Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.ihnen beherzt und in voller Schlachtordnung entgegen. Durch einen wunderbaren Kreislauf der Dinge traf man jetzt wieder auf dem nehmlichen Boden zusammen, den Gustav Adolph eilf Jahre vorher durch einen entscheidenden Sieg merkwürdig gemacht hatte, und der Vorfahren Heldentugend erhitzte ihre Nachfolger zu einem edlen Wettstreit auf dieser heiligen Erde. Die Schwedischen Generale Stalhantsch und Willenberg werfen sich auf den noch nicht ganz in Ordnung gestellten linken Flügel der Oesterreicher mit solchem Ungestüm, daß die ganze ihn bedeckende Reiterey über den Haufen gerannt und zum Treffen unbrauchbar gemacht wird. Aber auch dem Linken der Schweden drohte schon ein ähnliches Schicksal, als ihm der siegende Rechte zu Hülfe kam, dem Feind in den Rücken und in die Flanken fiel, und seine Linien trennte. Die Infanterie beyder Theile stand einer Mauer gleich, und wehrte sich, nachdem alles Pulver verschossen war, mit umgekehrten Musketen, bis endlich die Kaiserlichen, von allen Seiten umringt, nach einem dreystündigen Gefechte das Feld räumen mußten. Die Anführer beyder Armeen hatten ihr Aeußerstes gethan, ihre fliehenden Völker aufzuhalten, und Erzherzog Leopold war mit seinem Regimente der erste beym Angriff und der letzte auf der Flucht. Ueber dreytausend Mann und zwey ihrer besten Generale, Schlangen und Lilienhoek, kostete den Schweden dieser blutige Sieg. Von den Kaiserlichen blieben fünftausend auf dem Platze, und beynahe eben so viele wurden zu Gefangenen gemacht. Ihre ganze Artillerie von sechs und vierzig Kanonen, das Silbergeschirr und die Kanzley des Erzherzogs, die ganze Bagage der Armee fiel in der Sieger Hände. Torstensohn, zu sehr geschwächt durch seinen Sieg, um den Feind verfolgen zu können, rückte vor Leipzig; die geschlagene Armee nach Böhmen, wo die flüchtigen Regimenter sich ihnen beherzt und in voller Schlachtordnung entgegen. Durch einen wunderbaren Kreislauf der Dinge traf man jetzt wieder auf dem nehmlichen Boden zusammen, den Gustav Adolph eilf Jahre vorher durch einen entscheidenden Sieg merkwürdig gemacht hatte, und der Vorfahren Heldentugend erhitzte ihre Nachfolger zu einem edlen Wettstreit auf dieser heiligen Erde. Die Schwedischen Generale Stalhantsch und Willenberg werfen sich auf den noch nicht ganz in Ordnung gestellten linken Flügel der Oesterreicher mit solchem Ungestüm, daß die ganze ihn bedeckende Reiterey über den Haufen gerannt und zum Treffen unbrauchbar gemacht wird. Aber auch dem Linken der Schweden drohte schon ein ähnliches Schicksal, als ihm der siegende Rechte zu Hülfe kam, dem Feind in den Rücken und in die Flanken fiel, und seine Linien trennte. Die Infanterie beyder Theile stand einer Mauer gleich, und wehrte sich, nachdem alles Pulver verschossen war, mit umgekehrten Musketen, bis endlich die Kaiserlichen, von allen Seiten umringt, nach einem dreystündigen Gefechte das Feld räumen mußten. Die Anführer beyder Armeen hatten ihr Aeußerstes gethan, ihre fliehenden Völker aufzuhalten, und Erzherzog Leopold war mit seinem Regimente der erste beym Angriff und der letzte auf der Flucht. Ueber dreytausend Mann und zwey ihrer besten Generale, Schlangen und Lilienhoek, kostete den Schweden dieser blutige Sieg. Von den Kaiserlichen blieben fünftausend auf dem Platze, und beynahe eben so viele wurden zu Gefangenen gemacht. Ihre ganze Artillerie von sechs und vierzig Kanonen, das Silbergeschirr und die Kanzley des Erzherzogs, die ganze Bagage der Armee fiel in der Sieger Hände. Torstensohn, zu sehr geschwächt durch seinen Sieg, um den Feind verfolgen zu können, rückte vor Leipzig; die