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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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zu trauen war, und Graf Dampierre, ein andrer Ausländer, kommandierte unter seinen Befehlen. Ehe sich diese Armee in Bewegung sezte, versuchte der Kaiser den Weg der Güte durch ein voraus geschicktes Manifest. In diesem erklärte er den Böhmen: "daß der Majestätsbrief ihm heilig sey, daß er nie etwas gegen ihre Religion oder ihre Privilegien beschlossen, daß selbst seine jezige Rüstung ihm durch die ihrige sey abgedrungen worden. Sobald die Nation die Waffen von sich lege, würde auch Er sein Heer verabschieden." Aber dieser gnädige Brief verfehlte seine Wirkung - weil die Häupter des Aufruhrs für rathsam fanden, den guten Willen des Kaisers dem Volke zu verbergen. Anstatt desselben verbreiteten sie auf den Kanzeln und in fliegenden Blättern die giftigsten Gerüchte, und ließen das hintergangene Volk vor Bartholomäusnächten zittern, die nirgends als in ihrem Kopfe existirten. Ganz Böhmen, mit Ausnahme dreyer Städte, Budweiß, Krummau und Pilsen, nahm Theil an dem Aufruhr. Diese drey Städte, größtentheils katholisch, hatten allein den Muth, bey diesem allgemeinen Abfalle dem Kaiser getreu zu bleiben, der ihnen Hülfe versprach. Aber dem Grafen von Thurn konnte es nicht entgehen, wie gefährlich es wäre, drey Pläze von solcher Wichtigkeit in feindlichen Händen zu lassen, die den kaiserlichen Waffen zu jeder Zeit den Eingang in das Königreich offen hielten. Mit schneller Entschlossenheit erschien er vor Budweiß und Krummau, und hoffte beyde Pläze durch Schrecken zu überwältigen. Krummau ergab sich ihm, aber von Budweiß wurden alle seine Angriffe standhaft zurück geschlagen.

Und nun fing auch der Kaiser an, etwas mehr Ernst und Thätigkeit zu zeigen. Boucquoi und Dampierre fielen mit zwey Heeren ins Böhmische Gebieth, und fingen an, es feindselig zu behandeln. Aber die kaiserlichen Generale fanden den Weg nach Prag schwerer, als sie erwartet hatten. Jeder Paß, jeder nur

zu trauen war, und Graf Dampierre, ein andrer Ausländer, kommandierte unter seinen Befehlen. Ehe sich diese Armee in Bewegung sezte, versuchte der Kaiser den Weg der Güte durch ein voraus geschicktes Manifest. In diesem erklärte er den Böhmen: „daß der Majestätsbrief ihm heilig sey, daß er nie etwas gegen ihre Religion oder ihre Privilegien beschlossen, daß selbst seine jezige Rüstung ihm durch die ihrige sey abgedrungen worden. Sobald die Nation die Waffen von sich lege, würde auch Er sein Heer verabschieden.“ Aber dieser gnädige Brief verfehlte seine Wirkung – weil die Häupter des Aufruhrs für rathsam fanden, den guten Willen des Kaisers dem Volke zu verbergen. Anstatt desselben verbreiteten sie auf den Kanzeln und in fliegenden Blättern die giftigsten Gerüchte, und ließen das hintergangene Volk vor Bartholomäusnächten zittern, die nirgends als in ihrem Kopfe existirten. Ganz Böhmen, mit Ausnahme dreyer Städte, Budweiß, Krummau und Pilsen, nahm Theil an dem Aufruhr. Diese drey Städte, größtentheils katholisch, hatten allein den Muth, bey diesem allgemeinen Abfalle dem Kaiser getreu zu bleiben, der ihnen Hülfe versprach. Aber dem Grafen von Thurn konnte es nicht entgehen, wie gefährlich es wäre, drey Pläze von solcher Wichtigkeit in feindlichen Händen zu lassen, die den kaiserlichen Waffen zu jeder Zeit den Eingang in das Königreich offen hielten. Mit schneller Entschlossenheit erschien er vor Budweiß und Krummau, und hoffte beyde Pläze durch Schrecken zu überwältigen. Krummau ergab sich ihm, aber von Budweiß wurden alle seine Angriffe standhaft zurück geschlagen.

Und nun fing auch der Kaiser an, etwas mehr Ernst und Thätigkeit zu zeigen. Boucquoi und Dampierre fielen mit zwey Heeren ins Böhmische Gebieth, und fingen an, es feindselig zu behandeln. Aber die kaiserlichen Generale fanden den Weg nach Prag schwerer, als sie erwartet hatten. Jeder Paß, jeder nur

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[80/0088] zu trauen war, und Graf Dampierre, ein andrer Ausländer, kommandierte unter seinen Befehlen. Ehe sich diese Armee in Bewegung sezte, versuchte der Kaiser den Weg der Güte durch ein voraus geschicktes Manifest. In diesem erklärte er den Böhmen: „daß der Majestätsbrief ihm heilig sey, daß er nie etwas gegen ihre Religion oder ihre Privilegien beschlossen, daß selbst seine jezige Rüstung ihm durch die ihrige sey abgedrungen worden. Sobald die Nation die Waffen von sich lege, würde auch Er sein Heer verabschieden.“ Aber dieser gnädige Brief verfehlte seine Wirkung – weil die Häupter des Aufruhrs für rathsam fanden, den guten Willen des Kaisers dem Volke zu verbergen. Anstatt desselben verbreiteten sie auf den Kanzeln und in fliegenden Blättern die giftigsten Gerüchte, und ließen das hintergangene Volk vor Bartholomäusnächten zittern, die nirgends als in ihrem Kopfe existirten. Ganz Böhmen, mit Ausnahme dreyer Städte, Budweiß, Krummau und Pilsen, nahm Theil an dem Aufruhr. Diese drey Städte, größtentheils katholisch, hatten allein den Muth, bey diesem allgemeinen Abfalle dem Kaiser getreu zu bleiben, der ihnen Hülfe versprach. Aber dem Grafen von Thurn konnte es nicht entgehen, wie gefährlich es wäre, drey Pläze von solcher Wichtigkeit in feindlichen Händen zu lassen, die den kaiserlichen Waffen zu jeder Zeit den Eingang in das Königreich offen hielten. Mit schneller Entschlossenheit erschien er vor Budweiß und Krummau, und hoffte beyde Pläze durch Schrecken zu überwältigen. Krummau ergab sich ihm, aber von Budweiß wurden alle seine Angriffe standhaft zurück geschlagen. Und nun fing auch der Kaiser an, etwas mehr Ernst und Thätigkeit zu zeigen. Boucquoi und Dampierre fielen mit zwey Heeren ins Böhmische Gebieth, und fingen an, es feindselig zu behandeln. Aber die kaiserlichen Generale fanden den Weg nach Prag schwerer, als sie erwartet hatten. Jeder Paß, jeder nur

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/88>, abgerufen am 27.11.2024.