit dem Französischen Hofe hatten den nachtheiligsten Einfluß auf seine künftigen Unternehmungen. Die Anstalten, welche er machen mußte, um seine Eroberungen gegen einen Angriff von Französischer Seite zu behaupten, nöthigten ihn seine Kriegsmacht zu theilen, und das Ausbleiben der Subsidiengelder verzögerte seine Erscheinung im Felde. Seine Absicht war gewesen, über den Rhein zu gehen, den Schweden Luft zu machen, und an den Ufern der Donau gegen den Kaiser und Bayern zu agiren. Schon hatte er Bannern, der im Begriff war, den Krieg in die Oesterreichischen Lande zu wälzen, seinen Operationsplan entdeckt, und versprochen ihn abzulösen - als der Tod ihn zu Neuburg am Rhein (im Julius 1639), im sechs und dreyßigsten Jahre seines Alters, mitten in seinem Heldenlauf überraschte.

Er starb an einer pestartigen Krankheit, welche

auf eine sehr unzweydeutige Art zu erkennen gab, stürzte den Kardinal in nicht geringe Verlegenheit, und alles wurde hervorgesucht, den siegreichen Bernhard im Französischen Interesse zu erhalten. Man lud ihn nach Hof, um Zeuge der Ehre zu seyn, womit man dort das Andenken seiner Triumphe begienge; Bernhard erkannte und floh die Schlinge der Verführung. Man that ihm die Ehre an, ihm eine Nichte des Kardinals zur Gemahlin anzubieten; der stolze Reichsfürst schlug sie aus, um das Sächsische Blut durch keine Mißheirath zu entehren. Jetzt fing man an, ihn als einen gefährlichen Feind zu betrachten, und auch als solchen zu behandeln. Man entzog ihm die Subsidiengelder; man bestach den Gouverneur von Breysach und seine vornehmsten Offiziere, um wenigstens nach dem Tode des Herzogs sich in den Besitz seiner Eroberungen und seiner Truppen zu setzen. Dem letztern blieben diese Ränke kein Geheimniß, und die Vorkehrungen, die er in den eroberten Plätzen traf, bewiesen sein Mißtrauen gegen Frankreich. Aber diese Irrungen mit dem Französischen Hofe hatten den nachtheiligsten Einfluß auf seine künftigen Unternehmungen. Die Anstalten, welche er machen mußte, um seine Eroberungen gegen einen Angriff von Französischer Seite zu behaupten, nöthigten ihn seine Kriegsmacht zu theilen, und das Ausbleiben der Subsidiengelder verzögerte seine Erscheinung im Felde. Seine Absicht war gewesen, über den Rhein zu gehen, den Schweden Luft zu machen, und an den Ufern der Donau gegen den Kaiser und Bayern zu agiren. Schon hatte er Bannern, der im Begriff war, den Krieg in die Oesterreichischen Lande zu wälzen, seinen Operationsplan entdeckt, und versprochen ihn abzulösen – als der Tod ihn zu Neuburg am Rhein (im Julius 1639), im sechs und dreyßigsten Jahre seines Alters, mitten in seinem Heldenlauf überraschte.

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[444/0452] auf eine sehr unzweydeutige Art zu erkennen gab, stürzte den Kardinal in nicht geringe Verlegenheit, und alles wurde hervorgesucht, den siegreichen Bernhard im Französischen Interesse zu erhalten. Man lud ihn nach Hof, um Zeuge der Ehre zu seyn, womit man dort das Andenken seiner Triumphe begienge; Bernhard erkannte und floh die Schlinge der Verführung. Man that ihm die Ehre an, ihm eine Nichte des Kardinals zur Gemahlin anzubieten; der stolze Reichsfürst schlug sie aus, um das Sächsische Blut durch keine Mißheirath zu entehren. Jetzt fing man an, ihn als einen gefährlichen Feind zu betrachten, und auch als solchen zu behandeln. Man entzog ihm die Subsidiengelder; man bestach den Gouverneur von Breysach und seine vornehmsten Offiziere, um wenigstens nach dem Tode des Herzogs sich in den Besitz seiner Eroberungen und seiner Truppen zu setzen. Dem letztern blieben diese Ränke kein Geheimniß, und die Vorkehrungen, die er in den eroberten Plätzen traf, bewiesen sein Mißtrauen gegen Frankreich. Aber diese Irrungen mit dem Französischen Hofe hatten den nachtheiligsten Einfluß auf seine künftigen Unternehmungen. Die Anstalten, welche er machen mußte, um seine Eroberungen gegen einen Angriff von Französischer Seite zu behaupten, nöthigten ihn seine Kriegsmacht zu theilen, und das Ausbleiben der Subsidiengelder verzögerte seine Erscheinung im Felde. Seine Absicht war gewesen, über den Rhein zu gehen, den Schweden Luft zu machen, und an den Ufern der Donau gegen den Kaiser und Bayern zu agiren. Schon hatte er Bannern, der im Begriff war, den Krieg in die Oesterreichischen Lande zu wälzen, seinen Operationsplan entdeckt, und versprochen ihn abzulösen – als der Tod ihn zu Neuburg am Rhein (im Julius 1639), im sechs und dreyßigsten Jahre seines Alters, mitten in seinem Heldenlauf überraschte. Er starb an einer pestartigen Krankheit, welche

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/452>, abgerufen am 22.11.2024.