geschlagene Armee nach Böhmen, wo die flüchtigen Regimenter sich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0468" n="460"/> ihnen beherzt und in voller Schlachtordnung entgegen. Durch einen wunderbaren Kreislauf der Dinge traf man jetzt wieder auf dem nehmlichen Boden zusammen, den <persName>Gustav Adolph</persName> eilf Jahre vorher durch einen entscheidenden Sieg merkwürdig gemacht hatte, und der Vorfahren Heldentugend erhitzte ihre Nachfolger zu einem edlen Wettstreit auf dieser heiligen Erde. Die Schwedischen Generale Stalhantsch und Willenberg werfen sich auf den noch nicht ganz in Ordnung gestellten linken Flügel der Oesterreicher mit solchem Ungestüm, daß die ganze ihn bedeckende Reiterey über den Haufen gerannt und zum Treffen unbrauchbar gemacht wird. Aber auch dem Linken der Schweden drohte schon ein ähnliches Schicksal, als ihm der siegende Rechte zu Hülfe kam, dem Feind in den Rücken und in die Flanken fiel, und seine Linien trennte. Die Infanterie beyder Theile stand einer Mauer gleich, und wehrte sich, nachdem alles Pulver verschossen war, mit umgekehrten Musketen, bis endlich die Kaiserlichen, von allen Seiten umringt, nach einem dreystündigen Gefechte das Feld räumen mußten. Die Anführer beyder Armeen hatten ihr Aeußerstes gethan, ihre fliehenden Völker aufzuhalten, und Erzherzog Leopold war mit seinem Regimente der erste beym Angriff und der letzte auf der Flucht. Ueber dreytausend Mann und zwey ihrer besten Generale, <hi rendition="#g">Schlangen</hi> und <hi rendition="#g">Lilienhoek</hi>, kostete den Schweden dieser blutige Sieg. Von den Kaiserlichen blieben fünftausend auf dem Platze, und beynahe eben so viele wurden zu Gefangenen gemacht. 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ihnen beherzt und in voller Schlachtordnung entgegen. Durch einen wunderbaren Kreislauf der Dinge traf man jetzt wieder auf dem nehmlichen Boden zusammen, den Gustav Adolph eilf Jahre vorher durch einen entscheidenden Sieg merkwürdig gemacht hatte, und der Vorfahren Heldentugend erhitzte ihre Nachfolger zu einem edlen Wettstreit auf dieser heiligen Erde. Die Schwedischen Generale Stalhantsch und Willenberg werfen sich auf den noch nicht ganz in Ordnung gestellten linken Flügel der Oesterreicher mit solchem Ungestüm, daß die ganze ihn bedeckende Reiterey über den Haufen gerannt und zum Treffen unbrauchbar gemacht wird. Aber auch dem Linken der Schweden drohte schon ein ähnliches Schicksal, als ihm der siegende Rechte zu Hülfe kam, dem Feind in den Rücken und in die Flanken fiel, und seine Linien trennte. Die Infanterie beyder Theile stand einer Mauer gleich, und wehrte sich, nachdem alles Pulver verschossen war, mit umgekehrten Musketen, bis endlich die Kaiserlichen, von allen Seiten umringt, nach einem dreystündigen Gefechte das Feld räumen mußten. Die Anführer beyder Armeen hatten ihr Aeußerstes gethan, ihre fliehenden Völker aufzuhalten, und Erzherzog Leopold war mit seinem Regimente der erste beym Angriff und der letzte auf der Flucht. Ueber dreytausend Mann und zwey ihrer besten Generale, Schlangen und Lilienhoek, kostete den Schweden dieser blutige Sieg. Von den Kaiserlichen blieben fünftausend auf dem Platze, und beynahe eben so viele wurden zu Gefangenen gemacht. Ihre ganze Artillerie von sechs und vierzig Kanonen, das Silbergeschirr und die Kanzley des Erzherzogs, die ganze Bagage der Armee fiel in der Sieger Hände. Torstensohn, zu sehr geschwächt durch seinen Sieg, um den Feind verfolgen zu können, rückte vor Leipzig; die geschlagene Armee nach Böhmen, wo die flüchtigen Regimenter sich
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